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Nach dem Ja zum Kiesabbau der Baufirma Birchmeier im Klingnauer Hard denkt die Holcim derzeit nicht daran, ihr Projekt in Böttstein zu beerdigen. Auch wenn durch das Projekt in Klingnau mit Birchmeier ein sehr wichtiger Kunde verloren geht.
Letzte Woche haben die Klingnauer Ortsbürger einem Millionen-Deal mit der Döttinger Baufirma Birchmeier AG zugestimmt. Dieser kann auf ihrem Land im Hard etappenweise Kies abbauen und will dort ein Kies- und Betonwerk erstellen. Für den Kiesabbau sollen die Ortsbürger 5 Franken pro Kubikmeter, insgesamt also 20 Millionen Franken erhalten, verteilt auf 40 Jahre.
Bei den Diskussionen an der Infoveranstaltung und an der ausserordentlichen Gmeind wurde klar: Es ging dabei auch um die Markstellung des regionalen Baulöwen Birchmeier und des Weltkonzerns Holcim Lafarge. Zurzeit besteht nämlich das einzige Kies- und Betonwerk in der Region in Kleindöttingen. Betrieben wird es von der Kalt Kies- und Betonwerk AG, die der Holcim gehört. «Wir können dort bis Oktober 2021 produzieren», sagt Holcim-Mediensprecherin Ingeborg Spillmann. «Dann haben wir zwei Jahre Zeit für den Rückbau.» Die Bewilligung für ein neues Werk in Böttstein im Gebiet Rodig liege vor.
Blick auf Kiesabbaustelle Rodig in Böttstein - von der Kantonsstrasse zwischen Böttstein und Kleindöttingen:
Markus Birchmeier, Geschäftsführer der Birchmeier AG, hatte gesagt, dass nur ein Werk in der Region rentabel betrieben werden kann. Laut seinen Angaben will er in Klingnau jährlich 100 000 Kubikmeter Kies abbauen und den Löwenanteil von 70 Prozent selbst nutzen. Ist mit dem Klingnauer Entscheid bereits besiegelt, dass die Holcim das geplante neue Werk in Böttstein beerdigt? Würde sich dessen Betrieb ohne den Grosskunden Birchmeier noch lohnen? «Die Birchmeier AG ist ein sehr wichtiger Kunde», antwortet Spillmann. Ob der grösste Kunde, dazu will sie sich nicht direkt äussern.
Geplant ist, dass der Kies-Abbau im Klingnauer Hard etappenweise vollzogen wird:
An der ausserordentlichen Gmeind war auch zu hören, dass die Holcim den Abbau in Klingnau verhindern wolle, um andernorts eigene Kiesgeschäfte tätigen zu können. So vermuteten Votanten etwa, dass das späte Angebot von 6 Franken pro Kubikmeter des Zürcher Baustoffkonzerns Kibag, an dem die Holcim mit 40 Prozent beteiligt ist, ein Störmanöver des Konzerns gewesen sei. «Das war eine autonome Entscheidung der Kibag», hält Spillmann fest. «Birchmeier ist unser Kunde. Wir sind deshalb immer an einem guten Einvernehmen interessiert. Das Werk in Klingnau wollten und wollen wir nicht verhindern. Das ist seine unternehmerische Entscheidung.»
Das Holcim-Werk in Kleindöttingen:
Für das Zügeln des Werks brauche die Holcim anderthalb Jahre. Dagegen benötigt Birchmeier fünf Jahre für den Bau in Klingnau. Das heisst: Wenn es allein darum geht, wer zuerst baut, weil der Kanton möglicherweise nur einem Werk in der Region seinen Segen gibt, dann wird die Holcim schneller sein. Eine grosse Rolle für den Konzern spielt aber, so Spillmann, die Konjunktur. Die Zuwanderungs- wie die Zweitwohnungsinitiative dürften sich auf diese und damit auf den Hunger nach Baustoffen auswirken. Deshalb sagt sie: «Niemand kann heute sagen, wie sich der Markt entwickelt. Über 2016 hinaus zu kalkulieren, wäre unseriös.»