Endingen
Nach stolzen 150 Jahren: Weibel Möbel schliesst die Tore

Weibel Möbel, das grösste selbstständige Möbelhaus der Region, schliesst. Und das ausgerechnet im Jahr seines 150-jährigen Bestehens. Michael Weibel, Inhaber in der 5. Generation, hat dies seinen Kunden in einem Brief mitgeteilt.

Andreas Fretz
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150 Jahre Tradition: Weibel Möbel in Endingen.

150 Jahre Tradition: Weibel Möbel in Endingen.

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«Wer eine Vergangenheit hat, hat eine Zukunft», steht in einem Werbetext der Endinger Firma Weibel Möbel. Stolze 150 Jahre zählt die Vergangenheit des 1865 gegründeten Betriebs, eine Zukunft scheint es nun nicht mehr zu geben.

In einem Brief an seine Kundinnen und Kunden schreibt Michael Weibel, Inhaber in der 5. Generation: «‹Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist› – Und trotzdem, nach fünf Generationen am Pulse des Trends und Umsetzen aktuellster Wohnideen, ist uns der Entscheid nicht leicht gefallen. Unter den diversen geprüften Möglichkeiten ergab sich nun eine ideale Lösung. Die Raiffeisenbank Surbtal-Wehntal kauft unser Geschäftsgebäude zum Jahreswechsel zur Eigennutzung und wir haben damit den Weg frei für die Zukunft.»

Über diesen Zeilen steht getitelt, in Grossbuchstaben: «Total-Ausverkauf wegen Geschäftsschliessung.» Inhaber Michael Weibel war gestern für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Bereits Ende der Neunzigerjahre war es um Weibel Möbel schlecht bestellt. Das Unternehmen präsentierte rote Zahlen. Die Billig-Konkurrenz aus dem nahen Deutschland machte dem damaligen Inhaber Peter Weibel schwer zu schaffen. Und der Standort in Endingen, weit weg von den grossen Verkehrsachsen, war nicht optimal. Deshalb wollte Peter Weibel sein Unternehmen damals schliessen. Doch dann trat Weibels Sohn Michael in das Unternehmen ein – und schaffte zusammen mit seinem Vater den Turnaround.

1865 legte Josef Weibel im Endinger Winkel mit der Eröffnung eines kleinen Tuchgeschäftes den Grundstein für die Firma. Nach der Geschäftsgründung zog dessen Sohn Gottlieb mit dem Tuchgeschäft in grössere Räumlichkeiten an der Surbbrücke um. 1901 erweitert er die Aktivitäten, gleichzeitig gliedert er eine Werkstätte an, in der Polstermöbel, Matratzen und weitere Produkte gefertigt werden.

Nach dem frühen Tod von Gottlieb Weibel im Jahre 1926 führt seine Gattin das Unternehmen weiter. 1945 übernimmt mit Kurt Weibel die dritte Generation die Firmenleitung. 1956 wird ein Geschäftsneubau im Zentrum von Endingen eröffnet und 1961 eine Filiale in Neuenhof mit angegliedertem Vorhangatelier und einem breiten Sortiment an Orientteppichen. 1965 erfolgt ein weiterer Ausbauschritt mit dem Bau des Lagerhaus-Neubaus mit Möbel-Discount in Endingen. Im gleichen Jahr wird den langjährigen Mitarbeitern die Möglichkeit geboten, Aktien der Firma zu erwerben.

Chronologie eines Möbelhauses

- 1865 Josef Weibel eröffnet ein kleines Tuchgeschäft in Endingen und legt damit das Fundament zum Möbelhaus.
- 1890 Sein Sohn Gottlieb Weibel zieht vom Winkel in grössere Räume bei der Surbbrücke um.
- 1926 Nach dem Tode Gottlieb Weibels führt seine Frau Louise Weibel das Unternehmen.
- 1945 Kurt Weibel übernimmt die Geschäftsleitung.
- 1956 Umzug in das neue Geschäftshaus an der Marktgasse im Zentrum von Endingen.
- 1972 Der Lagerhaus-Neubau an der Winkelstrasse wird eröffnet.
- 1985 Die vierte Generation: Peter Weibel übernimmt.
- 2000 Die fünfte Generation: Michael Weibel tritt in die Firma ein.
- 2002 Das Geschäftsgebäude an der Marktgasse wird rundum saniert, Michael Weibel übernimmt die Leitung des Unternehmens.
- 2013 Patrick Müller aus Lengnau AG, der langjährige Kundendienstleiter, übernimmt die Geschäftsführung.
- 2015 Weibel Möbel feiert sein 150-jähriges Bestehen und gibt die Geschäftsschliessung bekannt.