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Zurzibiet
Die Solvay (Schweiz) AG feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Damals erfüllte der Standort alle Voraussetzungen für den Bau einer Sodafabrik. Zugleich wird nun der Industriepark am selben Standort 15-jährig. Dieser wird je länger desto wichtiger.
Am Anfang der Firmengeschichte der Solvay (Schweiz) AG steht der Leuggemer Gemeindeammann und Bohrunternehmer Cornelius Vögeli. Nach einer Reihe erfolgloser Bohrungen nach Steinkohle stiess er am 12. August 1892 bei Koblenz in einer Tiefe von rund 150 Metern auf eine über zehn Meter dicke Salzsteinschicht.
Die Entdeckung machte Vögeli nicht reich. Sie brachte ihm nur Ärger, Umtriebe und hohe Kosten ein. Die Früchte seiner Pionierarbeit konnte er nie ernten. Als Cornelius Vögeli 1911 starb und es ihm bis zu seinem Tod nicht gelungen war, eine Ausbeutungsgesellschaft zu gründen, sah sich der Staat Aargau nach anderen Möglichkeiten zur Verwertung des Salzvorkommens um. Dabei gelangte auch an die belgische Firma Solvay als grösstes Sodaunternehmen Europas.
Als Folge der Verhandlungen mit Solvay erhielten die «Vereinigten Schweizerischen Rheinsalinen» am 21. September 1912 vom Kanton eine Konzession für die Salzförderung mit der Bedingung, in Zurzach eine Sodafabrik zu erstellen und mit der Salzausbeutung und der Produktion von mindestens 20 000 Tonnen Soda pro Jahr bis spätestens 1. Januar 1921 zu beginnen. Am 4. Dezember 1914 wurde in Olten die Schweizerische Sodafabrik mit Sitz in Zurzach gegründet. Das 100-Jahr-Jubiläum wird am Samstag, 13. September, mit einem Fest im Solvay Industriepark gefeiert.
Ideale Lage
Der Standort bei Zurzach erfüllte alle Voraussetzungen, die für den Bau einer Sodafabrik von Bedeutung sind: Bahnlinie für den Transport der Kohle, naheliegender Kalksteinbruch (Musital bei Rekingen), Salzvorkommen in der Region mit der Möglichkeit zur Förderung, Deckung des Ammoniaks durch die Gaswerke von Basel und Zürich, genügend Strom von den Rheinkraftwerken sowie ein Siedlungsgebiet, aus dem die Belegschaft rekrutiert werden konnte.
Nach einer Bauzeit von nur gerade anderthalb Jahren war die Fabrik betriebsbereit. Ende August 1916 konnte wie geplant mit der Produktion begonnen werden. In den ersten Betriebsjahren hatte die «Sodi», wie die Sodafabrik Zurzach im Volksmund bald genannt wurde, mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Erste Weltkrieg brachte der Sodafabrik zwar eine Beherrschung des Schweizer Marktes ein, hatte aber auch eine Einmischung des Bundes in die Preispolitik des Unternehmens zur Folge. Das Volkswirtschaftsdepartement erliess Mitte November 1917 eine Verfügung, in der die Verkaufspreise vorgeschrieben waren. Diese Massnahme verunmöglichte es der Sodafabrik Zurzach, die für sie günstige Konjunkturlage auszunützen und die teuren Anlagen abzuschreiben.
Übernahme durch die Solvay
Im Mai 1922 wurden alle Aktien der Schweizerischen Sodafabrik auf die Firma Solvay & Cie übertragen. Die Rheinsalinen und die Soda verbrauchende Industrie behielten ihre Vertreter im Verwaltungsrat, die am Unternehmen beteiligten Kantone Baselland und Aargau zogen sich zurück. Damit eröffneten sich für die Schweizer Volkswirtschaft, die von der Sodaproduktion in wesentlichem Masse abhing, zum ersten Mal seit der Firmengründung günstige Perspektiven. Dank Verbesserungen in der Produktion, die Aufnahme der Vollproduktion sowie durch die Möglichkeit, ins Ausland zu exportieren, konnte der Preis gesenkt und dem Welthandel angepasst werden.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Solvay (Schweiz) AG ist die Einführung der Elektrolyse, mit der chemische Verbindungen mithilfe von Strom in ihre Einzelteile zerlegt werden. Von 1930 bis 1953 versechsfachte sich der Elektrolysebedarf in der ganzen Welt und stieg danach weiter an. Die Liste der bis 2004 im Werk in Zurzach mit Elektrolyse hergestellten Produkte umfasst im Wesentlichen Chlor, Natronlauge, Salzsäure, Javelwasser und Natriumchlorit.
Erfolgsmodell Industriepark
Als Folge der Produktionseinstellung vor 10 Jahren musste die Zahl der Mitarbeitenden innerhalb von zwei Jahren von 135 auf 34 reduziert werden. Heute werden in Bad Zurzach nur noch ein Lager mit in Frankreich, Italien und Deutschland hergestellten Produkten sowie eine Verwaltungs- und Verkaufsabteilung betrieben. Zurzeit beschäftigt die Solvay (Schweiz) AG 25 Personen.
Die leer stehenden Fabrikgebäude wurden mit grossem Erfolg an Fremdfirmen vermietet. «Der Industriepark gewinnt zunehmend an Bedeutung», sagt Standortleiter Michael Odenwald. Inzwischen werden in den mehr als
30 Firmen im Industriepark 180 Personen beschäftigt.