Startseite
Aargau
Zurzibiet
Ob Showkämpfe zwischen Ritter, den Markt mit Flechtwaren oder Musik mit Gypsy-Folk-Klängen: Das Mittelalterfest im historischen Städtchen Kaiserstuhl ist auch zum zweiten Mal vollends gelungen.
Wie wild gewordene Bestien kämpften die Ritter um Leib und Leben. Schweisstropfen flogen in alle Richtungen und wilde Schreie tönten über den Kampfplatz, als ihre scharf geschliffenen Schwerter aufeinander schlugen. Später massen sie ihre Kräfte mit Streitaxt und Schild – bis einer nach dem anderen erschöpft zu Boden ging.
Die Showkämpfe von «Armati Equites» schienen so echt, dass manch einem im Publikum der Atem stockte. Beim Spaziergang durch das hochmittelalterliche Feldlager wurde es ruhiger. An den Feuerstellen vor den Zelten kochten die Frauen, ihre Kinder spielten, Knappen kümmerten sich um die abgelegten Waffen und Rüstungen, und die Rittersleut pflegten das gesellige Beisammensein. Bei diesen pittoresken Szenen wurde manche Kamera gezückt.
Auch Sonja Böhm zeigte sich mittelalterlich gewandet mit einem eleganten langen Kleid in Grün und Gold. Sie brachte die Idee für das Mittelalterfest in den Stadtrat, und dieses Jahr wurde es bereits zum zweiten Mal von ihrem Lebensgefährten Dani Müller und einem 12-köpfigen Organisationsteam umgesetzt. «Ohne Idealismus wäre das kein so grosser Erfolg geworden», meint Böhm. Doch der Anlass zeitigt Erfolge und bringt viele Leute nach Kaiserstuhl.
Malerischer Markt
Die mit 32 Hektaren flächenmässig kleinste Gemeinde des Aargaus mit ihrer 750-jährigen Geschichte hat ihre mittelalterliche Struktur bis heute fast unverändert erhalten. Sie bietet deshalb die ideale Kulisse für ein authentisches Fest, dank dem das Publikum auf eine Zeitreise rund 6 bis 10 Zehntennien in die Vergangenheit machen kann.
Malerische Flecken bot auch der Markt rund um die Kirche St. Katharina. Korbmacher Reinhold Bless stellte Flechtwaren her, die gemäss Böhm «ein Leben lang halten». Messermacher Pit Kramer zeigte in seiner Auslage handgeschmiedete Klingen aus Damaszener-Stahl. Hubertus Meier kreierte Motive aus der manessischen Liederhandschrift mit speziellen Pigmentfarben, die heute nicht mehr erhältlich sind. Es gab Felle aus dem Norden, Salben und Tinkturen für die «mittelalterliche Schönheit» und vieles mehr.
Die Formation Kel Amrun aus dem Emmental unterhielt mit mystischen Gypsy-Folk-Klängen. Ihr Repertoire umfasst über 500 Jahre alte, transkribierte Melodien aus der Provence und Spanien, welches die Musiker mit Sackpfeifen, grossen Trommeln und anderen alten Instrumenten zu Gehör brachten.
Der grösste Anziehungspunkt war natürlich das Kulinarium. Im Angebot standen Spanferkel, Bretzen, Apfelkringel, Drachenhappen und Schandflecken sowie Jungfernmilch, Kirschbier und ... Weibergsöff. Spätestens danach fühlte man sich wie im siebten Himmel.