Als einzige Gemeinde hat Fisibach den Fusionsvertrag mit 81 Prozent abgelehnt. Der Ammann hofft, dass die anderen Gemeinden nicht nachtragend reagieren.
Vor dem Mehrzweckgebäude Chilewies in Fisibach tummeln sich am Donnerstagabend die Dorfbewohner. Nach der ausserordentlichen Gemeindeversammlung wird die Ablehnung des Fusionsvertrags gefeiert wie in den Nachbargemeinden die Zustimmung. Im Gebäude werden die Stühle versorgt, 167 Stimmberechtigte hatten hier Platz gefunden – lediglich 31 von ihnen votierten mit «Ja». Gemeindeammann Roger Berglas schüttelt Hände und erhält Schulterklopfer. Im Namen des Gemeinderats hatte er den Fusionsvertrag zur Ablehnung empfohlen. Überrascht sei er ob des Resultats nicht, sagt er: «Mit diesem Ergebnis war zu rechnen. Ich habe das Gefühl, dass ich weiss, was die Fisibacher wollen und was nicht.» Schliesslich habe Fisibach seinerzeit als einzige Gemeinde bereits bei der Abstimmung zur vertieften Prüfung einer Fusion dagegen gestimmt und musste erst vom Gemeinderat zur Teilnahme überzeugt werden.
Ergo: Fisibach wollte von Anfang an nicht fusionieren. War der zweijährige Prozess mit Ausarbeitung des Vertrags letztlich vergebene Liebesmühe? Berglas: «Wenn wir gar nicht erst mit den Nachbargemeinden an einen Tisch gesessen wären, hätten wir wichtige Einblicke verloren. Nun wissen wir, über welche Kompetenzen wir in Zukunft verfügen müssen.»
Berglas hatte den Anwesenden zuvor die – aus Sicht des Gemeinderats – Vor- und Nachteile einer Fusion dargelegt. Einheitliche Behörden, Bauverwaltung und Bau- und Nutzungsordnung lagen auf der Pro-Seite. Allerdings würde, gemessen am Bevölkerungsanteil in der neuen Grossgemeinde, «das Mitbestimmungsrecht von Fisibach von 100 auf 6 Prozent begrenzt». Zudem fürchten die Fisibacher, sich mit der Eingemeindung dem geliebten Zürcher Unterland zu verschliessen – gar ein Kantonswechsel stand zwischenzeitlich zur Debatte. Er plädiere aber trotz der Absage weiterhin für eine gute Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, allerdings als eigenständige Gemeinde.
«Mit der Ablehnung des Fusionsvertrags gehen wir das Risiko ein, dass uns die anderen Gemeinden in Zukunft die kalte Schulter zeigen», ist sich Berglas bewusst. «Es wäre schade, wenn man in so einem Prozess nicht mal ‹Nein› sagen darf.» Für ihn überwiege dennoch die Hoffnung, dass man weiterhin konstruktiv mit der Region Zurzach zusammenarbeiten könne und für das «Nein» von den Rheintal+-Gemeinden nicht abgestraft werde.
Was aber, wenn die Stimmung kippen sollte und Fisibach doch noch fusionieren möchte? Es blieben zwei Möglichkeiten: Dass die Bevölkerung an der Gemeindeversammlung am 12. Juni einen Überweisungsantrag stellt oder eine Initiative einreicht. Roger Berglas: «Bei einer Ablehnung von 81 Prozent ist eine Kehrtwende aber sehr unwahrscheinlich.»