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Ein Hund spürte vor einem Monat einen 42-Jährigen auf, der verletzt an einem steilen Abhang am Rhein lag und sich selbst nicht helfen konnte. Ein Zeugenaufruf blieb ohne Echo. Der Mann selbst kann keine Auskunft geben.
Es war der Mittwoch, 30. September, als ein Hundehalter an einem Parkplatz in Fisibach eine ungewöhnliche Entdeckung macht: Zirka 100 Meter unterhalb des Parkplatzes an der Hauptstrasse ausserorts zwischen Kaiserstuhl und Rümikon liegt ein verletzter Mann in einem Gebüsch. Feuerwehrleute bergen ihn, eine Ambulanz transportiert ihn ins Spital. Die Ermittlungen der Polizei zeigen: Der 42-Jährige fuhr schon am Vorabend, dem 29. September, von seinem Wohnort im Kanton Zürich los. Sein Ziel blieb unbekannt. Klar ist dagegen, dass er sich mit einem schwarzen E-Bike mit schwarzen Gepäcktaschen aufmachte. Wobei dessen Verbleib unklar ist.
Der Mann hatte offenbar grosses Glück, dass er gefunden wurde. Vom Parkplatz aus konnte man ihn nicht sehen. Lastwagen-Chauffeure halten dort regelmässig für eine Pause. Von dort führt ein Weg zum Rheinufer und weiter direkt zum Grenzübergang von Kaiserstuhl. Man läuft dort an Rhein, Wiesen und Feldern vorbei. Der Parkplatz ist deshalb auch bei Hundehaltern beliebt, die mit ihren Tieren auf einem Weg den Rhein entlang spazieren.
An jenem 30. September war es ein Hund, der den Verletzten aufspürte. Er bellte so laut, dass der Hundehalter nachschauen ging, wie diese Zeitung erfahren hat. Der Mann fand den Verletzten nur wenige Meter vom Rheinufer entfernt am Boden liegend, an einem steilen Abhang. Dass der Mann bei einem Verkehrsunfall verletzt wurde, erscheint somit eher unwahrscheinlich. Offensichtliche Verletzungen hatte er offenbar nicht. Möglicherweise stürzte er den rutschigen Abhang hinunter, zumal er kein gutes Schuhwerk trug.
Rund zwei Wochen später wandten sich Staatsanwaltschaft und Polizei mit einem Zeugenaufruf an die Bevölkerung. Sie wollten etwa wissen, wer an jenem Dienstagabend jemanden in besagtem Bereich gesehen hat, auch wenn diese Person kein E-Bike dabei hatte.
Nun zeigt sich: Der Zeugenaufruf hat die Ermittler nicht weitergebracht. Es haben sich keine Personen gemeldet, wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage antwortet.
Liegen weitere Hinweise vor, wie der Mann am Rhein gelandet ist und was seine Verletzungen verursacht hat? «Das ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen», hält sich Fiona Strebel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, bedeckt. Ein Verbrechen schliesst die Staatsanwaltschaft offenbar nicht aus. «Wir haben aktuell keinen klaren Hinweis auf Unfall oder Delikt und ermitteln in alle Richtungen.» Das E-Bike sei nach wie vor verschwunden. Auch das Ziel des Verletzten und ob er womöglich gar über Nacht am Abhang, neben dem Gebüsch lag, ist unklar.
Gemäss AZ-Recherchen handelt es sich beim Verletzten um einen Lastwagen-Chauffeur. Er konnte, als er gefunden wurde, noch seinen Namen nennen. Aktuell kann der Mann selbst kein Licht ins Dunkel bringen. «Er ist aufgrund seiner Verletzungen nicht ansprechbar», sagt Fiona Strebel. Der Fall bleibt somit ein grosses Rätsel.