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Die Zurzibieter SVP verliert einen ihrer drei Sitze an die Grünen. Die CVP legt massiv zu. SP und FDP verlieren. So kommentieren Exponenten der Parteien das Resultat.
Die Zurzibieter Vertretung im Grossen Rat wird grüner und weiblicher. Was im Vorfeld die wenigsten für möglich gehalten haben, ist eingetroffen. Die SVP verliert einen ihrer drei Sitze an die Grünen. Manuel Tinner aus Döttingen, der seit fünf Jahren im Kantonsparlament sitzt, muss seinen Platz an Isabelle Schmid (Tegerfelden) räumen.
Hansjörg Erne, der Bezirkspräsident der SVP, redet das Resultat nicht schön und bezeichnet den Sitzverlust als einen herben Schlag. Für Erne wiegt Tinners Abwahl stärker als sein persönliches Glanzergebnis.
Die gewählten Personen aus dem Bezirk Zurzach:
Der Landwirt aus dem Leuggemer Ortsteil Hagenfirst holte mit 3491 Stimmen das beste Resultat aller Zurzibieter Kandidaten. «Die Enttäuschung ist aber grösser als die Freude über mein Abschneiden», so der 40-Jährige. «Wir haben im Vorfeld zwar darüber diskutiert, dass dieses Szenario passieren könnte.» Man habe aber gehofft, dass man den Abwärtstrend der letzten Jahre stoppen würde.
Die SVP verlor an Grossratswahlen zum dritten Mal in Folge Anteile. Am Sonntag 1,97 Prozent. Die wählerstärkste Partei liegt neu bei 34,95 Prozent. Erne ortet als einen möglichen Grund, dass es immer schwieriger werde, die Leute zu mobilisieren. «Wir haben zwar eine grosse und treue Stammwählerschaft.» Aber das allein reiche heute offensichtlich nicht mehr.
Zu den grossen Geschlagenen gehört auch die FDP. Die Liberalen wurden mit einem Minus von 4,54 Prozent abgestraft, nachdem sie vor vier Jahren noch zu den Siegern zählten. Neu hat die Partei noch einen Anteil von 10 Prozent. Bei Bezirkspräsidentin Claudia Hauser (Döttingen) war die Gefühlslage ähnlich wie bei Hansjörg Erne. Sie legte stimmenmässig im Vergleich zu 2016 deutlich zu und schaffte die Wahl.
«Nach diesem deutlichen Verlust ist die Stimmung allerdings gemischt.» Das Ergebnis tue weh. Über die möglichen Gründe des Absturzes gibt sich Hauser zurückhaltend. «Wir hatten eine Liste mit jungen Leuten, die aber möglicherweise noch zu wenig bekannt waren.» Eine Grossratswahl sei auch eine Personenwahl. Hauser glaubt dennoch, dass man im Vergleich zu anderen Bezirken mit einem blauen Auge davon gekommen sei.
Dritte Verliererin ist die SP. Die Sozialdemokraten müssen einen Verlust von knapp zweieinhalb Prozent hinnehmen. Mit neu 12,27 Prozent sind sie zwar nach wie vor die drittstärkste Kraft im Zurzibiet, für die Partei dürfte das allerdings ein schwacher Trost sein. Entsprechend enttäuscht zeigt sich Bezirkspräsident David Burgherr. Der Lengnauer schafft zwar wie Ratskollegin Claudia Hauser den Sprung in den Grossen Rat.
«Das Ziel, einen zweiten Sitz zu gewinnen, war aber zu hoch gegriffen.» Dem Ausgang konnte Burgherr trotz allem etwas Positives abgewinnen. «Mit dem Sitzgewinn der Grünen sind die Interessen der Bevölkerung im Zurzibiet nun besser abgedeckt.» Burgherr versteht das Ergebnis auch als ein Zeichen an die rechte Ratshälfte. Mit der neuen Zusammensetzung hoffe er, dass es am Verhandlungstisch in Zukunft mehr Kompromissbereitschaft gebe.
Grosse Gewinnerin ist nebst den Grünen und der GLP (+2,95 Prozent) die CVP. Die Mittepartei erlebte gestern eine Sternstunde. Sie legte um 5,62 Prozent zu und liegt neu bei 28,47 Prozent. Nach einer langen Phase von Rückschlägen schaffte die Partei einen eindrücklichen Turnaround. Zudem wurden René Huber (Leuggern, mit dem zweitbesten Ergebnis: 3428 Stimmen) und Bezirkspräsident Andreas Meier (Klingnau) bestätigt.
Meier konnte sein Glück kaum fassen: «Das Resultat übertrifft alle Erwartungen. Wir sind endlich wieder da, wo wir hingehören.» Man sei wieder eine Macht, die man ernst nehmen müsse, so Meier. «Es ist uns gelungen, das Verliererimage abzustreifen.» Die Menschen hätten gemerkt, dass man mit vernünftigen Anliegen aus der Mitte Erfolg haben könne.
Trotz des Wahlerfolgs wurde Andreas Meier noch zur Kasse gebeten: Die Partei feierte im Hotel Zurzacherhof in Bad Zurzach. Zusammen mit René Huber musste Meier den anwesenden Parteikolleginnen und -kollegen die Getränke spendieren. «Es gibt wahrlich eine schlimmere Strafe», so der Chef des Weinguts zum Sternen in Würenlingen.