Statt Geld für ein Zertifikat auszugeben, soll in Projekte für Nachhaltigkeit investiert werden. Am 30. November wird über den Austritt aus dem «Trägerverein Energiestadt» abgestimmt.
Schneisingen darf sich seit dem Jahr 2011 «Energiestadt» nennen. Das Label wird vom sogenannten «Trägerverein Energiestadt» an jene Gemeinden verliehen, die energiepolitische Massnahmen realisiert oder beschlossen haben. Ein kluges Energie-Management zahle sich in Franken und Rappen aus, wirbt der Verein auf seiner Website. «Ganz zu schweigen vom Imagegewinn und von den Vorteilen fürs Standortmarketing: Energiestädte zeigen, dass sie an morgen denken. Sie sind Vorreiter für eine innovative Energie- und Klimapolitik.»
Geht es nach dem Gemeinderat, soll Schneisingen nun aus dem Verein austreten und künftig auf das Label verzichten. An der Gemeindeversammlung am 30. November wird über diesen Antrag abgestimmt. Vor einem Jahr hatten die Stimmbürger den Gemeinderat per Überweisungsauftrag dazu aufgefordert, den Nutzen des Labels zu überprüfen.
Gemeindeammann Adrian Baumgartner sagt: «Wir sind bei unserer Prüfung zum Schluss gekommen, dass wir das Geld, das wir Jahr für Jahr für die Mitgliedschaft beim Verein einbezahlen, besser verwenden können. Und zwar, in dem wir es für konkrete Massnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz einsetzen.» Rund 8000 Franken in vier Jahren kostet die Mitgliedschaft sowie die Zertifizierung. «Der Nachhaltigkeit dient es mehr, wenn wir diese Summe für Projekte verwenden statt für ein Label.»
In der 1400-Einwohner-Gemeinde sind in den vergangenen Jahren diverse Massnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit ergriffen worden. So sind alle öffentlichen Liegenschaften an einen Holzwärmeverbund angeschlossen, und für die Schulanlagen und die öffentliche Beleuchtung bezieht die Gemeinde vollumfänglich zertifizierten Ökostrom. Die Schulhauserweiterung wurde im Minergie-Standard realisiert, und Schneisingen sammelt die Bioabfälle. Das Grüngut wird in der Kompogasanlage Klingnau, und die Holzabfälle werden im Wärmeverbund Bad Zurzach verwertet.
Regina Bulgheroni, die zuständige Energiestadt-Beraterin von Schneisingen, hat die Diskussionen um einen Austritt der Gemeinde mitbekommen. Es passierte selten, dass eine Gemeinde die Mitgliedschaft kündigen wolle. «Meines Erachtens besteht die Gefahr, dass Gemeinden nach einem Austritt aus unserem Verein die Ziele aus den Augen verlieren und nur noch dort in Nachhaltigkeit investieren, wo sie es schon in der Vergangenheit taten.»
Um das Label zu erhalten, müsse man insgesamt in sechs verschiedenen Bereichen Massnahmen ergreifen – die Entwicklungsplanung, Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, Versorgung und Entsorgung, Mobilität sowie Kooperation und Kommunikation. «Nur, wenn Gemeinden all diese Bereiche im Auge behalten und auch kontinuierlich ihre Aktivitäten überprüfen, verbessert sich die Energieeffizienz nachhaltig», sagt Bulgheroni.
Laut «Energiestadt» könnte sich Schneisingen noch in vielen Bereichen steigern: Die Lücken im Fuss- und Radwegnetz könnten laufend geschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Stromversorger Elektra intensiviert und die Energieeffizienz der kommunalen Gebäude verbessert werden. Gemeindeammann Adrian Baumgartner kommentiert: «Diese Ideen können wir auch umsetzen, ohne Mitglied beim Verein zu sein.» Die Energiekommission, die weiterhin bestehen wird, habe ein entsprechendes Arbeitspapier mit Zielsetzungen erarbeitet.