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Die Klingnauer Ledermöbel-Herstellerin de Sede AG hat turbulente Jahre hinter sich. Die neue Chefin Monika Walser, vorher bei der Firma Freitag tätig, will an alte Zeiten anknüpfen. Bereits hat sie ins Ausland ausgelagerte Arbeitsplätze zurückgeholt.
Die de Sede AG feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Firma, die in Klingnau heute 110 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich rund 100 000 Quadratmeter Leder verarbeitet, wurde 1965 vom Familienbetrieb des Sattlers Ernst Lüthy in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ab 2012 gehörte die de Sede AG der Oltner Desema Holding. Zu dieser gehörte nebst der «de Sede» auch deren deutsche Schwesterfirma Machalke. Nach dem Verkauf der Machalke wurde die Holdingstruktur überflüssig und die Holding deshalb aufgelöst. Die de Sede befindet sich nun in Privatbesitz.
Monika Walser: Schon ganz stark. Dass man sich auf die Marke einlässt und die Wurzeln spürt, ist etwas vom Wichtigsten. Mein grosser Vorteil ist zudem, dass ich vor dem Studium Damenschneiderin gelernt habe. Ich verstehe die Produktion hier und habe immer noch viel Herzblut für das Handwerk.
So gross sind die Unterschiede nicht. Hier wie dort werden Abfallprodukte weiterverarbeitet — bei Freitag Lastwagenplanen, hier Tierhäute. Auch sind beide Firmen Manufakturen, in denen jedes Stück einzeln zugeschnitten wird.
Ja, auch wenn der Frankenschock vom 15. Januar natürlich denkbar ungelegen kam. Das Zuschneiden der Tierhäute ist aber ein enorm wichtiger Arbeitsschritt. Dort entscheidet sich, wie die Lederfläche am Schluss aussieht. Zusätzlich zu den Schneidgeräten haben wir uns für die Analyse der Leder-Oberfläche deshalb eine Laser-Maschine angeschafft.
Ja, und die Mitarbeiter haben sich vermutlich gedacht, dass da jetzt wieder eine hinsteht und irgendetwas sagt. Ich war ja die dritte Chefin innert kürzester Zeit, das war für die Belegschaft sicher nicht einfach. Aber schon wenige Monate später waren die Maschinen dann da.
Ja, dank der Trennung können wir uns jetzt alle auf de Sede konzentrieren und haben nicht noch zig andere Geschichten rundherum. Finanziell hat der Verkauf auf de Sede aber keine Auswirkungen.
Ja, und das Pflänzchen wurde eine Zeit lang nicht gegossen. Jetzt giessen wir es und es beginnt wieder, Früchte zu tragen.
Es wird sicher fünf, sechs Jahre dauern, bis de Sede in der öffentlichen Wahrnehmung wieder eine Marke ist, die man unbedingt haben muss. Rein finanziell werden wir es aber schon dieses Jahr schaffen, einigermassen gute, also schwarze Zahlen zu schreiben. Wir wollen weiterwachsen und haben dazu hier in Klingnau auch noch genügend Fläche zur Verfügung.
In gewissen wirtschaftlich aufstrebenden Ländern ist derzeit vor allem Glimmer und Glamour gefragt, da sind wir mit unseren Werten wie Qualität und Nachhaltigkeit wohl noch etwas zu früh. Aber das ändert sich und wir steigen jetzt ein, etwa in Singapur oder in Schanghai, wo wir eben ein wirklich stilvolles Möbelhaus einrichten durften.
Das ist ein sehr spannender Bereich, weil wir da gemeinsam neue Sachen entwickeln. Und als kleine Manufaktur können wir besser als ein Industrieunternehmen auf spezielle Bedürfnisse der Kunden eingehen. Für die Swiss beispielsweise dürfen wir jetzt alle Flughafen-Lounges möblieren, die renoviert werden.
In Europa geht es sicher hin zu kleineren Möbeln. Wir konzentrieren uns verstärkt auf Sessel, die verschiedenste Bedürfnisse abdecken, weil die Leute heute länger am Tisch sitzen bleiben wollen.
Vor 20 Jahren konnte man mit einem Handy nur telefonieren, heute bietet dieses unzählige Funktionen. Ähnliches schwebt uns im Möbelbereich vor. Genaueres kann ich noch nicht sagen, aber wir haben schon ein paar Ideen.