SRF-Kultsendung
Die Könige sind erkoren: Diese Jasser vertreten Klingnau im «Donnschtig-Jass»

In Klingnau kämpften die Jasser um den Königstitel und um einen Platz im «Donnschtig-Jass»-Team. Erkoren wurden König Philipp Zimmermann und Vizekönig Markus Iten sowie die Königin Mirjam Bolliger-Keller als bestplatzierte Dame. Als beste Jugendliche und somit Prinzessin geht Ella Keller ins Rennen.

Marian Märki
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«Was ist Trumpf? Rose?» Etwa so klingen die Unterhaltungen am Donnerstagabend im Schloss in Klingnau. Im Rittersaal jassten die Klingnauerinnen und Klingnauer um die Wette. Die Turniersieger werden Klingnau in der SRF-Sendung «Donnschtig-Jass» vertreten und versuchen, den Live-Event im Sommer ins Städtchen zu holen.

Die Stimmung im Saal ist ausgelassen. Junge und ältere Jassfreunde sitzen an den Tischen. Es wird gelacht und gescherzt. Aber man merkt schnell: Die Klingnauer Jasser sind ehrgeizig. Schon nach der ersten Runde werden die Resultate miteinander verglichen und einige beklagen sich bereits über ihr schlechtes Resultat. Gejasst wird der «Differenzler». Bei dieser Jassart schreiben die Spieler die Punkteanzahl auf, die sie zu erreichen glauben.

Am Ende der Runde wird abgerechnet. Die erreichten Punkte werden mit den angesagten Punkten verglichen. Je geringer die Differenz, desto besser das Resultat. Es spielen jeweils vier Spieler gegeneinander, beobachtet von einem Schiedsrichter. Gesucht werden die «Fernseh-Jasser», welche am 13. Juli im Wallis gegen Wohlen antreten werden. Für das Team gibt es klare Auflagen vom Schweizer Fernsehen. Der Präsident des Organisationskomitees, Hermann Märki, erklärt: «Es müssen vier Jasser in einem Team sein. Davon muss einer zwischen 10 und 18 Jahre alt sein. Mindestens eine Frau muss sich auch im Team befinden.» Vor allem bei den Jugendlichen hatten die Organisatoren zunächst bedenken. «Die Jungen jassen halt nicht mehr so viel. Umso mehr freut es mich, dass es einige Jugendliche bei uns am Tisch hat», so Märki weiter.

Einer aus dieser Kategorie ist Gilles Keller. Der Neunjährige jasst, weil er es «cool» findet. Auch seine Schwester nehme teil. Er hat natürlich auch Ambitionen: «Ich würde gerne ins Fernsehen kommen», sagt er mit einem Lausbubengrinsen. Er mag die Atmosphäre. Dem pflichtet Philipp Zimmermann, 42 Jahre alt, bei: «Die Atmosphäre ist einzigartig. Ich wollte eine neue Erfahrung machen. Wenn man gewinnt und im Fernsehen auftreten darf, ist das schon etwas Einmaliges.» Auch Isabel Iten ist begeistert: «Das Turnier ist sehr gut organisiert und die Leute haben Spass.» Die 59-Jährige jasse schon lange und gerne, aber «Differenzler» habe sie noch nie gespielt.

Um kurz nach 22 Uhr wurden dann die Sieger und somit die Vertreter für Klingnau verkündet. Es sind dies der König Philipp Zimmermann und Vizekönig Markus Iten sowie die Königin Mirjam Bolliger-Keller als bestplatzierte Dame. Als beste Jugendliche und somit Prinzessin geht Ella Keller ins Rennen.

Das Organisationskomitee um Hermann Märki, namentlich Jean-Marc Wenger, Marcel Sägesser, Dani Zimmermann und Thomas Kohler, hat mit dem Qualifikationsturnier die erste Hürde gemeistert. Was sind denn die nächsten Herausforderungen? Dazu sagt Jean-Marc Wenger: «Die grösste Herausforderung besteht darin, jetzt alles so vorzubereiten, dass es, falls wir gewinnen, innerhalb einer Woche funktioniert.»

Die Gemeinde sei laut Wenger dafür zuständig, Festbänke und den Platz zur Verfügung zu stellen, die Verpflegung zu organisieren und den Verkehr zu regeln. Den Rest mache das SRF. Das klingt nach viel Aufwand, für etwas, das noch nicht sicher ist? Wenger sagt dazu mit einem Lachen: «Ja das ist so, aber man kann das ja ein bisschen mit der Jassqualität steuern.» Wenn die Klingnauer im Wallis den Sieg und damit die Sendung ins Städtchen holen, sind ein Volksfest und gute Werbung für die Gemeinde garantiert. Zwischen 2000 und 4500 Besucher werden erwartet und über eine halbe Million Zuschauer verfolgen die Sendung vom Sofa aus. Klingnau könnte sich nach der Jahrhundertsanierung des Städtchens von seiner schönsten Seite zeigen. Als Gastgeber hat die Gemeinde Erfahrung: Das Städtchen war 1997 schon einmal Austragungsort des «Donnschtig-Jass».

Falls Klingnau im Aargauer Duell das Nachsehen hat, erhält es eventuell eine zweite Chance: Die besten Verlierer-Gemeinden jassen nämlich in der letzten Sommersendung, am 17. August 2017, im Kanton Thurgau um die Austragung der ersten Sendung 2018, die am 5. Juli stattfindet.