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Nach dem Drehstart zum teuersten Schweizer Film des Jahres in Strengelbach und einigen Tagen in Baden wird nun in Bad Zurzach, der Heimat von Papa Moll, gedreht. Für Roy Oppenheim, den Sohn der Comicfigur-Erfinderin, und für die lokale Tourismusbranche erfüllt sich damit ein Traum.
Der Circus Pompinelli gastiert in Bad Zurzach. Daniel Baumgartner muss leise lächeln. Der Gemeindeschreiber des Bezirkshauptorts steht auf der Barzwiese und verfolgt interessiert das emsige Treiben rund um das grosse Zelt. Dann sagt er: «In den letzten Tagen haben zahlreiche Menschen auf der Gemeindekanzlei angerufen. Sie wollten wissen, was für ein Zirkus hier in Bad Zurzach gastiere.» Es ist kein wirklicher Zirkus. Es ist die Kulisse des neuen Papa-Moll-Films, der am 21. Dezember 2017 in die Kinos kommt.
Nach dem Drehstart in Strengelbach und einigen Tagen in Baden wird nun in Bad Zurzach, der Heimat der Comicfigur, gedreht. «Wir nehmen gerade Szene 40 von insgesamt 130 auf», erklärte Produzent Lukas Hobi am gestrigen Medientag.
Das grosse Zirkuszelt, die vielen kleineren für Schauspieler und Statisten, der Wagen-Park und die knapp 100 fleissigen Menschen: Wenn man sieht, was die Produktionsfirma Zodiac Pictures aus dem Boden gestampft hat, fällt es tatsächlich schwer, Fiktion und Realität auseinanderzuhalten. Nur etwas fällt auf: Wie leise und konzentriert alle sind. Man hört das Stroh unter den Füssen rascheln. Alleine die Anweisungen von Regisseur Manuel Flurin Hendry («Strähl», «Tatort») durchdringen die Stille.
Am Set ist auch Roy Oppenheim, der Sohn der 2001 in Baden verstorbenen Papa-Moll-Erfinderin Edith Oppenheim-Jonas. Für den Lengnauer geht mit dem Film ein Traum in Erfüllung. «Nach dem Tod meiner Mutter war uns klar, dass wir die Figur am Leben halten wollen.» Die Comicfigur in einen Film mit lebenden Menschen zu transformieren, sei anspruchsvoll, sagt Oppenheim. Das Drehbuch wurde von ihm abgesegnet. Er und seine Frau Rachela halten die Rechte an Papa Moll.
Und wie viel Familie Oppenheim steckt in der Familie Moll? «Vor allem in der Anfangszeit, also in den 1950er-Jahren, hiess es am Familientisch immer wieder: ‹Du, mir ist eine Papa-Moll-Geschichte passiert›», erzählt Roy Oppenheim. Genau wie Willy, Fritz und Evi Moll waren auch sie drei Kinder. Rund die Hälfte der Geschichten haben ihre Wurzeln im wahren Leben der Oppenheims, sagt der Lengnauer. Optisch gleiche Papa Moll seinem Grossvater Julius Jonas, vom Humor her dem in England aufgewachsenen Vater Eric. Schon dreimal war Oppenheim am Filmset. «Die Crew und Hauptdarsteller Stefan Kurt haben den Geist von Papa Moll gut erfasst», sagt er.
Vom Geist von Papa Moll will auch Bad Zurzach profitieren. Die Gemeinde und Bad Zurzach Tourismus unterstützen den 5,5-Millionen-Franken-Film finanziell. Während der Dreharbeiten wirken sie als verlängerter Arm der Produzenten. «Schon seit 2011 arbeitet die Gemeinde daran, Papa-Moll-Hauptstadt zu werden», sagt Peter Schläpfer, Geschäftsführer der Bad Zurzach Tourismus AG. Weit über 90 Prozent der Schweizer kennen die Figur. «Wenn sie dann noch Bad Zurzach damit assoziieren, umso besser», sagt Schläpfer.
Bereits heute wird im Thermalbad, in der Minigolf-Anlage und im Hotel Zurzacherhof das Thema aufgegriffen. Im November soll ein Papa-Moll-Shop eröffnet werden. Entlang dem Rhein ist ein Papa-Moll-Erlebnisweg geplant, ein weiterer Papa-Moll-Spielplatz wird entstehen. Für die Minigolf-Anlage ist gerade eine neue Mama-Moll-Figur in Arbeit. Vom Buchverlag Orell Füssli hat sich Bad Zurzach die Exklusivrechte für diese Vermarktung gesichert.
Der Ort, bekannt für seine Thermalquelle, will vor allem Familien als Touristen anlocken. Bereits heute zählt man 600'000 Gäste im Jahr. «Das ist eine gute Zahl, aber wir wollen besser werden», sagt Peter Schläpfer. Drehorte werden immer häufiger zu touristischen Anziehungspunkten.
Das sogenannte Jet-Setting spricht nicht nur Cineasten an. Filmtourismus wird zunehmend zum Wirtschaftszweig. Auch überlege man sich, in den Kinos vor dem Film Werbespots für Bad Zurzach laufen zu lassen. Obwohl der Film im fiktiven Örtchen Murmlikon spielt, sei so viel verraten: Bad Zurzach wird darin namentlich Erwähnung finden.