Die höchst vergnügliche Aufführung von «Irgendwo im Nirgendwo» ist Marcel Schlegels letzte Regiearbeit am Theater Lengnau.
Das Saal-Licht in der Mehrzweckhalle Rietwies erlischt. Reifen quietschen, es knallt, blitzt, Scheinwerfer erfassen ein Autowrack und darauf eine blutüberströmte, reglose Gestalt. Das Horrorszenario lässt den Atem der Zuschauer für einen Moment stocken und entführt sie im nächsten direkt in die Hölle. Nimmt man zumindest an, sieht man sich doch einem furchterregenden Teufel gegenüber, der wie wild auf einem Laptop herumhackt.
Alsbald gesellt sich jedoch ein sympathischer Engel dazu, und rasch wird nicht nur klar, dass der Teufel eine Frau ist, und dass die Zwei sich weder im Himmel, noch in der Hölle befinden, sondern «Irgendwo im Nirgendwo». Dies ist denn auch der Titel der diesjährigen Produktion vom Theater Lengnau. Der Autor Wolfgang Binder nennt es eine Komödie – und er verspricht damit nicht zu viel. Denn was als Thriller beginnt, entpuppt sich umgehend als vergnügliche Unterhaltung.
Da zu solcher im Theater auch überraschende Wendungen gehören, sei hier über das Geschehen «Irgendwo im Nirgendwo» und die Machenschaften von Frau Düvell und Herr Engelen nur so viel verraten: Der Gesandte des Himmels und jene der Hölle streiten sich um den jungen Markus (Mario Noetzli), der auf dem Weg zum «Vorstellungsgespräch» bei seinen künftigen Schwiegereltern tödlich verunfallt ist. Die Frage ob Fegefeuer oder Paradies ist schwer zu beantworten, da sich die guten und die Schandtaten, die Mario zu Lebzeiten vollbrachte, die Waage halten.
Der junge Mann muss also eine Bewährungsprobe bestehen. Zu diesem Zweck wird mit himmlisch-höllischen Mitteln sein Unfall rückgängig gemacht und er gelangt zu seiner Freundin Katrin Stutz (Julie Wicky) und deren Familie: Vater Hermann (Martin Sprenger), Mutter Doris (Rita Keller), Katrins Schwester Stefanie (Diana Patrizio) und deren Ehemann Peter Müller (Beda Abegg). Mit der Treue nehmen es in dieser Familie nicht alle genau und auch sonst trügt so mancher Schein. Ein wahrlich nahrhafter Boden für die Bewährungsprobe von Markus, der – scharf beobachtet vom Duo Düvell/Engelen – in diesem Umfeld zu Offen- und Ehrlichkeit verpflichtet ist.
Die Dialoge im Stück sind träf und vor allem im ersten von drei Akten geprägt von Wortwitz und guten Pointen. Die Handlung ist spritzig, ufert im zweiten Akt allerdings etwas ins Banale aus. Marcel Schlegel, seit 2009 als Regisseur und zeitweise auch als Hausautor, starker Pfeiler vom Theater Lengnau, hat hier mit «Irgendwo im Nirgendwo» zum letzten Mal Regie geführt.
Er hat die nicht einfache Aufgabe mit Brillanz gelöst. Hand in Hand mit Marc Freiermuth (Technik, Licht und Bühne), Diana Patrizio und Julie Wicky (Maske) hat er einen begeisternden äusseren Rahmen geschaffen. In diesem schlüpfen die Darstellerinnen und Darsteller mit viel Schwung in ihre Rollen. Ganz besonders mitreissend sind die hervorragend agierenden Barbara Lüscher als Frau Düvell und Matthias Haag als Herr Engelen.
Weitere Vorstellungen: Freitag, 26. und Samstag, 27. Februar.