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Daniel Bläsi aus Ennetmoos hat im Surbtal ein vierwöchiges Winzerpraktikum gemacht. Ein Highlight war für den Leiter Ökonomie und Materialwirtschaft eines Zentralschweizer Spitals das Schneider der Reben. Profitiert hat auch Winzer Lukas Baumgartner.
Schon beim Händedruck wird klar: Daniel Bläsi kann kräftig zupacken.
Seine Hände hat Bläsi während der letzten zwölf Monate nicht nur in seinem Job als Leiter Ökonomie und Materialwirtschaft am Kantonsspital Uri eingesetzt, er hat damit auch Rebstöcke gesetzt, gepflegt und Trauben geerntet – nicht etwa an den steilen Hängen seiner Wohngemeinde Ennetmoos im Kanton Nidwalden, sondern im Surbtal.
Ungewöhnliche Anfrage
«Ich habe vom Betrieb zum 20. Dienstjubiläum vier Wochen zusätzliche Ferien erhalten», sagt Bläsi.
«Statt an den Strand oder in die Berge zu fahren, wollte ich diese Zeit sinnvoll einsetzen.»
Im Juni 2012 suchte er sich die Adressen von acht Winzern in der Schweiz heraus und bat sie in einem Brief darum, während eines Jahres tageweise und unentgeltlich alle Arbeiten mitmachen zu dürfen, die bei einem Weinbaubetrieb eben so anfallen.
Eine einzige Antwort erhielt der 50-Jährige – von den Weinbauern Lukas und Sandra Baumgartner aus Tegerfelden. «Die Anfrage war schon ungewöhnlich», sagt Sandra Baumgartner.
«Aber man muss offen sein für solche Dinge, daraus können sich spannende Begegnungen ergeben.»
Im Januar lernte Daniel Bläsi die verschiedenen Rebenschnittsysteme kennen. Im Februar musste der Jungwein im Keller filtriert werden. Das Anbinden der Reben und die Reparatur von Drähten stand im März an. Mitte April durfte Bläsi Wein abfüllen, im Mai mussten neue Rebstöcke gesetzt und bei den alten die Triebe reguliert werden, indem ein Teil herausgebrochen wird.
Im Juni und Juli werden Triebe aufgebunden und im unteren Bereich der Reben Blätter entfernt, damit Sonne an die Trauben kommt (Auslauben). Ende August entfernte Bläsi die noch grünen Trauben zur Ertragsregulierung. Nach der «Wümmet» im Oktober schliesst Bläsi sein Praktikum Ende Jahr mit Arbeiten im Weinkeller ab. (NRO)
Im Januar, bei Schnee und bitterer Kälte, hatte Bläsi seinen ersten Einsatz in Tegerfelden: Die Reben mussten geschnitten werden.
«Ein Highlight», sagt Bläsi. Gar nicht gefallen habe ihm hingegen das Auslauben (siehe Box): «Den ganzen Tag Blättli zupfen ist nichts für mich.»
Einmal, als es tagelang wie aus Kübeln geregnet habe, habe er seinen Arbeitseinsatz verschoben – «es soll ja auch ein bisschen Spass machen», so Bläsi.
Lukas Baumgartner ist mit seinem Teilzeitpraktikanten zufrieden: «Bläsi hat gut gearbeitet und als Aussenstehender eine ganz neue Sichtweise in den Betrieb gebracht», sagt der Winzer.
«Vor allem in Sachen Marketing konnte er mir wertvolle Tipps geben.»
Für Bläsi war der Praktikumseinsatz im Surbtal eine lehrreiche Erfahrung: «Ich werde in Zukunft mein Glas Wein mit einem ganz anderen Gefühl trinken, weil ich weiss, wie viel Handarbeit darin steckt.»