Zum Gedenken
Otto Vögele – ein vielseitiger Mensch

Der ehemalige Gemeindeschreiber, Feuerwehrkommandant und Urleibstadter Otto Vögele ist 91-jährig gestorben. Er hat aber längst nicht nur in seinem Dorf gewirkt. Der Nachruf.

Pascal Zumsteg*
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Otto Vögele.

Otto Vögele.

Reichhaltig war sein Leben – so vielseitig und gemeinnützig. Für viele hat er sich eingesetzt, wunderschöne Freundschaften hat er gelebt. Grossartig und ohne Klagen ist er auch aus dem Leben geschieden.

Vor ein paar Wochen noch hat Otto Vögele mit anderen Senioren seine Ferien in Walchwil am Zugersee genossen. Wie man von ihm weiss, war er ein aktiver Mensch. So wurde gejasst, spaziert und an Ausflügen teilgenommen – und wenn gesungen wurde, hat Otti selbstverständlich die Lieder angestimmt. Die Übung dazu hatte er schliesslich aus dem Männerchor Leibstadt. 55 Jahre war er ein aktiver Sänger. Als er von den Ferien nach Hause kam, erzählte und erzählt er, was er alles erlebt hatte – wunderschöne Ferien am Zugersee! Am Abend darauf ist er für immer eingeschlafen.

Otto Vögele ist am 5. Januar 1924 in Leibstadt geboren und mit zwei Brüdern aufgewachsen. Einer davon ist schon als Jugendlicher verstorben. Nach dem frühen Tod seines Vaters, wurde Otto schon bald Verantwortung übertragen. Otto war ein «Urleibstadter». Er erlebte den Bau des Kernkraftwerks Leibstadt hautnah mit während seiner über 40-jährigen Zeit als Gemeindeschreiber, im Dienst der Gemeinde Leibstadt.

Ihm und seiner Frau Alice wurden sieben Kinder geschenkt. Er war stolz auf seine Familie. Und er hatte Freude am Autofahren – so gehörten Ausfahrten mit seiner wachsenden Familie zum Sonntagsprogramm. Schon damals war der nahe Schwarzwald seine Lieblingsgegend. Im Winter verbrachte die Familie jeweils zwei Wochen in den Skiferien. Skifahren, auf schönen, hellbraunen Holzlatten – auf die war Otto Vögele damals stolz. In Crans-Montana hatte er für seine Familie eine Ferienwohnung gekauft. Wie könnte es anders sein – der Freundeskreis in den Ferien wuchs schnell. Bald hatte Otto Vögele überall Bekannte, sei es der Hausmeister, verschiedene Hoteliers oder Vertreter der Behörden.

Gemeindeschreiber war Otti mit Leib und Seele. Nebst seiner Tätigkeit in Leibstadt reichte die Kraft aber noch für mehr: Die Gemeinderäte der Region wussten, dass er sich schnell in die Probleme anderer Gemeinden einlesen konnte. Die Arbeit für diese Gemeinden verrichtete er nach dem Feierabend. Aushilfskanzler Vögele brauchte es in Endingen, Böbikon, Mellikon, Rümikon, Wislikofen und Kaiserstuhl. Klar – der halbe Bezirk kannte ihn. Das hatte er auch geschätzt, dass man ihn, Otto Vögele, oder «de Otti», weitherum gekannt hatte.

Schreiben war seine Berufung. So hatte er unzählige Presseberichte, Nekrologe, Geburtstagsgratulationen und Bildberichte verfasst. Dass es aus seiner Feder war, verriet das Kürzel ‹ov›. Die Botschaft war ihm immer wichtig. Geschrieben hatte er auch in und für Leibstadter Vereine. Vier davon verliehen ihm für sein Wirken die Ehrenmitgliedschaft. Während vielen Jahren amtete Otto Vögele als Feuerwehrkommandant in Leibstadt. Auch die Führung der Leibstadter Kirchenrechnung wurde ihm anvertraut.

Fasziniert war Otto Vögele vom Velosport. So hatte er alle Etappen der letzten Tour de France am Fernseher live mitverfolgt. Zweimal war die Tour de Suisse in Leibstadt zu Gast, beide Male amtete Otto Vögele als OK-Präsident. Seine Fähigkeiten und sein Enthusiasmus für den Radsport kannte man auch im Schweizerischen Radfahrer-Bund (SRB). Entsprechend nahm er Vorstandsfunktionen auf kantonaler und auf Bundesebene war.

Auch die Politik hatte Platz in seinem Leben. Aktiv hatte er sich für die CVP engagiert. Otto Vögele war Mitglied unzähliger Kommissionen und u. a. tätig im Aargauischen Verfassungsrat sowie im Geschworenengericht des Kantons Aargau.

Fotografieren war eine weitere Leidenschaft von Otti. Er hatte ein grosses Fotoarchiv über das Dorf und das Dorfleben angelegt, mit dessen Aufarbeitung er nach seiner Pensionierung anfing. Daraus entstand das Leibstadter Buch. Viele Fotos – dazu Geschichten. Später folgte seine zweite Publikation: Geschichten in Mundart über das Leibstadter Leben von früher. Diese Geschichten wurden in ein Büchlein gebunden.

Freude nach dem Berufsleben bereiteten ihm auch seine neun Enkel. Unvergessliche Fotos finden sich in den vielen Gästebüchern von Otto Vögele. Seine Enkel denken gerne daran zurück, wie sie an Weihnachten und anderen Festen am Ende eines lustigen Abends endlich ihren Namen ins Gästebuch schreiben durften. So stolz wie er auf seine Enkel war, so stolz sind diese auf ihn. Er pflegte zu jedem Enkelkind eine sehr persönliche Beziehung und besuchte regelmässig auch die Urenkel.

Neben diesen fröhlichen Zeiten gab es auch traurige Momente. Der Verlust seiner Tochter Antoinette im Jahr 2002 hatte ihn tief getroffen, und als seine Frau 2010 von uns ging, erlaubte er sich eine lange Trauerphase.

Otto Vögele war immer gerne für die Leute da, und er war auch sehr gern unter den Leuten. Sein Freundeskreis war riesig, und wenn er sonntags mit der Familie ausgefahren ist – egal wohin – er kannte immer mindestens eine Person! So war es auch vor ein paar Wochen auf der Rigi. Auch wenn ihm die Höhe zu schaffen machte, traf er auf ein paar Bekannte und konnte sich austauschen, lachen und Freude teilen.

*Pascal Zumsteg ist ein Enkel von Otto Vögele.