Endingen
Neues Zuhause für eine halbe Million Insekten: Das Bienenzentrum nimmt Form an – und hat bereits 320 Unterstützer

Der Umbau des ehemaligen Schützenhauses in Endingen läuft auf Hochtouren. Und dies trotz Verzögerungen wegen der Coronapandemie.

Stefanie Garcia Lainez
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Die Mitglieder des Bienenzüchtervereins Bezirk Zurzach Wolfgang Ritler, Siegfried Meier und Markus Laube.

Die Mitglieder des Bienenzüchtervereins Bezirk Zurzach Wolfgang Ritler, Siegfried Meier und Markus Laube.

Valentin Hehli

Die Schiessscharten sind Fenstern gewichen, im Innern stehen bereits die Zwischenwände und auch die Baugerüste sind unterdessen wieder verschwunden: Hunderte von Stunden haben einige Mitglieder des Bienenzüchtervereins Bezirk Zurzach in den vergangenen sechs Monaten in und um das ehemalige Schützenhaus in Endingen investiert.

Das ambitionierte Projekt ist gut im Zeitplan: Bis im nächsten Frühjahr soll sich das seit 1974 kaum mehr genutzte Gebäude auf dem Ruckfeld in ein regionales Bienenzentrum verwandeln. Auch ist der Verein auf gutem Weg, das Spendenziel von 120'000 Franken zu erreichen: Rund 320 Privatpersonen, Unternehmen und fast jede Gemeinde im Zurzibiet unterstützen das neue Bienenzentrum.

«Dass so viele Spenderinnen und Spendern uns unterstützen, hat mich positiv überrascht», sagt Vereinspräsident Siegfried Meier. Dass unter den Unterstützern zahlreiche Private und Gemeinden sind, habe ihn speziell gefreut. «Das ist nicht selbstverständlich», sagt er.

Auch dass mehrere Firmen mit Material oder Arbeiten aushelfen, schätze er sehr. So erstellt ein Gartenbauunternehmen als Lehrlingsprojekt den Teich, der sich mit Regenwasser füllt und als Wasserquelle der Bienen dient. Er ergänzt aber:

«Noch sind wir auf Spenden angewiesen, um unser Ziel zu erreichen.»

Im künftigen Bienenzentrum gehen ab kommendem Frühling Imker zur Schule, werden Königinnen begattet und können Kinder sowie Erwachsene in die Welt der Honigbienen eintauchen. Auch finden hier bis zu 450'000 Bienen ein neues Zuhause – dank des Lehrbienenbestandes und der Königinnenzucht.

Die rund 90 Mitglieder des 1885 gegründeten Bienenzüchtervereins betreuen weitere knapp 950 Bienenvölker oder über 28 Millionen Bienen. Die Imker übernehmen dabei eine wichtige Aufgabe: Ohne ihre Hilfe würde den Honigbienen-Völkern aufgrund von Krankheiten und Schädlingen innerhalb von zwei Jahren der Tod drohen, sagt Siegfried Meier, der in Döttingen und an seinem Wohnort in Baldingen selbst Honigbienen hält.

Platz in Leuggern wurde zu knapp

Aktuell befindet sich der Lehrbienenbestand und die Belegstelle des Vereins in der Ruchrüti in Leuggern. Auf Pfählen können die Imker der Region ihre jungen Königinnen platzieren. Diese werden von den Drohnen begattet, die in Völkern im kleinen Häuschen nebenan zu Hause sind.

Da dort der Platz aber für die Drohnen und die Vereinsmitglieder sowie ihre regelmässigen Schulungen knapp wurde, suchte der Verein seit längerem ein neues Zuhause. In der Landwirtschaftszone am nördlichen Dorfrand von Endingen wurde er fündig. Mit 100 Quadratmetern bietet das neue Imkerschulhaus fünfmal so viel Platz wie der Standort in Leuggern.

Materiallieferung wegen Corona verzögert

Seit dem Sommer laufen nun die Arbeiten am ehemaligen Schützenhaus auf Hochtouren. Die Ortsbürgergemeinde als Besitzerin des Gebäudes hat die Anschlüsse für Wasser und Abwasser verlegt und die Aussenfassade sowie das Dach saniert. Dafür investiert sie rund 200'000 Franken. «Wegen Corona kam es zu Verzögerung, beispielsweise bei der Materiallieferung», sagt Siegfried Meier. «Da wir aber bis im Frühling Zeit haben, sind wir nach wie vor gut im Zeitplan.»

Dies auch dank Vizepräsident Markus Laube und Vereinsmitglied Wolfgang Ritler, die in den vergangenen Monaten rund um das Gebäude und im Innern kräftig angepackt haben. «Beide kommen aus der Baubranche und bringen viel Erfahrung mit», sagt der Vereinspräsident. Die beiden werden voraussichtlich ab nächstem Jahr auch zuständig sein für das Bienenzentrum.

Der Verein selbst investiert rund 150'000 Franken, wobei ein Teil Eigenleistungen sind und ein Teil mit Spenden gedeckt wird. Um die neu hinzukommenden Fixkosten für Strom und Wasser zu decken, wurde bereits der Mitgliederbeitrag erhöht.

In den kommenden Wochen wird auf der Vorderseite, wo früher die Schiessscharten waren, das Terrain aufgefüllt und der Innenausbau weiter vorangetrieben. Im Frühling folgen dann die restlichen Umgebungsarbeiten und einheimische Sträucher werden gepflanzt. Eine Hecke entlang der Schlattstrasse soll verhindern, dass die Bienen den Spaziergängern in die Quere kommen. Kurz vor der Eröffnung im März oder April ziehen die Bienen von Leuggern nach Endingen.