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Der Radiomoderator Daniel Hitzig hat sich mit Meinungsmachern und mit anderen Dingen auseinander gesetzt. Kritisch nahm er das «Geschäftsmodell Bad Zurzach» unter die Lupe und sprach mit den Leuten, die im Ort das Sagen haben.
Nach Fernsehfrau Monika Schärer, die ihren verstorbenen Nonno aus Bad Zurzach per Film zum Leben erweckt hat, schlug Radiomoderator Daniel Hitzig mit seiner Fleckengeschichte ganz andere Töne an.
Kritisch nahm er das «Geschäftsmodell Bad Zurzach» unter die Lupe und sprach – O-Ton Hitzig – mit den Leuten, die im Ort das Sagen haben. Er nennt sie in seinem Text «Platzhirsche» oder «Dorfkönige».
«Brauchen keinen Finger zu rühren»
Der «Persönlich»-Moderator, welcher als Delegierter des IKRK in Jerusalem, Gaza und Bagdad war, nahm kein Blatt vor dem Mund: «Ein Journalist muss per se kritisch sein – und zwar auf alle Seiten, sonst macht er seine Arbeit nicht richtig», meinte Hitzig im Vorfeld seiner Lesung.
Exzellent recherchiert hatte der Zürcher, der gerade mal 3 Tage im Geschichtenhaus Hirschli verbrachte, und die ihm bisher unbekannte Kommune, wie er sagte, von «0 auf 100» entdeckte.
Er fächerte in seinem Bericht die ganze Dorf-Entwicklung auf: Von der Epoche als Zurzach mit seinen Wasserwegen einer der wichtigsten Messeplätze der Schweiz war über die Blütezeiten der Industrie und deren Untergang bis zur Wende, als man 1914 bei Salzbohrungen auf die Thermalquelle stiess, die 1955 – vor allem dank des hartnäckigen Engagements des Arztes Martin Erb – erbohrt wurde und die neue Ära von Bad Zurzach als Kurort einläutete.
Erster Präsident der Thermalquelle AG war Walter Edelmann. Und mit diesem Namen machte Hitzig denn auch einen eleganten Schlenker in die Gegenwart: «Bis heute kommt niemand an der Familie (bzw. Stiftung) Edelmann vorbei, die alles, was mit Thermalwasser zu tun hat, über Beteiligungen kontrolliert.
Im gelben Haus an der Bahnhofstrasse 1 (Büro der drei Söhne von Walter Edelmann, d. R.) sitzt quasi die Zurzacher Parallel-Regierung.» Beat Edelmann, der heutige Präsident der Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach habe von einer krisensicheren Branche gesprochen, im Hinblick darauf, dass die Leute immer älter und gebrechlicher werden.
«Wir brauchen keinen Finger zu rühren und dieser Markt wächst einfach immer weiter», zitierte Hitzig dessen Worte.
Altlasten und neue Hoffnung
Das Turmhotel wurde vom Fleckenschreiber als architektonische Scheusslichkeit bezeichnet, die schon längst nicht mehr rentabel betrieben werden könne; die Confiserie Leutwyler als aus der Zeit gefallenes Café, das den leicht muffigen Charme der Fünfzigerjahre verströmt.
Das Autoaufkommen in der Altstadt sei bedenklich, liess er weiter verlauten: «Kaum tritt man vom Geschichtenhaus Hirschli auf die Strasse, wird man von brüllendem Verkehr empfangen.
Etlichen Häusern haben die Abgase im Laufe der Jahre sichtbar zugesetzt.» Mit Gemeindeammann Reto S. Fuchs – der Hitzig auf ein kaltes Plättli in sein Penthouse einlud – habe man anscheinend den richtigen Mann gefunden, um die verstaubte Perle Bad Zurzach wieder zum Glänzen zu bringen.
Und damit richtete Daniel Hitzig in seiner Fleckengeschichte den Blick in die Zukunft. Er erzählte über die 60 Millionen Franken teure Ostumfahrung, die endlich eine Verkehrserleichterung in der Altstadt bringen soll; über die Sanierung der baufälligen Kanalisationen und die damit verbundenen Steuererhöhungen.
Fit für Herausforderungen
«Bad Zurzach macht sich fit, um nicht nur den finanziellen, sondern generell den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein», so Hitzig. Zum Schluss seiner Ausführungen beschrieb er seinen Besuch beim Neujahrsempfang im Langwies-Zentrum.
«Über den Köpfen der 350 Gäste ein farbiges Meer aus 52 Landesflaggen (die in Bad Zurzach vertretenen Nationen, d. R.». Die Reden werden im Dialekt gehalten, was kaum jemand stört, denn die meisten der 52 Nationen sind daheim geblieben, die Schweizer Bevölkerung von Bad Zurzach ist weitgehend unter sich.»
Frage an Beat Edelmann nach der Lesung: Herrscht in Bad Zurzach wirklich so ein Filz und hat die Edelmannsche Stiftung überall ihre Finger drin? «Sicher war das Ganze ziemlich überzeichnet, aber auf sehr sympathische Art rübergebracht. Für mich ist das künstlerische Freiheit – und ich habe es in vollen Zügen genossen.»
Auch Gemeindeammann Reto S. Fuchs liess sich ohne mit der Wimper zu zucken Hitzigs teilweise kritischen Spiegel vorhalten: «In vielen Dingen hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich finde es ganz wichtig, dass seine ehrliche und transparente Aussenansicht rüberkommt.»