Leuggern
Verkehrskadettin angefahren und verletzt – dann wird sie noch bedroht

Eine Automobilistin missachtete während der Gippinger Radsporttage in Felsenau die Anweisungen einer Sicherheitsperson. Nach dem Unfall wird das Opfer noch beleidigt und bedroht.

Daniel Weissenbrunner
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An der Aarebrücke in Felsenau ereignet sich der Zwischenfall. Archiv

An der Aarebrücke in Felsenau ereignet sich der Zwischenfall. Archiv

Die Gippinger Radsporttage haben ein unschönes Nachspiel: Wie erst jetzt publik wird, kam es anlässlich der Gippinger Radsporttage zu einem gravierenden Zwischenfall. Für René Achermann, den Kommandanten der Feuerwehr Böttstein-Leuggern ist der Vorfall gar beispiellos. Eine seiner Kolleginnen wurde am Sonntag, 16. Juni, während ihres Einsatzes auf der Aarebrücke im Leuggermer Ortsteil Felsenau von einer 29-jährigen Automobilistin aus dem Kanton St. Gallen angefahren und verletzt. Die Familienmutter erlitt einen Muskelfaserriss, einen Anriss der Achillessehne sowie Quetschungen am Unterschenkel. Die Frau, die sich dazu nicht äussern möchte, ist seither arbeitsunfähig geschrieben. Es sei davon auszugehen, dass sie noch mehrere Wochen ausfallen wird, befürchtet René Achermann.

Passiert ist der Vorfall am letzten Tag der Gippinger Radsporttage. Kurz vor zwölf Uhr mittags überholte die Automobilistin die stehende Kolonne und überfuhr dabei die Sicherheitslinie. Dabei wurde die Verkehrskadettin von der fehlbaren Lenkerin von hinten angefahren. Anschliessend sei sie vom Beifahrer der Unfallverursacherin beleidigt und bedroht worden, sagt René Achermann. Die Kantonspolizei bestätigt den Vorgang. Gegen die Frau sei inzwischen Anzeige erstattet worden, sagt Sprecher Roland Pfister. Betroffen reagiert auch der OK-Präsident der Radsporttage, René Huber. Er stelle allgemein eine grössere Ungeduld bei den Autofahrern fest. «Was sich aber hier ereignete, sprenge jedes Mass. Mir tut es leid für die Frau, die sich ja in den Dienst der Sicherheit stellte», so Huber.

Spitze des Eisbergs

René Achermann steht seit über 20 Jahren in Diensten der Feuerwehr, davon 14 für die Feuerwehr Böttstein-Leuggern. Er musste sich in dieser Zeit schon einiges anhören. Beleidigungen, Pöbeleien und Spucken», gehören bei uns mittlerweile zum Alltag. Zeichengebungen durch den Verkehrsdienst würden die Leute anscheinend immer weniger interessieren. Was in Felsenau geschehen sei, übertreffe aber alles bisher Erlebte, so Achermann. Er bezeichnet den Fall als die Spitze des Eisbergs. Vorfälle wie jener in Felsenau erschweren seiner Ansicht nach die Suche nach neuen Leuten. Es werde immer schwieriger, motivierte Leute zu finden. Aktuell zählt die Feuerwehr Leuggern-Böttstein 105 Personen.

«Unsere Leute opfern in ihrer Freizeit unzählige Stunden, um Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen und für ihre Sicherheit zu sorgen», sagt Achermann. Anstatt die Zeit mit der Familie zu geniessen, stünden sie bei eisigem Wind und strömenden Regen im stundenlang im Einsatz. Er müsse leider feststellen, dass die Einsatzkräfte immer häufiger wie Menschen zweiter Klasse behandelt würden, sagt Achermann.

Sein gestecktes Jahresziel wird Achermann jedenfalls nicht mehr erreichen. «Das oberste Gebot lautet bei uns, unfallfrei zu bleiben.»