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Die Verantwortlichen des Projekts wollen eine ausgewogene Verteilung der Sek- und Realschüler auf die zwei geplanten Standorte Leuggern und Klingnau. Was hat das für Auswirkungen für die Schulhäuser?
Der geplante Gemeindeverband Oberstufe Aaretal (OSA) sieht einen Bezirksschul-Standort in Kleindöttingen und SeReal-Standorte in Klingnau und Leuggern vor. Dabei sollen die Sek- und Realschüler auf die beiden Schulen «ausgewogen» verteilt werden, wie es in den Satzungen heisst. Über diese stimmen acht Gemeindeversammlungen in diesen Tagen ab. Dabei soll den Jugendlichen aus Böttstein, das geografisch zwischen Leuggern und Klingnau liegt, eine Scharnierfunktion zukommen: Für die ausgewogene Verteilung werden sie je nach dem an den einen oder anderen Standort geschickt.
Doch was soll ausgewogen genau bedeuten? «Sorgfältig abgestimmt» oder «sich in einem bestimmten Gleichgewicht befindend», wie es der Duden definiert? Sollen in Klingnau und Leuggern gleich viele SeReal-Klassen geführt werden?
Die AZ hat letztere Frage Patrick Gosteli, Präsident der OSA-Steuergruppe und Ammann von Böttstein, gestellt. «Es sollen an beiden SeReal-Standorten gemäss den Satzungen ausgewogene Klassen und Schülerzahlen sein», antwortet er. «Die Anzahl Abteilungen und Typen ist heute nicht bekannt und kann erst bei der Zuteilung bestimmt werden.»
Anders als die OSA hat die AZ mit den Schüler- und Klassenzahlen vom Schuljahr 2016/17 die Probe aufs Exempel gemacht. In jenem Schuljahr führten die Oberstufe Unteres Aaretal (OSUA) in Klingnau (12) und die Oberstufen-Standorte Kleindöttingen (8) und Leibstadt (3) zusammen 23 Sek- und Real-Klassen. Gehören die Schüler neu aber einem einzigen Schulverband an, reduziert sich die Klassenzahl auf 18. Pro Jahrgang hätte die OSA je drei Sek- und drei Real-Klassen führen können. Die AZ hat die Zahlen mit Urs Eichenberger, Leiter Sektion Ressourcen beim Bildungsdepartement, angeschaut. Er bestätigt dieses Ergebnis.
Die geringere Klassenzahl erklärt sich durch die Maximalzahlen von Schülern pro Klasse, die vom Schulgesetz vorgegeben werden. Eine Sek-Klasse darf höchstens 25 Schüler gross sein, eine Real-Klasse 22. Im Durchschnitt würden die OSA-Klassen also deutlich grösser, im Beispiel steigt die durchschnittliche Schülerzahl bei der Real von 15,3 auf 16,5; bei der Sek von 16,5 auf 24,8.
Sollen also gleich viele Klassen in Klingnau und Leuggern unterrichtet werden, würden pro Jahrgang zwei Sek- respektive Real-Klassen in Klingnau sowie eine in Leuggern geführt – und umgekehrt. Bei zwei Klassen in Klingnau sorgen die Kleindöttinger Jugendlichen, als Scharnier, für eine problemlose Verteilung.
Wenn aber zwei Klassen in Leuggern geführt werden sollen, kann die dritte Klasse in Klingnau gemäss Maximalzahl höchstens 25 Sek- respektive 22 Real-Schüler aufnehmen. Im erwähnten Schuljahr führte die OSUA in Klingnau aber 27, 29 und 29 Sek-Schüler sowie 23, 29 und 26 Real-Schüler in den drei Jahrgängen. Kurioses Resultat: Es hätten nicht alle SeReal-Schüler der drei OSUA-Gemeinden Platz in Klingnau. Sieben Schüler müssten über Aare oder Rhein nach Leuggern ausweichen.
Für die Gemeinderäte der drei Gemeinden ist dieser Aspekt neu. «Das kann sein», meint etwa Döttingens Ammann Peter Hirt. Er vertraue der Aussage der zuständigen OSA-Steuergruppe, dass die «ausgewogene Verteilung» machbar sei. Dies umzusetzen, werde Aufgabe der Schulleitung und der Schulpflege sein. Deren Mitglieder sollen gemäss OSA-Satzungen vom Verbandsvorstand eingesetzt werden. Beim Verbandsvorstand wiederum werden Klingnau, Döttingen und Koblenz mit ihrer Stimmkraft gegenüber den Gemeinden auf der anderen Aareseite unterlegen sein.
Die Steuergruppe der Oberstufe Aaretal (OSA) geht von rund 615 000 Franken tieferen Schulgeldkosten aus. Bei ihren Berechnungen stützt sich die OSA auf die Rechnungen des Vergleichsjahres 2016. Dass das Schulgeld pro Kopf sinkt, ist allerdings kein Kunststück – aus zwei Gründen. Erstens hat die Oberstufe Unteres Aaretal (OSUA) auf August 2016 die Schulführung in Klingnau konzentriert, zuvor wurden Kinder auch in Döttingen unterrichtet.
2017 wird das erste volle OSUA-Rechnungsjahr mit einem Standort sein. 2016 schlug der Synergie-Effekt noch nicht voll durch. Man darf für die Zukunft mit tieferen Schulgeldkosten pro Kopf rechnen. Zweitens wird auch der Standort Leibstadt wegen zu tiefer Schülerzahlen schliessen müssen. Auch dies wird insgesamt zu einem tieferen Schulgeld pro Kopf führen. Insofern büsst der Vergleich der OSA mit Schulgeldern von 2016 deutlich an Aussagekraft ein. (pz)
Dank der ausgewogenen Aufteilung der SeReal-Schüler würde das Schulhaus in Leuggern, in dem zurzeit fünf Bez-Klassen unterrichtet werden, mit neun Klassen und rund 175 Schülern gut gefüllt. 1,75 Millionen Franken sollen dort in Erweiterungen und bauliche Anpassungen investiert werden: in zwei Klassenzimmer, eine Hauswirtschaft, drei Gruppen- und drei Multifunktionsräume sowie ein Büro für die Schulheilpädagogik.
In Klingnau würden dagegen nebst den fünf Bez-Klassenzimmern noch drei weitere SeReal-Klassenzimmer nicht benötigt. Auch wenn die SeReal-Schülerzahl von 163 auf rund 175 ansteigen würde, was sich leicht positiv aufs Schuldgeld auswirkt. Patrick Gosteli hatte an den OSA-Infoveranstaltungen eine Folie gezeigt, gemäss der die Steuergruppe in Klingnau von einem Überhang von insgesamt sieben Klassen- und zwei Gruppenzimmern ausgeht. Es könnte also auch ein Zimmer mehr sein.
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