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Die geplante Asylunterkunft mit über 100 Plätzen im Leuggermer Ortsteil Felsenau wird nicht realisiert. Das hat das Departement von Regierungsrätin Franziska Roth entschieden. Grund sind die rückläufigen Zuweisungszahlen. In der Zurzibieter Gemeinde Leuggern atmet man auf.
Der Leuggermer Ammann Stefan Widmer ist über den Entscheid hocherfreut. Dass der Kanton das Projekt nun nicht weiterverfolgt, erachtet er auch als Erfolg der Gemeinde. Der Gemeinderat hatte die Pläne des Kantons von Beginn an als nicht bewilligungsfähig beurteilt. Entsprechend war der Druck, der Richtung Aarau ausgesendet wurde.
In Leuggern war man der Ansicht, dass man mit dem Restaurant-Hotel Bahnhof, das an das Containerareal angrenzt, seinen Beitrag ausreichend geleistet habe. Im ehemaligen Hotel wohnen seit vergangenem Jahr bis zu 50 Asylsuchende.
Begründet wird der Rückzug des Baugesuches seitens des Kantons damit, dass das Projekt für die Platzierung von Wohncontainern auf dem Parkplatz neben der kantonalen Asylunterkunft zu einer Zeit lanciert worden war, in der die Zuweisungszahlen schnell und massiv zugenommen hatten. 2015 lag die mittlere Belegungsquote in den bestehenden kantonalen Asylunterkünften bei über 98 Prozent.
Die vorgesehenen Container hätten Platz für weitere 112 Asylsuchende geboten. Inzwischen reichen die Kapazitäten in den bestehenden kantonalen Unterkünften wieder aus, um die aktuellen Zuweisungszahlen des Bundes zu bewältigen, heisst es.
In Leuggern warf das Vorgehen des Kantons vor rund eineinhalb Jahren hohe Wellen: Der Entscheid, das Restaurant-Hotel in eine kantonale Asylunterkunft zu verwandeln, geschah praktisch hinter dem Rücken des Gemeinderats. Dieser wurde von der Restaurant + Hotel Felsenau GmbH. Enttäuscht war man auch von der Kommunikation der damaligen Departementsvorsteherin Susanne Hochuli. Von Seiten des Kantons hiess es, dass die damalige Asylsituation schnelle Massnahmen erforderte.
In Leuggern wollte man das Vorgehen nicht einfach so hinnehmen. Nach anfänglicher Zurückhaltung formierte sich immer heftigerer Widerstand. Er erreichte seinen Höhepunkt Anfang 2016, als Susanne Hochuli in der Mehrzweckhalle informierte. Die Anwesenden forderten mehr Transparenz, mehr Fakten und weniger „Wischiwaschi“ seitens des Kantons.
Auch Stefan Widmer ergriff damals das Wort: Er bedauerte, dass die Gemeinde erst nachträglich über den Mietvertrag zwischen Kanton und Eigentümern des Restaurant-Hotel Bahnhof in Kenntnis gesetzt wurde. Und er betonte: «Eingriffe der Staatsorgane müssen verhältnismässig sein.» Dass sei im Bezirk Zurzach, der 5 Prozent der Aargauer Bevölkerung und demnächst 12 Prozent der Asylsuchenden beherberge, nicht der Fall. Auch die 10-jährige Dauer des Mietvertrags sei nicht verhältnismässig.
An einer weiteren Veranstaltung wurde der Ton dann gehässiger. Man wolle kein Burj al Arab, in Anlehnung an ein Hotel in Dubai. Es könne nicht sein, dass ein Ortsteil mit 180 Einwohnern, 150 Asylanten aufnehmen müsse.
Nicht betroffen vom aktuellen Entscheid ist die bisherige kantonale Asylunterkunft Gasthaus-Hotel Bahnhof mit ihren 50 Plätzen. Sie bleibt weiterhin in Betrieb. Stefan Widmer betont, dass die bislang gemachten Erfahrungen hier gut seien. Es bestehe ein guter Kontakt.