Das Theater Klingnau arbeitet zum dritten Mal mit dem renommierten Regisseur Werner Bodinek zusammen und setzt Urs Widmers Romanbestseller «Top Dogs» im Propsteikeller packend in Szene.
Eine Truppe entlassener Topmanager steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Die Outplacement-Firma «New Challenge Company» (für neue Herausforderungen) – NCC – trimmt sie darauf, möglichst schnell wieder fit zu sein für den Arbeitsmarkt. Das ist der Kurzabriss von Urs Widmers mehrfach preisgekröntem Roman «Top Dogs». Das Theater Klingnau hat sich mit der Schweizerdeutschen Theaterversion der Sozialsatire, die im Propsteikeller Klingnau zur Aufführung kommt, an einen harten Brocken gewagt.
Die dramatische und bisweilen auch komische Persönlichkeitsstudie über Aufstieg und Niedergang der Elite in den Teppichetagen ist ein menschliches Drama mit allen Fazetten: Frei nach dem Sprichwort: «The higher you climb, the faster you fall». Nervenzerreisende Monologe und Dialoge über steile Erfolgskarrieren und umso tiefere Abstürze fordern Schauspieler heraus und fesseln das Publikum.
Psychologen zwingen die ausrangierten Top Dogs nach ihrer Kündigung dazu, in absurden Selbstfindungsseminaren das Innerste freizulegen. Während die einen noch Haltung bewahren und sich verzweifelt an ihren bisherigen Lifestyle klammern, brechen andere zusammen. Das Verlangen nach Anerkennung ist riesig und wurde bisher im Übermass bestätigt. Doch dann ist da nichts mehr. Nur die Erkenntnis, dass man im Job, für den man bisher aller geopfert hat, ersetzbar ist. Und zwar von einem Tag auf den anderen. Inmitten des Dramas singt ein Hintergrundchor die sogenannte «Schlacht der Wörter»: «Cash-Flow, Shareholder Value, Joint-Ventures, Marketingstrategie, Produktequalität, Umstrukturierung». Ganze fünf Minuten interpretieren die Sängerinnen und Sänger aneinandergereihte Worthülsen. Es gibt derer viele – doch die so gern verwendeten Gemeinplätze funktionieren eben nicht, wenn es ums Menschsein geht.
Die ausgebootete Chefin des Aluminiumkonzerns leistet sich zwar eine Karibikreise, und der entlassene Topshot im Bankwesen lässt immer noch gern seinen Porsche aufheulen. Aber wie lange noch? Wenn die Existenzgrundlage weg ist, hat jeder die gleichen Ängste. Und dann kommt der bodenständige Hausmeister auf die Bühne, der eine Birne auswechseln muss. Oder der Schreiner vermisst den Boden. Für «Null Geld», wie er schimpft. Aber beide Handwerker haben immer noch ihren Job und sind sich nicht an ein Luxusleben gewöhnt wie die Top Shots – die nun auf kaltem Entzug sind.
Nach Shakespeares «Ein Sommernachtstraum» und Molières «Der eingebildete Kranke» ist «Top Dogs» vom 2014 verstorbenen Schweizer Erfolgsautor Urs Widmer die dritte Produktion, die der international tätige und in Oberrohrdorf lebende Theaterschaffende Werner Bodinek zusammen mit dem Theater Klingnau stemmt. Speziell für die neue Aufführung wurden im Keller des Probstei-Schulhauses Teppichböden, schicke Deckenlampen und Drehbühne installiert, die dem Publikum das authentische Gefühl geben, sich inmitten der Geschäftsräume der Outplacement-Firma «New Challenge Company» zu befinden. Werner Bodinek schwärmt vom Engagement des Ensembles: «Wir proben seit letzten September zwei- bis dreimal pro Woche mit Laien, die alle tagsüber ihrem Beruf nachgehen. Ich bin unerbittlich, wenn es um Qualität geht, und alle haben sich unheimlich ins Zeugs gelegt.» Das Engagement ist spürbar und reisst mit. Zum Nachdenken und immer wieder zum Lachen. «Top Dogs» berührt. Vor allem auch, weil man in so manchen Figuren ein kleines Stück von sich selber wiederfindet.
«Top Dogs» wird an folgenden Daten im Propsteikeller Klingnau aufgeführt: 17./18./24./25. und 31.3.; 1./2./7. und 8.4., jeweils 20.15 Uhr, So 16 Uhr. Reservationen: www.theaterklingnau.ch oder 079 486 14 39.