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Die Antonie-Deusser-Stiftung findet keinen Käufer für das Schloss Zurzach. Nun kritisiert die Stiftung die Denkmalpflege: Weil nicht klar ist, welche Umbauten erlaubt sind, kam kein Verkauf zustande. Jetzt wehrt sich die Denkmalpflege.
Die Antonie-Deusser-Stiftung findet keinen Käufer für das Schloss Zurzach. Laut einem Beitrag des «Regionaljournals» von Radio SRF hätten sich zahlreiche Interessenten gemeldet.
«Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und nicht klar ist, welche Umbauten erlaubt sind, kam bisher kein Verkauf zustande», sagt Stiftungsratspräsident Marco Bottani.
7 Millionen Franken soll das Schloss kosten, das entsprechend Verkaufsmandat der Intercity AG aus Zürich läuft noch bis Ende Dezember.
«Ich bin erstaunt über die pauschalen Aussagen von Herrn Bottani, dass Denkmalschutz-Auflagen den Verkauf von Schloss Bad Zurzach verhindert hätten», entgegnet der kantonale Denkmalpfleger Reto Nussbaumer.
Ungewöhnlich ist aus seiner Sicht auch, «dass sich nie ein Kauf interessent bei der Denkmalpflege gemeldet hat, um die genauen Möglichkeiten zu besprechen».
Stiftung hat selber Baupläne
Bottani hofft derweil, dass sich in den nächsten zwei Wochen noch ein Käufer findet. Für den Fall, dass der Verkauf definitiv scheitert, habe der Stiftungsrat einen Plan B vorbereitet.
Gegenüber dem «Regionaljournal» hatte Bottani vage von der Möglichkeit einer Vermietung gesprochen, um die jährlichen Unterhaltskosten von 150 000 Franken zu decken.
Recherchen der az zeigen nun: Die Deusser-Stiftung hat schon im Frühling ein Baugesuch zur Sanierung und Erneuerung der Fabrikantenvilla «Schloss Zurzach» eingereicht.
«Das stimmt, dabei handelt es sich um ein Testprojekt, mit dem wir herausfinden wollten, welche Umbauten zulässig sind», sagt Bottani. Auf weitere Details des Projekts will der Stiftungsratspräsident nicht eingehen.
Grünes Licht von Denkmalpflege
Denkmalpfleger Nussbaumer sagt: «Die Stiftung selber hat im Frühling ein Baugesuch eingereicht, das drei Wohnungen im Schloss vorsah.»
Das zuständige Architekturbüro habe in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege eine Lösung erarbeitet, welche dies ermöglicht.
Nussbaumer betont: «Die Denkmalpflege und die kantonale Bewilligungsstelle für Baugesuche haben grünes Licht für dieses Projekt gegeben.»
Roland Kaufmann, stellvertretender Leiter der Abteilung Bau, Planung und Umwelt in Bad Zurzach, bestätigt: «Am 29. Mai hat die Stiftung ein entsprechendes Baugesuch eingereicht.»
Weil die öffentliche Auflagefrist längst abgelaufen ist, darf Kaufmann keine Angaben zum Inhalt des Gesuchs machen. Er sagt aber: «Es sind mehrere Einsprachen eingegangen, eine Baubewilligung wurde deshalb noch nicht erteilt.»
Reto Nussbaumer sagt: «Die Denkmalpflege ist sicher kein Bau- und Verkaufsverhinderer, sondern ein konstruktiver, gesprächsbereiter Partner, der Hand bietet zu Kompromissen und guten Lösungen.»
Mit dem Beizug der Denkmalpflege entstünden für die Bauherrschaft nicht unbedingt zusätzliche Kosten, oft gebe es auch Einsparungen. Im konkreten Fall von Schloss Bad Zurzach hätte die Stiftung auf teure Brandschutz-Anpassungen verzichten können.
Millionensummen für Schlösser
Dass der Kaufpreis oder die jährlichen Unterhaltskosten eines Schlosses bekannt werden, wie im Fall von Bad Zurzach, ist selten. Die meisten privaten Schlossherren im Aargau (siehe Bilder) halten sich bei dieser Frage sehr bedeckt.
Bekannt ist so viel: Samuel Wehrli hat Schloss Wildenstein im Jahr 2010 für 2,5 Millionen Franken ersteigert – die Kosten der laufenden Renovation liegen höher.
2006 erwarb die Erowa AG Schloss Rued für 2,7 Millionen Franken. Roger Reller versuchte 2007 vergeblich, Schloss Auenstein für 6 Millionen Franken zu verkaufen.