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Kampf gegen Hitzetod: In Rekingen realisieren kantonaler und regionaler Fischereiverband ein Projekt zum Schutz von Forellen und Äschen. Die Arbeiten schreiten zügig voran.
«In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil’, die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil»: So beginnt Franz Schuberts bekanntes Lied «Die Forelle». Bei der Unteren Mühle in Rekingen, wo der Chrüzlibach von Böbiken herunterfliessend in den Rhein mündet, liess sich am Dienstag kein Fisch blicken.
Zwar lieben Forellen und Äschen als Angehörige der Familie der Salmoniden kühle Gewässer, aber zurzeit ist es auch für sie zu eisig, um launisch vorüber zu schiessen. Um ihr Leben allerdings müssen die Forellen und Aeschen auch bei Minustemperaturen nicht fürchten – bei grosser Hitze hingegen sehr.
«Die Klimaveränderung mit der Erwärmung der Gewässer ist insbesondere für Fische tödlich, die kühles und sauerstoffhaltiges Wasser brauchen, wie zuletzt der Hitzesommer 2018 dies tragisch gezeigt hat», sagt Kurt Braun, der Präsident des Aargauischen Fischereiverbandes. In Mittellandflüssen sei die Problematik der Erwärmung am grössten, «da für die Fische keine Möglichkeit besteht, in kühlere Zonen wie die Tiefe der Seen zu flüchten», so Braun.
Die Hitze 2018 liess die Wassertemperaturen im Hochrhein auf bis zu 26,5 Grad ansteigen; das daraus resultierende Fischsterben zwischen Bodensee und Basel war fatal: «Allein im Gebiet Stein am Rhein waren 40 Tonnen Äschen verendet. Ihre Population und die der Forellen war innert Stunden auf zirka zwei Prozent reduziert worden», erinnert sich Hans Brauchli, Ehrenpräsident des Fischereivereins Zurzach FVZ.
Hitzesommer haben aber auch grosse Auswirkungen auf den Wasserstand. «Damals betrug die Abflussmenge im Rhein noch knappe 200 Kubikmeter, bei einer normalen Wassermenge im Sommer von zirka 400 bis 500 Kubik.» So entschied der Fischerverein Zurzach, das Nötige zu unternehmen, um Fischen und Wassertieren im Rhein sowohl bei grosser Hitze als auch bei niedrigem Wasserstand einen guten Lebensraum zu bieten.
Von der Idee zum Projekt war kein langer Weg, und für dessen Realisierung bei der Unteren Mühle in Rekingen fand sich rasch ein idealer Platz. Mit der Übernahme der Kosten von rund 150'000 Franken durch den Aargauischen Fischereiverband (zwei Drittel) sowie von der Kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer (ein Drittel) wurde das Projekt konkret und der Auftrag an die einheimische Gartenbaufirma Bäumig in Rekingen erteilt.
Vergangene Woche war – Schnee und Kälte trotzend – deren Chef und Rekinger Ammann Werner Schumacher auf einem Bagger direkt bei der Mündung vom Chrüzlibach ins seichte Rheinwasser geglitten, um eine zweieinhalb Meter tiefe Mulde sowie eine fünf Meter breite Rinne entlang des Ufers flussabwärts auszuheben. Beide werden künftig auch bei Hitze vom kühlen Wasser des «Bergbachs» ständig frisch aufgefüllt. Eine Besichtigung der Baustelle am Dienstag zeigte, dass die Arbeiten der Firma Bäumig zügig voranschreiten.
Bereits ist Schuhmacher dabei, zusammen mit zwei Mitarbeitern die Uferstrukturierung mit Faschinen, also walzenförmigen, zwei- bis drei Meter langen Reisigbündeln, zu verstärken. «Diese sichern nicht nur das Ufer vor Erosion, sondern sie erfüllen ebenso unser Ziel, auch bei Mittel- und Hochwasser Fischen und Wassertieren Verstecke und Unterschlüpfe zu bieten», freut sich Kurt Braun. Beim Setzen der Faschinen und etwas später von Weidenstecklingen werden Mitglieder des FVZ dem Gartenbauer helfend zur Seite stehen.
Weltweit sind bis heute rund 25'000 Fischarten bekannt, davon leben etwa 5000 im Süsswasser und 20'000 im Salzwasser. In der Schweiz gelten 63 Fischarten als einheimisch, acht davon sind ausgestorben (Stör, europäische Stör, Maifisch, Flussneunauge, Cheppia, Huchen, Lachs und Meerforelle). 32 Arten sind als mehr oder weniger stark gefährdet eingestuft. Die Äsche, eine für die Flüsse im Aargau typische Fischart, gilt gemäss Roter Liste der Schweiz als gefährdet und wird daher mit verschiedenen Massnahmen gefördert. Die Bachforelle gilt als potenziell gefährdet. (az)