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Wegen der geschlossenen Grenzen kommt es nicht nur am Grenzübergang Koblenz, sondern auch im Dorf regelmässig zu Megastaus. Jetzt reagiert die Gemeinde mit Fahrverboten. Nur unter gewissen Umständen dürfen Autofahrer passieren.
Stossstange an Stossstange fahren die Autos regelmässig durch Koblenz. Normalzustand für das staugeplagte Dorf am Rhein. Die Situation verschlimmerte sich, als die Schweizer und deutschen Behörden vor einem Monat wegen der Coronapandemie die Grenzen schlossen und zwei Wochen später auch die Zugverbindung zwischen Waldshut (D) und einstellten.
Die Folge: Der Verkehr innerhalb des Dorfes brach völlig zusammen, die Post oder der Dorfladen waren mit dem Auto kaum mehr erreichbar. «Die Koblenzer waren komplett blockiert», sagt Ammann Andreas Wanzenried. «Teilweise stand man mit dem Auto zehn Minuten an der gleichen Stelle.» Nun hat die Gemeinde reagiert und gewisse Strassen gesperrt. Koblenzer können auf der Gemeinde einen Passierschein für die betroffenen Strassen beantragen.
Stau gehört für die Koblenzer fast schon zum Alltag. «Seit der Schliessung der Grenzen hat sich die Situation aber massiv verschlimmert», sagt Wanzenried. Denn weit und breit ist der Koblenzer Grenzübergang der einzige, der noch offen ist. «Der gesamte Pendlerverkehr aus der Region konzentriert sich jetzt auf den Grenzübergang Koblenz/Waldshut», sagt Wanzenried. «Das führt in beide Richtungen zu grossen Staus.»
Und dies, obwohl der Einkaufstourismus zurzeit stillgelegt ist. Als Deutschland den grenzüberschreitenden Zugverkehr Ende März einstellte, verschlimmerte sich die Situation noch zusätzlich. «Fast alle diese Pendler sind jetzt wohl ebenfalls aufs Auto umgestiegen», sagt Wanzenried.
Mit Folgen: «Viele Autofahrende hoffen, dem Stau ein Schnippchen schlagen zu können, und fahren über land- und forstwirtschaftlichen Zufahrtswege via Oberdorf», so Wanzenried. «Sie kümmern sich dabei weder um Fahrverbote noch um den schlechten Zustand der Feldwege.» Andere versuchten den Stau auf der Umfahrungsstrasse über die Landstrasse durch das Dorf zu umfahren.
So staute es nicht nur auf der Hauptstrasse, sondern auch innerhalb des Dorfes. Koblenzer, die aus dem Mittel- und Oberdorf in Richtung Bahnhof oder Grenzübergang im Unterdorf fahren wollten, kamen kaum mehr vorwärts. Sogar nach Bad Zurzach standen die Autofahrer innerhalb des Dorfes im Stau. «Das ist eine Zumutung», so Wanzenried.
Um für die Koblenzer Einwohner die Situation zu entschärfen, werden seit Anfang dieser Woche in Absprache mit dem Klingnauer Gemeinderat und der Regionalpolizei Zurzibiet werktags zwischen 16 und 19 Uhr folgende Zufahrten gesperrt: von Bad Zurzach her die Landstrasse 20 Meter nach dem Knoten ARA sowie von Klingnau herkommend die Hardstrasse, wo die Zürigasse und die Hardstrasse zusammenkommen.
Die Bewohner des Quartiers Chiesweg in Klingnau können ihre Wohnungen und Häuser ohne Behinderung weiterhin erreichen, da die Sperre weiter oben angebracht wurde. Wer via Zürigasse nach Koblenz will, wird ohne Passierschein zurzeit von Feuerwehrleuten via Hardstrasse auf die Kantonsstrasse in Klingnau zurückgeschickt − ihre Anweisungen übersteuern gemäss Repol bestehende Signalisationen, etwa das Fahrverbot auf der Hardstrasse. «Die Massnahmen zeigen derzeit sehr gute Wirkung», so Wanzenried.
Zahlreiche Koblenzer haben auf der Kanzlei bereits einen Passierschein beantragt. «Wir werden regelrecht überrannt», sagt Wanzenried. Die Rückmeldungen seien grundsätzlich positiv gewesen. Sobald die Grenzen wieder geöffnet werden, sollen die temporären Fahrverbote voraussichtlich wieder aufgehoben werden.