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Vor dem Atelier von Santhori steht nur noch ein Überbleibsel seiner Blitzer-Skulptur. Doch das ist kein Zustand für die Ewigkeit.
Künstler Santhori, 70, zieht mit seinem Atelier auf Anfang Juli vom Rekinger Solvay-Kindergarten ins Schloss Zurzach. Das gab er vor kurzem bekannt, als die Schlossbesitzer die Türen für interessierte Besucher öffneten. Was passiert nun mit seiner Skulptur des bunten Blechpolizisten? Dieser ist nicht nur der schönste weit und breit. Er geniesst dank seiner Vorgeschichte auch Kultstatus. «Sturm Sabine hat ihn komplett verhauen», erzählt Santhori. Das war bereits vor vier Monaten, im Februar.
Auf der Wiese vor seinem Atelier steht nur noch der graue Kern der Skulptur. Diese war mit Eisenpfählen auf drei Seiten im Boden verankert. Der Sturm riss die Skulptur aus der Verankerung und blies sie nieder. Die Überreste blieben einige Meter weiter liegen. «Ich habe meinen Augen nicht getraut», erzählt der Zurzacher Pop-Art-Künstler. «Das hat schlimm ausgesehen.» Der bunte Blechpolizist sei nicht zu retten gewesen.
Anders war das noch vor zwei Jahren, als Vandalen den Blitzer beschädigten. «Damals hatten wir Glück», sagt Santhori. Jemand habe ihm sofort angerufen. Er habe die Skulptur gleich wieder aufstellen und flicken können.
Der Blitzer stand damals noch direkt an der Grundstücksgrenze, nur wenige Meter von der Kantonsstrasse entfernt. Santhori musste feststellen, dass manche Autofahrer keinen Sinn für seine Kunst haben. Manche fühlten sich von der Radarfallen-Skulptur provoziert, andere liessen sich von ihr irritieren und fuhren – man weiss ja nie – mit gedrosseltem Tempo an ihr vorbei.
Auch der Gemeinde Rekingen war der falsche Blitzer ein Dorn im Auge. Sie forderte Santhori respektive seine Vermieterin, die Solvay AG, auf, ein Baugesuch einzureichen. Santhori erzählt, er habe sich beim kantonalen Baudepartement über die rechtliche Lage erkundigt. Die Gemeinde hätte für sein Kunstwerk kein Baugesuch fordern dürfen. Santhori ist sich sicher: «Ich hätte den Blitzer dort stehen lassen können.» Dem Frieden zuliebe habe er ihn aber einige Meter von der Strasse weg versetzt. «Die Gemeinde war dann zufrieden.» Damit war es vorbei mit der Provokation.
Der Blitzer fand aber auch viele Fans. Manch einer erinnert sich noch an die Guerilla-Kunstaktion vom Januar 2016: In der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs verhüllten Santhori und Architekt Walter Wäschle einen grauen Blitzer mit der bunten Hülle. Das Kunstwerk stand drei Stunden lang, ehe die Stadtpolizei sie wieder entfernte.
Santhori wird das Blitzter-Überbleibsel vor seinem Atelier in Rekingen abräumen und es im Schloss-Keller deponieren. Dass die Radarfallen-Skulptur dereinst eine Wiederauferstehung feiert, will er nicht ausschliessen – im Gegenteil. «Es wäre super, wenn der Blitzer dereinst wieder irgendwo stehen würde», sagt er mit einem Lachen. Es klingt fast wie ein Versprechen.