Arthur Schneider
Nach Zoppi-Rücktritt: Alt Gemeindeammann liest Würenlinger Parteien und Gemeinderat die Leviten

Nach dem Rücktritt von Gemeindeammann André Zoppi war es wochenlang ruhig in Würenlingen. Nun kritisiert Arthur Schneider den Zurückgetreteten, den Gemeinderat und die Ortsparteien.

Philipp Zimmermann
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Der zurücktetretene Gemeindeammann André Zoppi (links) und das Würenlinger Polit-Urgestein Arthur Schneider (Aufnahme von 2019).

Der zurücktetretene Gemeindeammann André Zoppi (links) und das Würenlinger Polit-Urgestein Arthur Schneider (Aufnahme von 2019).

ZVG/Severin Bigler/Montage_AZ

Ende August überraschte André Zoppi (FDP) an der Würenlinger Gemeindeversammlung alle: Ganz am Ende verkündete er seinen sofortigen Rücktritt als Gemeindeammann. Die Genehmigung vom Kanton für die Demission hatte er bereits eingeholt. «Die Teamdynamik im Gemeinderat war in Schieflage», begründet der 60-jährige Zoppi seinen Entscheid. Auch eine «externe Unterstützung» brachte keinen Erfolg. Offenbar war das Verhältnis im Gemeinderat so zerrüttet, dass Zoppi es nicht für nötig befand, seine Ratskollegen vor der Versammlung zu orientieren.

«Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich durchringen muss, wo man den Schlussstrich ziehen muss», fügte Zoppi an, der seit 2010 Ammann war. Bewusst machte er seinen Entscheid an der Gemeindeversammlung öffentlich. «Hier sind alle Bürger beisammen», sagte er. Zoppi gehörte dem Gemeinderat 19 Jahre lang an, war seit 2010 Gemeindeammann. Seit dem Rücktritt wollte er sich auch auf Nachfrage der Aargauer Zeitung nicht mehr zur Sache äussern.

Der Gemeinderat von Würenlingen vor dem Rücktritt von André Zoppi. Der Gemeinderat von Würenlingen zu harmonischen Zeiten mit Gemeindeschreiber Patrick Sandmeier (links) - und weiter von links mit Bernhard Meier (CVP), Regula Schneider Frei (CVP), Patrick Zimmermann (FDP), André Zoppi (FDP), Roland Meier (parteilos).

Der Gemeinderat von Würenlingen vor dem Rücktritt von André Zoppi. Der Gemeinderat von Würenlingen zu harmonischen Zeiten mit Gemeindeschreiber Patrick Sandmeier (links) - und weiter von links mit Bernhard Meier (CVP), Regula Schneider Frei (CVP), Patrick Zimmermann (FDP), André Zoppi (FDP), Roland Meier (parteilos).

ZVG

Kritik an Zoppi

Nun meldet sich dagegen sein Vorgänger, alt Gemeindeammann Arthur Schneider, 79, zu Wort. Er gehörte dem Gemeinderat 40 Jahre lang an, von 1994 bis 2009 als Gemeindeammann. Wo andere zurückgetretenen Gemeindeammänner sich in die Rolle des stillen Beobachters zurückziehen, hält sich Schneider nicht zurück mit Kritik und Handlungsanweisungen.

In einem Schreiben an die Redaktion liest er den Exponenten der Würenlinger Politszene buchstäblich die Leviten. Einleitend erwähnt er, dass der Gemeinderat potenzielle Kandidaten am nächsten Montagabend zum offenen Gemeinderatszimmer einlädt, für einen persönlichen Austausch und um Fragen stellen zu können. "Gut so, wenn die verbleibenden vier Gemeinderatsmitglieder von der Vergangenheit nicht eingeholt werden", konstatiert Schneider. Um sogleich anzufügen, dass Zoppi bei der Verkündung seines Rücktritts an der Gmeind "den verbleibenden vier Ratsmitgliedern fehlende Teamfähigkeit und das Chaos in die Schuhe geschoben" habe. "Die Angeklagten haben bis heute keine Stellung bezogen und die Anschuldigungen akzeptiert. Wie will man Einblick geben, wenn man zur eigenen Tätigkeit nicht steht."

Abschied im November 2009: Der abtretende Gemeindeammann Arthur Schneider (links) und Ehefrau Vreni erhalten das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Würenlingen. Sie nehmen die Glückwünsche von Vizeammann André Zoppi entgegen, der ab 2010 neuer Ammann wird.

Abschied im November 2009: Der abtretende Gemeindeammann Arthur Schneider (links) und Ehefrau Vreni erhalten das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Würenlingen. Sie nehmen die Glückwünsche von Vizeammann André Zoppi entgegen, der ab 2010 neuer Ammann wird.

Michael Hunziker

Ortsparteien kommen schlecht weg

Schneider sieht es als Aufgabe der Ortsparteien an, Behördenmitglieder aufzubauen und zur Wahl vorzuschlagen. Offensichtlich ist Schneider allerdings mit den Ortsparteien unzufrieden. "Das Verhalten der Würenlinger Ortsparteien ist sehr dubios. Die SVP hat die Rücktritt des Gesamtgemeinderats gefordert, die FDP hat den Demissionär Zoppi sehr fragwürdig gerühmt und bei der CVP herrscht Funkstille." Vize-Ammann Roland Meier ist parteilos, Bernhard Meier und Regula Schneider Frei gehören der CVP an, Patrick Zimmermann der FDP. Die SVP ist nicht im Gemeinderat vertreten.

CVP und FDP hätten die Pflicht, die Ratstätigkeit ihrer Vertreter "gelegentlich zu hinterfragen", schreibt Arthur Schneider. "Während vier Jahren nichts tun, vor den Wahlen Flugblätter mit Schlagwörtern versenden und den Lebenslauf und die Herkunft der Kandidaten zu unterschlagen sind schwache Leistungen."

Schneider fordert: "Die Ortsparteien müssen über ihre Bücher. Das verlorene Vertrauen des Gemeinderats gilt es erneut aufzubauen, Fehler zu gestehen und die Parteispitzen und Interessierte zum Tag der offenen Ratstür einzuladen." Der erste Wahlgang findet am 29. November statt. Die Eingabefrist für die Kandidaturen läuft bis zum 16. Oktober, 12.00 Uhr.