Böttstein
Neue Vorwürfe an die Schlossherrin – die widerspricht

Mangelnder Service, Preiserhöhungen und schlechte Arbeitsbedingungen. Das Schloss Böttstein steht weiter in der Kritik. Auch die Unia wurde eingeschaltet.

Daniel Weissenbrunner
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Frühere Angestellte wehren sich gegen die angeblich untragbaren Arbeitsbedingungen im Schloss Böttstein.

Frühere Angestellte wehren sich gegen die angeblich untragbaren Arbeitsbedingungen im Schloss Böttstein.

Sandra Ardizzone

Um das Schloss Böttstein halten sich seit Monaten hartnäckig Gerüchte, wonach es um die Arbeitsbedingungen schlecht bestellt ist. Auslöser war der Abgang des ehemaligen Pächters.

Inzwischen hat sich die Situation zugespitzt. Mitarbeiter und ehemalige Angestellte sprechen von unhaltbaren Zuständen. Kritik kommt mittlerweile auch vonseiten der Gäste. Der Service lasse zu wünschen übrig und die Preise hätten sich spürbar verteuert.

Nach zahlreichen Kündigungen und freiwilligen Abgängen hersche überdies Personalmangel. Die Vorwürfe richten sich gegen die neue Besitzerin des Schlosses, Pearl Anthony Lauper, welche die unter Denkmalschutz stehende Anlage im vergangenen Jahr vom Energiekonzern Axpo erworben hat.

Aus Angst vor einem rechtlichen Nachspiel, das ihnen angedroht worden sei, wollen sich die früheren Mitarbeiter nicht namentlich äussern. Tatsächlich kam es in den vergangenen Monaten zu mehreren Abgängen, auch von teilweise langjährigen Angestellten. Die Liste reicht vom ehemaligen Geschäftsführer, dem früheren Küchenchef, dem Sous-Chef, über den Chef de Service und den Koch bis hin zur stellvertretenden Direktorin.

Neben unbegründeten Entlassungen sei psychischer Druck ausgeübt worden. Ebenfalls nicht mehr im Schloss sind die beiden Auszubildenden. Sie setzten dem Vernehmen nach ihre Lehre an einem anderen Ort fort. Pearl Anthony Lauper weist die happigen Vorwürfe zurück. Auf Anfrage sagt sie, dass ihr motiviertes Team bald das Beste auf dem Markt sein werde. «Ich habe aber festgestellt, dass es eine gewisse Zeit dauert, bis alles vollumfänglich aufeinander abgestimmt ist.»

Führungsqualität angezweifelt

Zu den Preiserhöhungen heisst es: Man lege grossen Wert auf qualitativ hochwertige Produkte und kaufe ausschliesslich bei regionalen Lieferanten ein. «Die Produkte sind entsprechend ihrer Qualität in einem höheren Preissegment angesiedelt und deshalb haben wir auch unsere Preise angepasst», erklärt Lauper.

Als Beispiel: Das Mittagsmenü kostet neu 36 Franken statt 21.50, was vor allem bei Stammgästen auf Unverständnis stösst. Mit dem Besitzerwechsel sei ein neues Angebot eingeführt worden, das nicht in ein Schlosshotel passe, lauten Kommentare.

Schloss Böttstein Der Energiekonzern Axpo hat das schmucke Schloss auf den 1. Juli 2017 verkauft. Die neue Eigentümerin blieb erst anonym. Mittlerweile ist bekannt: Sie heisst Pearl Anthony Lauper.
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Frühere Angestellte wehren sich gegen die angeblich untragbaren Arbeitsbedingungen im Schloss Böttstein.
Axpo hatte das Schloss Böttstein 1964 erworben – kurz vor dem Bau des Kernkraftwerks Beznau. Vom Schloss blickt man auf die AKW-Insel, die auf der anderen Aare-Seite in Döttingen liegt.
Danach nutzte die Axpo die Liegenschaft als Büro. Nach einem Umbau wurde das Schloss 1974 zum Hotel- und Restaurationsbetrieb.
Wo heute das Schloss Böttstein steht, befand sich ab dem 11. Jahrhundert eine Burg. Im Jahr 1606 kaufte sie die Familie von Roll und errichtete anstelle der Burg die heute bestehende Schlossanlage mitsamt Kapelle. Im Bild links die Kapelle.
Blick auf den Festsaal. Hier finden auch gesellschaftliche Anlässe, Versammlungen oder Podiumsdiskussionen statt.
Die Schlossanlage steht seit 1963 unter kantonalem Denkmalschutz.
Eine Zeichnung von der Schlossanlage (unbekanntes Datum).
Der Eingang zur Schlossanlage. Hier befindet sich auch ein grosser Parkplatz. In der Nachbarschaft befindet sich das Axpo-Besucherzentrum Axporama.
Blick in den Innenhof von Schloss Böttstein.

Schloss Böttstein Der Energiekonzern Axpo hat das schmucke Schloss auf den 1. Juli 2017 verkauft. Die neue Eigentümerin blieb erst anonym. Mittlerweile ist bekannt: Sie heisst Pearl Anthony Lauper.

zvg

Kopfschütteln löst Laupers überarbeitetes Gastro-Konzept auch bei den ehemaligen Angestellten aus. Sie gehen mit ihrer früheren Arbeitgeberin hart ins Gericht und sprechen ihr Führungsqualität und das notwendige Know-how ab.

Lauper lässt das nicht gelten und entgegnet, das sie sich mit der Übernahme des Schloss Böttsteins grundsätzliche Gedanken zu einer dynamischen Neuausrichtung verschiedener im Schloss stattfindenden Aktivitäten – auch zum Gastro-Betrieb – gemacht habe.

«Mein Ziel ist es, dass Schloss neu zu positionieren.» Sie habe sich entschlossen, das Team der Mitarbeitenden entsprechend neu zusammenzustellen. «Sowohl im Service als auch in der Küche und im Backoffice.»

Zu den verhängten Kündigungen nimmt sie nicht Stellung. Inwieweit die Arbeitsverträge korrekt eingehalten worden sind, ist derzeit Gegenstand rechtlicher Abklärungen. Dieser Zeitung liegen Informationen vor, wonach mehrere ehemalige Mitarbeiter die Rechtmässigkeit ihres Anstellungsverhältnisses nun juristisch prüfen lassen.

Auch Unia inzwischen eingeschaltet

Da es sich um laufende Verfahren handelt, haben die Betroffenen Stilschweigen vereinbart. Pearl Anthony Lauper schaut ihrerseits einem möglichen Rechtsstreit gelassen entgegen: Zu den Anstellungsbedingungen, insbesondere zu Arbeitsverträgen äussert sie sich nicht. «Alle Verträge entsprechen aber der Schweizer Gesetzgebung», versichert sie. Ehemalige Mitarbeiter zweifeln dies an.

Auf Intervention eines Angestellten beschäftigt sich inzwischen auch die Gewerkschaft Unia mit den Vorkommnissen im Schloss Böttstein. Sie prüft, welche Schritte opportun sind. Näheres ist auf Anfrage nicht zu erfahren.