Zentrumsplanung
Tempo 20, Dorfplatz und «Krone»: CVP-Ortspartei kritisiert Lengnauer Gemeinderat – der Ammann kontert

Lengnau will den Dorfkern neu gestalten und Tempo 20 einführen. Die CVP-Ortspartei ist mit der Kommunikation der Behörden unzufrieden.

Stefanie Garcia Lainez, Daniel Weissenbrunner
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Lengnau will Tempo 20 im Dorfkern einführen, um den Verkehr zu beruhigen.

Lengnau will Tempo 20 im Dorfkern einführen, um den Verkehr zu beruhigen.

zvg/Beat Kirchhofer

Täglich fahren bis zu 3400 Fahrzeuge durch das Lengnauer Dorfzentrum, darunter viele Grenzgänger. Mit einem einjährigen Versuch will der Gemeinderat eine Begegnungszone mit Tempo 20 rund um den Dorfplatz einführen und damit die Verkehrssicherheit erhöhen. Dieser Versuch ist Teil des Projekts Zentrumsentwicklung.

Der Mitwirkungsbericht dazu mit den drei Teilbereichen Zentrumsplanung, Kommunaler Gesamtplan Verkehr (KGV) und Liegenschaft Krone ist seit dem 7. Juli online. Nun regt sich Widerstand gegen die Vorgehensweise des Gemeinderates. Die CVP Lengnau kritisiert:

«Mit Erstaunen und grosser Enttäuschung mussten wir feststellen, dass unsere sorgfältig erarbeiteten Eingaben im Bericht praktisch nahezu vollständig unberücksichtigt blieben.»

Zur Erinnerung: Bis Mitte April hatte die Bevölkerung Gelegenheit, an der Planung mitzuwirken. Auch die Mitglieder des CVP-Parteivorstandes nahmen ausführlich Stellung. Der Mitwirkungsbericht enthält Eingaben von rund 200 Personen und die ausführlichen Stellungnahmen des Gemeinderates.

«Wir können uns leider des Eindrucks nicht erwehren, dass es dem Gemeinderat primär darum ging, die in den Vorarbeiten dargestellten Meinungen und vorgefassten Ansichten zu festigen und dass kein Raum für eine substanzielle Entwicklung der Gemeinde geschaffen werden soll.», so die Ortspartei. Mit primär auf die Meinungen der beigezogenen Planungsbüros abgestützten Aussagen und ohne eigene strategische Vorstellungen, wie sich die Gemeinde in den nächsten 30 bis 40 Jahren positionieren soll, könne keine zukunftsgerichtete Entwicklung der Gemeinde erreicht werden.

CVP Lengnau: Klare Planungsvorgaben fehlen

«So erstaunt es leider auch nicht, dass im Bericht Zusammenfassungen für die drei Teilbereiche fehlen, woraus die Erkenntnisse des Gemeinderates und der involvierte Planer hervorgehen, die diese aus den Bevölkerungseingaben gewonnen haben», bemängelt die CVP Lengnau.

Solche klare Planungsvorgaben seien jedoch zentral und entscheidend, damit die nun folgende Phase des Studienwettbewerbes auch Resultate liefern könne, die den Vorstellungen der Gemeinde und der Bevölkerung entsprechen. «Aktuell ist dies in keinster Weise sichergestellt, was im Prinzip einer Verschwendung von Steuergeldern gleichkommt.»

Bis zu 3400 Fahrzeuge fahren hier täglich durch Lengnau.

Bis zu 3400 Fahrzeuge fahren hier täglich durch Lengnau.

Sandra Ardizzone/Archiv

Die Partei erklärt, dass sie den Versuch einer Begegnungszone und die mittelfristige Aufwertung des Dorfplatzes unterstützte. Allerdings müssten vorgängig klare Kriterien für die Beurteilung des Versuches definiert werden. Der Dorfplatz solle die heutige Charakteristik beibehalten. Die zusätzlichen Frequenzen wie durch das künftige Besucherzentrum des Vermittlungsprojekts «Doppeltür» und das Parkingkonzept seien wichtig und zwingend zu berücksichtigen.

Die Durchgangsverkehrsproblematik könne nicht mit einem einzigen Flaschenhals namens «Begegnungszone» gelöst werden. Die Partei kritisiert, dass eine Umleitung des Transitverkehrs auf der Baldingerstrasse nicht als prüfenswerte Option einbezogen und ohne hinreichende Begründung abgelehnt werde.

Gemeinderat traf sich mit der CVP zum Gespräch

Gemeindeammann Franz Bertschi (SVP) zeigt sich erstaunt über die Aussagen der CVP. «Wir haben alle Voten ernst genommen, nur nicht alle Positionen im Einzelnen beantwortet, sondern entweder zusammengefasst oder zur Kenntnis genommen.» Auch habe sich der Gemeinderat und der Planer mit den Mitgliedern der CVP getroffen und ausführlich erklärt, welche Vorschläge gar nicht umsetzbar seien. Wie beispielsweise eine Umleitung des Transitverkehrs ausserhalb des Siedlungsgebietes:

«Dies würde der Kanton nicht zulassen. Auch müssten die Finanzen berücksichtigt werden.»
Gemeindeammann Franz Bertschi.

Gemeindeammann Franz Bertschi.

Archivbild: Alex Spichale

Andere Städte hätten zudem aufgezeigt, dass eine Begegnungszone auch mit einer doppelt oder dreimal so hohen Fahrzeug-Frequenz funktioniere. Auch laufe eine Abklärung beim Kanton hinsichtlich der Möglichkeit eines Abbruchs des Hauptbaus der Liegenschaft Krone und einer Tiefgarage darunter betreffend Grundwasserstrom.

Bezüglich Strategie für die Zukunft verweist Franz Bertschi auf Planungselemente wie Leitbild, BNO-Revision, Nutzungskonzept der öffentlichen Bauten und Liegenschaften oder Finanzplan. Überall werde die Bevölkerung miteinbezogen. Dies auch bei den nächsten Schritten der Zentrumsplanung: «Die Bevölkerung wird nach dem Studienwettbewerb erneut zur Mitwirkung eingeladen, dann wird die Weiterbearbeitung des Siegerprojektes umgesetzt.»