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Zu wenig traditionelles Handwerk und fehlende Ambiance: Die Organisatoren des Weihnachtsmarktes im Bezirkshauptort ernten Kritik. Zu Unrecht, findet Veranstalter Josef Haus.
Während die Organisatoren in Waldshut am diesjährigen Weihnachtsmarkt erneut mit Vandalismus und Diebstählen zu kämpfen haben (siehe Box), plagten die Veranstalter des Bad Zurzacher Weihnachtsmarktes am vergangenen Wochenende andere Sorgen. Der Wintereinbruch am Sonntag drückte massiv auf die Besucherzahlen. Nur rund 9000 Personen fanden in den beiden Tagen den Weg in den Flecken, im Vergleich zu 14'000 im vergangenen Jahr.
... verzeichnete der Bad Zurzacher Weihnachtsmarkt letztes Wochenende. 5000 weniger als im vergangenen Jahr – zurückzuführen auf den Wintereinbruch am Sonntag.
Die 21. Ausgabe lieferte aber nicht wegen des garsteigen Wetters für Gesprächsstoff. Wie traditionell und attraktiv ist der Bad Zurzacher Weihnachtsmarkt noch? Die Organisatoren mussten hierzu sich kritische Fragen von Marktbesuchern gefallen lassen. Der Anlass verkomme zunehmend zu einem Einheitsbrei, mit fehlender Ambiance.
Sprich: Das traditionelle Handwerk verschwinde zusehends, dafür würden immer mehr nichtsaisonale Produkte angeboten. Der Markt habe zudem von seiner einstigen Ambiance eingebüsst, war zu hören. Wenn Marktstände mit einer «Werkstatt-Neon-Beleuchtung» dekoriert seien, könne kein weihnachtliches Gefühl aufkommen, so die Kritik. Andere finden, dass ein kleinerer Markt das Problem entschärfen könnte.
Marktleiter Josef Haus nimmt die Vorwürfe der Besucher ernst, er teilt sie allerdings nur bedingt. «Ich weiss nicht, ob kleiner besser wäre», sagt er. Schliesslich gehe es darum, Leute nach Bad Zurzach zu bringen. Dass sich hingegen einzelne Standbetreiber nicht ans vorgegebene Reglement gehalten hätten, stimme. «Einige wollten sogar ein Partyzelt aufstellen.» Haus hat daraufhin interveniert. Die Kritik, es wäre kein schöner Markt, will er so allerdings nicht gelten lassen.
Das veränderte Konsumverhalten hat längst auch an den Weihnachtsmärkten Einzug gehalten. «Daraus ist ein neues Sortimentsangebot entstanden», sagt Josef Haus. Traditionelle Handwerker, wie Krippenbauer oder Weihnachtsschmuckhersteller, machen immer häufiger einen Bogen um die Weihnachtsmärkte und bieten ihre Produkte vermehrt an Branchenanlässen an. Das sei im Übrigen in Stuttgart oder Basel nicht anders als in Bad Zurzach, hat Josef Haus festgestellt. «Wenn die Leute ihre Kugeln und Kerzen bei Aldi, Lidl und in der Migros für einen Bruchteil des Preises der Marktanbieter kaufen, oder die Artikel im Internet bestellen, darf man sich nicht wundern, wenn genau diese Anbieter von den Weihnachtsmärkten verschwinden, sagt Marktleiter Haus. Nach wie vor sei der Konsument derjenige, der bestimmt, ob die Ware gekauft wird.
Trotz der veränderten Rahmenbedingungen und der geäusserten Kritik wollen die Bad Zurzacher Organisatoren am bestehenden Konzept festhalten. Der Weihnachtsmarkt sei ein fester Bestandteil und wichtiger Treffpunkt im Ort. «Das soll so bleiben», hofft Josef Haus.
Den Weihnachtsmarkt-Veranstalter in Waldshut reicht es: Sie verzweifeln an mutwilligen Beschädigungen und Diebstählen der Dekoration. Jährlich entstehen so 3000 bis 5000 Euro Schaden. Zerschnittene Lichterketten, geklaute Bäume, abgeräumte Dekoration: Das ist nur eine Auswahl der Ärgernisse, mit denen sich das Organisationsteam wieder herumschlägt. Die Organisatoren haben nun genug: «Bei manchen ist überhaupt kein Bewusstsein da, was sie mit ihren Taten hier anrichten», heisst es im «Südkurier». Dem Werbe- und Förderungskreis entstehen Kosten von mehreren Tausend Euro jährlich, um alles zu ersetzen. «Wir sind ein Verein, arbeiten ehrenamtlich und haben ohnehin ein enges Budget, da ist das viel Geld», sagt ein Mitglied. (AZ)