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Zurzibiet
Als die Social-Distancing-Regeln längst galten, wanderten Zurzacher Senioren am 12. März gemeinsam ins Birstal. Es sei dumm gelaufen, sagt der Geschäftsleiter von Pro Senectute Aargau.
Das Bundesamt für Gesundheit trichtert ihre Botschaft der Schweizer Bevölkerung seit Wochen regelrecht ein: Das Coronavirus sei besonders gefährlich für ältere Menschen, die Mortalität steige ab 65 rasant, die Hygieneregeln seien darum unbedingt einzuhalten – insbesondere auch das Social Distancing, das Abstandhalten von einer Person zur anderen.
Doch ausgerechnet «Pro Senectute Zurzach – die Organisation, die sich für ältere Menschen einsetzt» – liess sich trotz aller Warnungen nicht davon abhalten, ihre Märzwanderung ins Birstal wie geplant durchzuführen. Pro Senectute selber riet Anfang März besorgten Senioren, die sozialen Kontakte allenfalls etwas einzuschränken, in der Öffentlichkeit mindestens zwei Meter Abstand zu halten und sich an die Hygienevorschriften des Bundes zu halten.
Am vergangenen Samstag wurde der Bericht über den Ausflug vom 12. März in der Lokalzeitung «Die Botschaft» abgedruckt. Inklusive Gruppenfoto, auf dem sich die Teilnehmer eng aneinander gerückt ablichten liessen. Von Social Distancing: weit und breit nichts zu sehen.
Die Organisatoren hatten sich eine Absage offenbar noch überlegt. Im Bericht heisst es: «Die Entscheidung, die geplante Märzwanderung unter den derzeitigen Erschwernissen durchzuführen, fiel dem Wanderleiter nicht leicht. Die Wetterprognosen versprachen perfektes Wanderwetter, es blieb also die Befürchtung, die Teilnehmerzahl könnte wegen der virusbedingten Situation so gering sein, dass eine Durchführung unmöglich würde. Die Wanderer wagten es. Eine aufgestellte Gruppe Frauen und Männer versammelte sich am Bahnhof Döttingen. Aufs Händeschütteln wurde verzichtet, und auch die übrigen Vorsichtsmassnahmen mussten eingehalten werden.»
Auf der Facebook-Gruppe «Zurzibiet» ist in den vergangenen Stunden seit Veröffentlichung des Wanderberichts viel Kritik geäussert worden. Etwa folgender Kommentar: «Ein faux pas – der Entscheid für die Durchführung einer Veranstaltung mit Menschen vorwiegend aus der Risikogruppe ist nicht nachvollziehbar. Pro Senectute leistet sonst wirklich tolle Arbeit – ich hoffe, das ist ein einmaliger Ausrutscher ohne sehr gravierende Folgen für das schon überlastete Gesundheitssystem.»
Pirmin Kaufmann, Geschäftsleiter von Pro Senectute Aargau, nimmt wie folgt Stellung: «Im Nachhinein muss man sagen: Es ist sehr dumm gelaufen. Die Wanderung fand am 12. März statt. Einen Tag später haben wir die Absage aller Kurse, Veranstaltungen und Sportaktivitäten bekannt gegeben.» Zum Zeitpunkt der Wanderung hatte das Bundesamt für Gesundheit jedoch längst Regeln veröffentlicht, die auf einer Wanderung wohl nur schwer einzuhalten sind – wie eben etwa das Social Distancing. Wäre es nicht in der Verantwortung von Pro Senectute gewesen, die Teilnehmer zu schützen und die Wanderung abzusagen?
Kaufmann räumt ein: «Aus heutiger Sicht hätten wir alle Gruppenaktivitäten bereits eine Woche früher absagen sollen und es war ein Fehler, die Wanderung durchzuführen. Allerdings war es zu jenem Zeitpunkt noch erlaubt, sich in grösseren Gruppen aufzuhalten, wenn auch nicht empfohlen.» Unglücklich sei, dass der Bericht inklusive Gruppenfoto nun mit einer Woche Verspätung veröffentlicht worden sei, sagt Kaufmann. «Die Bevölkerung ist inzwischen viel stärker sensibilisiert, entsprechend deutlich sind die Reaktionen.» Und der Gesundheitszustand der Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Aktuell seien alle gesund, sagt Kaufmann.