De Sede
Diese Chefin will ihre Aargauer Traditionsfirma zurück zum Erfolg führen

Die Klingnauer Ledermöbel-Herstellerin de Sede AG hat turbulente Jahre hinter sich. Die neue Chefin Monika Walser, vorher bei der Firma Freitag tätig, will an alte Zeiten anknüpfen. Bereits hat sie ins Ausland ausgelagerte Arbeitsplätze zurückgeholt.

Peter Brühwiler
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Monika Walser, CEO bei de Sede: «Ich war ja die dritte Chefin innert kürzester Zeit, das war für die Belegschaft sicher nicht einfach.»
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Der Aargauer Moebel-Hersteller de Sede feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem neuen Sessel, dem DS900, designt von zwei Studenten der ECAL Lausanne. Im Bild: Die Jungdesiger Inimfon "Ini" Archibong (l.) und Ophelie Sanga haben den Sessel zum 50-Jahr-Jubilaeum gestaltet.
de Sede-Verwaltungsrat Urs Rickenbacher macht mit seinem Smartphone ein Foto während des Design-Talks aus Anlass zum 50-jährigen Jubiläum.
de Sede-Marketing-Leiter Immanuel Streuli in der Produktion.
de Sede und Chefin Monika Walser

Monika Walser, CEO bei de Sede: «Ich war ja die dritte Chefin innert kürzester Zeit, das war für die Belegschaft sicher nicht einfach.»

Sandra Ardizzone

Frau Walser, Sie haben vor einem guten Jahr die Leitung der Klingnauer Möbelmanufaktur de Sede übernommen, die dieses Jahr ihren 50. Geburtstag feiert. Fühlen Sie sich schon als Teil der Familie?

De Sede AG: 50 Jahre in Klingnau

Die de Sede AG feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Firma, die in Klingnau heute 110 Mitarbeiter beschäftigt und jährlich rund 100 000 Quadratmeter Leder verarbeitet, wurde 1965 vom Familienbetrieb des Sattlers Ernst Lüthy in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ab 2012 gehörte die de Sede AG der Oltner Desema Holding. Zu dieser gehörte nebst der «de Sede» auch deren deutsche Schwesterfirma Machalke. Nach dem Verkauf der Machalke wurde die Holdingstruktur überflüssig und die Holding deshalb aufgelöst. Die de Sede befindet sich nun in Privatbesitz.

Monika Walser: Schon ganz stark. Dass man sich auf die Marke einlässt und die Wurzeln spürt, ist etwas vom Wichtigsten. Mein grosser Vorteil ist zudem, dass ich vor dem Studium Damenschneiderin gelernt habe. Ich verstehe die Produktion hier und habe immer noch viel Herzblut für das Handwerk.

Ihre vorherige Station war die trendige Firma Freitag. Der Wechsel zum Traditionsunternehmen de Sede war da wohl schon ein kleiner Kulturschock?

So gross sind die Unterschiede nicht. Hier wie dort werden Abfallprodukte weiterverarbeitet — bei Freitag Lastwagenplanen, hier Tierhäute. Auch sind beide Firmen Manufakturen, in denen jedes Stück einzeln zugeschnitten wird.

Den Arbeitsschritt «Zuschneiden» haben Sie ja nach Klingnau zurückgeholt. Rückblickend ein richtiger Entscheid?

Ja, auch wenn der Frankenschock vom 15. Januar natürlich denkbar ungelegen kam. Das Zuschneiden der Tierhäute ist aber ein enorm wichtiger Arbeitsschritt. Dort entscheidet sich, wie die Lederfläche am Schluss aussieht. Zusätzlich zu den Schneidgeräten haben wir uns für die Analyse der Leder-Oberfläche deshalb eine Laser-Maschine angeschafft.

Die Investition von rund 350 000 Franken war einer Ihrer ersten Entscheide.

Ja, und die Mitarbeiter haben sich vermutlich gedacht, dass da jetzt wieder eine hinsteht und irgendetwas sagt. Ich war ja die dritte Chefin innert kürzester Zeit, das war für die Belegschaft sicher nicht einfach. Aber schon wenige Monate später waren die Maschinen dann da.

Zuvor wurde das Leder beim deutschen Schwesterunternehmen Machalke zugeschnitten, das seit Jahren defizitär ist. Nun hat die Schweizer Investorengruppe, die auch de Sede besitzt, Machalke verkauft. Erleichtert?

Ja, dank der Trennung können wir uns jetzt alle auf de Sede konzentrieren und haben nicht noch zig andere Geschichten rundherum. Finanziell hat der Verkauf auf de Sede aber keine Auswirkungen.

Finanziell hat auch de Sede schwierige Zeiten durchgemacht: Sie bezeichnen die Firma trotz ihrer 50 Jahre deshalb als «Pflänzchen».

Ja, und das Pflänzchen wurde eine Zeit lang nicht gegossen. Jetzt giessen wir es und es beginnt wieder, Früchte zu tragen.

Wie schnell wächst es?

Es wird sicher fünf, sechs Jahre dauern, bis de Sede in der öffentlichen Wahrnehmung wieder eine Marke ist, die man unbedingt haben muss. Rein finanziell werden wir es aber schon dieses Jahr schaffen, einigermassen gute, also schwarze Zahlen zu schreiben. Wir wollen weiterwachsen und haben dazu hier in Klingnau auch noch genügend Fläche zur Verfügung.

Planen Sie, neue Absatzmärkte zu erschliessen?

In gewissen wirtschaftlich aufstrebenden Ländern ist derzeit vor allem Glimmer und Glamour gefragt, da sind wir mit unseren Werten wie Qualität und Nachhaltigkeit wohl noch etwas zu früh. Aber das ändert sich und wir steigen jetzt ein, etwa in Singapur oder in Schanghai, wo wir eben ein wirklich stilvolles Möbelhaus einrichten durften.

Ein weiteres Standbein ist das Geschäft mit Firmenkunden.

Das ist ein sehr spannender Bereich, weil wir da gemeinsam neue Sachen entwickeln. Und als kleine Manufaktur können wir besser als ein Industrieunternehmen auf spezielle Bedürfnisse der Kunden eingehen. Für die Swiss beispielsweise dürfen wir jetzt alle Flughafen-Lounges möblieren, die renoviert werden.

Was für Trends sehen Sie in der Möbelbranche?

In Europa geht es sicher hin zu kleineren Möbeln. Wir konzentrieren uns verstärkt auf Sessel, die verschiedenste Bedürfnisse abdecken, weil die Leute heute länger am Tisch sitzen bleiben wollen.

Am Ende des Tages ist ein Möbelstück aber immer noch ein Möbelstück. Oder sehen Sie die Möglichkeit bahnbrechender Innovationen?

Vor 20 Jahren konnte man mit einem Handy nur telefonieren, heute bietet dieses unzählige Funktionen. Ähnliches schwebt uns im Möbelbereich vor. Genaueres kann ich noch nicht sagen, aber wir haben schon ein paar Ideen.