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Nach Bedenken stimmte die Gemeindeversammlung der Beteiligung an den Unterhaltskosten des Zurzacher Schlossparks zu.
Der Vorschlag, dass die Gemeinde Bad Zurzach einen Teil der Unterhaltskosten für den Schlosspark übernehmen soll, sorgte für viel Wirbel, erregte Mails und Leserbriefe. Denn nun ist der Schlosspark seit wenigen Wochen wieder öffentlich zugänglich, nachdem die Park Himmelrych AG das zehn Jahre leerstehende Schloss samt Gelände.
Aber damit entstehen auch laufende Kosten: Reinigung der Wege, Laubentfernung, Mähen der Wiese. Die Gemeinde wollte nun der Park Himmelrych AG mit Arbeits- und Maschinenstunden unter die Arme greifen und im Gegenzug für die Wiedereröffnung des Parks jährlich maximal 37.000 Franken für die Unterhaltskosten zur Verfügung stellen.
Auch dass mit Reto S. Fuchs ein Gemeinderat und ehemaliger Ammann den Verwaltungsrat der Park Himmelrych AG präsidiert, schmeckt nicht jedem. Wer so mächtige Kontakte hat, kann für den Unterhalt des eigenen Parks auch den Steuerzahler aufkommen lassen, so der Vorwurf.
Er betonte, dass der Kauf des Schlosses privat und eben nicht durch die öffentliche Hand erfolgt sei – und dass der Verwaltungsrat dennoch keine privaten, sondern rein gemeinnützige Ambitionen hatte: Den Park und später das Schloss wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. «Wir wissen nicht, ob wir das auf lange Sicht schaffen – wir versprechen es auch nicht. Aber wir probieren es», sagte er. Während der weiteren Diskussion verliess er vorsorglich den Raum, aufgrund seiner Befangenheit dürfte er ja sowieso nicht abstimmen.
Andreas Indermühle begann die Folgediskussion mit einem Vergleich: «Ich wohne an einer Wiese, die von der Gemeinde gepachtet wurde. Wir müssen dort unseren Müll selbst wegräumen – und stellen keinen Anspruch darauf, dass die Gemeinde den wegräumen soll.» Er rechnete vor, dass ein 30- bis 40-prozentiges Stellenpensum extra für die Reinigungsarbeiten im Schlosspark geschaffen werden müsste. Andere Stimmen schlossen sich seinem Standpunkt an, dass gerade im Hinblick auf pandemiebedingte Sparmassnahmen und die Gemeindezusammenführung ein «fragwürdiger Zeitpunkt» für eine solche öffentliche, «nicht zwingend notwendige» Investition sei.
So wurde aufgebracht, dass die sieben weiteren Gemeinden der künftigen Grossgemeinde Zurzach für die Entscheidung mitzahlen müssten, ohne darüber mitentscheiden zu können. Noch sei ja man eine souveräne Gemeinde, hiess es dann, und ausserdem sei die Vereinbarung bis Ende 2023 befristet und soll dann neuverhandelt werden. Ein Änderungsantrag für eine Befristung bis zur ersten Gmeind als Grossgemeinde und ein Rückweisungsantrag der Abstimmung bis zu ebenjener wurden ebenso vom Mehr der Anwesenden abgelehnt wie Indermühles Vorschlag einer geheimen Abstimmung – er fürchtete, nicht jeder Stimmberechtigten würde sich trauen, vor den Augen aller gegen den Vorschlag des Gemeinderats zu stimmen.
Die wirtschaftlichen Bedenken der Gegner konnten gegen die emotionalen Argumente der Befürworter nicht ankommen. Mehrere Bürger älteren Semesters erzählten, wie sie bereits als Kinder im Schlosspark gespielt hatten. Da war mal vom «Wahrzeichen Bad Zurzachs», von «unglaublichen Veranstaltungen» die Rede. Da die Öffentlichkeit den Park nutze und eben auch verschmutze, sei es nur folgerichtig, dass sie auch für diesen «Schaden» aufkomme.
Als Fuchs nach einer dreiviertelstündigen Diskussion (man munkelte, in der Zeit, hätte er in die Kneipe gehen können) den Raum wieder betrat, wurde er mit Applaus begrüsst. «Auch das ist ein Ergebnis», kommentierte Ammann Bernhard Scheuber. Der Vorschlag des Gemeinderats für die Teilübernahme der Unterhaltskosten des Schlossparks war mit 97 zu 35 Stimmen angenommen worden.
Diese verliefen bei der Einwohnergemeindeversammlung bedeutend harmonischer. Die Anwesenden stimmten mit einer Gegenstimme dem Kauf der Parzelle 277 im Seeächer zu. Die 2'773 Quadratmeter sollen der Erbengemeinschaft Paul Bächle für gesamt 513'000 Franken abgekauft werden. Was darauf entsteht, lässt die Gemeindeverwaltung offen, aber es diene der «zukunftsorientierten» Entwicklung, versichert sie. Die Kreditabrechnungen für die Kanalverlegung beim Bau des Generationenhauses, den Aufwand für die vertiefte Prüfung zu Rheintal+ und neue Unterflurcontainer wurden einstimmig genehmigt.