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Torhütertrainer Thomas Knoblauch solidarisiert sich mit Radi Schibli und bringt Licht ins Dunkel über die Verhältnisse beim FC Klingnau.
Der Knatsch beim FC Klingnau ist tiefgründiger als zunächst angenommen. Der Zurzibieter Zweitligist hatte sich trotz Erfolg, aber aufgrund von «Meinungsverschiedenheiten», von seinem Kulttrainer Radi Schibli getrennt. Sportchef Thomas Meyer begründete die Trennung damit, dass einige Spieler beim Verbleib des Trainers mit einem Abgang gedroht hätten.
Nach drei erfolgreichen Jahren mit dem Popstar des Regionalfussballs, die dem Klub den Aufstieg in die 2. Liga und den Aargauer Cupsieg einbrachten, meinte der Sportchef wenig feinfühlig: «Salopp gesagt: Mit dieser Mannschaft hätte jeder Trainer Erfolg». Eine Aussage, die zum Ausdruck brachte, inwiefern sich der FCK zusehends von Schibli distanziert hatte.
Die an den Tag gebrachten Vorwürfe will der ursprünglich versöhnlich gestimmte Radi Schibli nicht auf sich sitzen lassen: «Ich war lediglich konsequent. Einige Spieler wollten Politik machen, wollten ein anderes System spielen, wollten garantierte Stammplätze und einiges mehr!»
Nun meldet sich Klingnaus Torhütertrainer Thomas Knoblauch zu Wort, der die Entwicklungen der letzten Monate hautnah miterlebte. «Was geschrieben und gesagt wurde, ist nicht richtig», nimmt Knoblauch Radi Schibli in Schutz. «Radi ist knallhart, und wenn ein Spieler die sportliche Leistung nicht bringt, kommt er nicht zum Einsatz», rechtfertigt der vom FC Wohlen stammende Torhütertrainer Schiblis Vorgehen.
Gemäss Knoblauch sollen die Unruhen bei den Klingnauern im vergangenen August ihren Lauf genommen haben. Damals hatte ein gewisser Spieler mit Namen Florian Adili die Mannschaft in Richtung FC Othmarsingen verlassen, weil er bei Radi Schibli vergeblich eine Stammplatz-Garantie und die Captainbinde gefordert hatte. Das Dubiose an der Geschichte: Adili liess hinter den Kulissen zu jenem Zeitpunkt bereits verlauten, dass er mit dem Präsidenten besprochen habe, nach der Vorrunde zurückzukommen, weil Schibli dann nicht mehr Trainer sein werde.
Zusätzliches Konfliktpotenzial barg die Tatsache, dass der Sohn vom FC Klingnau-Präsidenten Roger Meier im Tor nicht prioritär das Vertrauen von Schibli erhielt, weil mit Dusan Gerath ein anderer ausgezeichneter Torwart zur Verfügung stand. «Da war ein Zerwürfnis zwischen dem Präsidenten und Radi Schibli, das keinem entgangen war», berichtet Knoblauch. Robin Meier, der Sohn des Präsidenten, sei ein guter Torhüter, aber Dusan Garath habe sich insbesondere gegen Ende der Vorrunde mit seiner Klasse durchgesetzt. «Robin selbst sagte nie etwas, er verhielt sich sportlich», so der 35-jährige Torhütertrainer, der unter den gegebenen Umständen keine persönliche Zukunft bei den Klingnauern sieht. «Es war eigentlich bereits vorher klar, dass ich nicht mehr weitermachen werde.»
Knoblauch war vor drei Jahren, zur gleichen Zeit wie Radi Schibli – zu den Klingnauern gestossen. Schiblis Palmares von unzähligen Aufstiegen hatte beim FCK wie ein Magnet gewirkt: «Man darf nicht vergessen, dass in den letzten drei Jahren viele Spieler nur wegen ihm zu Klingnau gekommen sind», umschreibt Knoblauch, welche Wirkung der charismatische Trainer auf das Umfeld entfaltet hatte.
Im Mai noch befand sich der FC Klingnau im Jubel und Trubel, als mit dem Aargauer-Cupsieg das bisher schönste Kapitel der Klubgeschichte geschrieben wurde. Mit den aufkommenden Ungereimtheiten kehrte bei den Klingnauern Unruhe ein. «Radi führte das Team alleine durch die gesamte Vorrunde – ihm war vom Präsidenten und vom Sportchef die Unterstützung entzogen worden», beschuldigt Knoblauch die Klingnauer Chefetage.
Auf dem Platz gelang es Radi Schibli noch immer, positive Resultate zu liefern. Klingnau ist nach der Vorrunde in der Spitzengruppe der 2. Liga mit dabei und hat es in den eigenen Füssen, den Aufstieg in die 2. Liga inter zu vollbringen. Die Spuren von Radi Schibli bleiben – aber die Geschichte seines Abgangs wirft wohl einen nachhaltigen Schatten über den Klub.