Startseite
Aargau
Zurzibiet
Wetterglück und eine üppige Zuschauerkulisse bescherten dem 66. Winzerumzug in Döttingen viel Glanz und Applaus. 2000 Teilnehmer begeisterten ein Vielfaches an Zuschauern.
Sonntagmittag, 12 Uhr: Über dem Zurzibiet hängt eine düstere Hochnebeldecke. Eine Stunde später beginnen erste blaue Flecken um die Vorherrschaft am Himmelszelt zu kämpfen und kurz vor 14 Uhr schlagen hienieden Trychel-Klöppel das Grau-in-Grau dort oben endgültig in die Flucht. Steppjacken werden ausgezogen, Sonnenbrillen aufgesetzt und Applaus für die Reiterinnen und Reitern vom Kavallerieverein Zurzach hebt an. Wenn elegante Pferde durch Döttingen tänzeln und junge Damen mit Schaufeln und Schubkarre ihnen auf dem Fuss, pardon, Huf folgen – dann hat er definitiv begonnen, der Höhepunkt des Winzerfests, der Umzug!
Während 90 Minuten begeistern in der Folge 2000 Teilnehmer ein Vielfaches an Zuschauern – sind es 20'000 oder gar mehr? Insgesamt haben während der drei Festtagen und –nächten gegen 51'000 Besucher die Strassen von Döttingen, die ad-hoc Beizen, Restaurants, Keller bevölkert, haben degustiert, schnabuliert, diskutiert und – eben auch – applaudiert.
57 grössere und kleinere Gruppen, darunter neun Musikformationen, lassen den Corso zu einem kunterbunt-schillernden Erlebnis werden. Und für die kleinen Zuschauer zu einer grossen Herausforderung. Denn die meisten Gruppen marschieren nicht mit leeren Händen, will an einem Winzerfest doch auch während dem Umzug niemand auf dem Trockenen sitzen. Obwohl die Marschierenden fleissig köstliche Versuecherli ein- und verschenken, kommen allerdings längst nicht alle Lechzenden zum Zug. Für die Kleinen hingegen ist die Chance auf Erfolg bedeutend grösser, werden für sie Bonbons doch grosszügig in die Menge geworfen und – hopp – «dr Schnäller isch dr Gschwinder».
Schleckereien und feine Tropfen gehören zwar zum Umzug, im Mittelpunkt aber stehen ganz klar die Sujets und wie sie umgesetzt sind. Jahr für Jahr werden die Ergebnisse mit unzähligen lauten «oh wie schön», «heissa, isch das guet gmacht» und «lueg die herrliche Blueme» belohnt. Das war auch am Sonntag nicht anders. Im Gegenteil: Die goldene Oktobersonne liess die Farbenvielfalt von Tagetes und Dahlien, die Astern, Lilien, Gerbera, Sonnenblumen besonders intensiv leuchten und die reizenden jungen Frauen mittendrin so besonders charmant strahlen, dass Josef von Eichendorff seine helle Freude daran gehabt hätte: «Es war als hätt der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nur träumen müsst.»
Wo anfangen, wo aufhören mit der Aufzählung von Highlights, ohne ungerecht zu sein? Bei den silbrig-weiss glitzernden Wichteln vom Kindergarten, welche die verheerenden Frostnächte vom vergangenen April auf gar reizende Weise in Erinnerung rufen. Der Riesenfisch an der Angel vom Fischerverein, der einem Science Fiction Film aus Hollywood zur Ehre gereichen würde? Das florale Wykarussell von Jungwacht und Blauring, der imposante «Ammonit» auf dem Wagen von Meinrad Keller, die mit Jasskarten geschmückten Blumenarrangements von Pontoniere und Stadtmusik Klingnau. . . Fantasie, Liebe zum Detail und unzählige Stunden Arbeit machen jedes Sujet zu etwas Besonderem.
Mittendrin präsentiert sich Bad Zurzach als Gastgemeinde grosszügig in elf Bildern, von Kindergarten und Primarschule mit kleinen Römern und heiligen Verenas bis zum huldvoll winkenden Papa Moll in der Wellness-Oase. Dazwischen wird massiert und gesund geturnt, präsentiert sich die Feuerwehrjugend mit alten Fahrzeugen und Gerätschaften und rollt der alte Thermalbadturm in frischem Rosa und Petflaschen-Glanz über den Asphalt.
Das Winzerfest in Bildern:
Liebgeworden ist das alljährlichen Wiedersehen mit den Velo-Veteranen, Bernhardiner-Hunden, Chlauschlöpfern, Dreschern, den ausländischen Folkloregruppen, den Majoretten aus Wauwil. Nicht zu vergessen, der vielfältige Ohrenschmaus, denn was wäre ein Umzug ohne Musik? Zu den diesbezüglich tragenden Säulen aus der Region, haben sich heuer mit der Swiss Mountain Brass aus dem Wallis, «Les Armaillis» d’ Echarlens und der Schillermusik aus dem bernischen Unterseen drei spannende Formationen gesellt.