Die Schweizer sterben langsam weg, während der Ausländeranteil im Bezirk Zurzach steigt: In den letzten zehn Jahren hat dieser von 22 auf 27 Prozent zugenommen.
Das Zurzibiet ist eine der entwicklungsschwächsten Regionen des Kantons. Dies zeigen die Zahlen zur Bevölkerungsstatistik, welche das Kantonale Statistische Amt kürzlich veröffentlicht hat. Rund ein Drittel aller Gemeinden im Bezirk Zurzach hatte im ersten Halbjahr 2013 rückläufige Einwohnerzahlen. Am stärksten war der Rückgang in Fisibach: Dort nahm die Bevölkerung um 10 Personen ab – das entspricht rund 2,5 Prozent.
Der Rückgang geht einerseits auf Todesfälle zurück, andererseits auf Wegzüge. So stehen zum Beispiel 4 Geburten und 46 Neuzuzüger in Koblenz 7 Todesfällen und 60 Wegzügern gegenüber. Die Zahlen für die einzelnen Gemeinden sind jedoch insofern mit Vorsicht zu geniessen, als dass sich in kleinen Gemeinden schon der Wegzug einer einzigen Familie merklich in der Statistik niederschlägt.
Stark gestiegener Ausländeranteil
Es ist ein Trend, dass die Schweizer aus dem Zurzibiet wegziehen und wegsterben, während immer mehr Ausländer zuziehen und geboren werden. Dies zeigt ein Blick in die Statistiken: Vor zehn Jahren lebten noch 24 111 Schweizer und 6839 Ausländer im Bezirk Zurzach. Das entspricht einem Ausländeranteil von 22,1 Prozent. Fünf Jahre später lag dieser bereits bei 24,6 Prozent. Heute leben im Zurzibiet noch 23 666 Schweizer, 445 Personen weniger als 2003. Die ausländische Bevölkerung hat im selben Zeitraum um 1922 Personen zugenommen – der Ausländeranteil beträgt heute 27 Prozent.
Zwar wurden im ersten Halbjahr 2013 (Stichtag: 30. Juni) im ganzen Bezirk 71 Schweizer geboren, gleichzeitig gab es bei der ausländischen Bevölkerung 46 Geburten. Deutlich grösser ist jedoch der Unterschied bei den Todesfallzahlen: Es starben 109 Zurzibieter mit Schweizer Pass, jedoch lediglich 16 Ausländer. 25 Ausländer wurden eingebürgert.
Es gibt im Zurzibiet aber auch Gemeinden, welche dieses Jahr ein deutliches Wachstum verzeichnen konnten: Obenaus schwingen Rekingen mit einer Bevölkerungszunahme von 2,16 Prozent (21 Personen) und Rümikon mit 2,07 Prozent (5 Personen). Bei beiden Gemeinden liegt dies vor allem an Zuzügern: In Rekingen zogen 46 Personen zu, 26 verliessen die Gemeinde.
Zurzach fällt im Vergleich ab
Insgesamt hat die Bevölkerung im Bezirk Zurzach zwar zugenommen, allerdings eher verhalten. Deutlich wird dies im Vergleich mit den Bezirken Kulm, Muri und Laufenburg, die wie Zurzach rund 30 000 Einwohner haben: Spitzenreiter Muri hat in den letzten zehn Jahren um rund 4700 Personen zugelegt, das entspricht etwa 16 Prozent. Laufenburg folgt dicht dahinter mit einem Bevölkerungszuwachs von 14 Prozent. Deutlich weniger sind es bei Kulm (6,3 Prozent) und bei Schlusslicht Zurzach mit 4,8 Prozent, was rund 1500 Personen entspricht.
Bald bessere Pendlerbedingungen
Nicht überrascht von der Deutlichkeit der Zahlen ist Felix Binder, Präsident des Regionalen Planungsverbandes Zurzibiet. Der Verband befasst sich schon seit rund zehn Jahren mit der Problematik. «Natürlich verheissen diese Zahlen nichts Gutes für den Bezirk Zurzach. Wir haben zwar 2011 die ‹Vision Zurzibiet› verabschiedet und Massnahmen eingeleitet, um die Entwicklung zu fördern – es dauert aber seine Zeit, bis sich das in der Bevölkerungsentwicklung positiv auswirkt.»
Als Hauptgründe für die sehr zögerliche Bevölkerungszunahme führt Binder den Mangel an hoch qualifizierten Arbeitsplätzen an, sowie die Verkehrsanbindung – «die sich nach dem Aus für den Baldeggtunnel wohl nicht so bald verbessert», so Felix Binder. Immerhin: «Per 2015 werden bessere öV-Anbindungen realisiert.»
Problem: Zu wenige Schüler
Sorgen bereitet Binder derzeit vor allem die Entwicklung in den Schulen: «Eine der Konsequenzen dieser Situation ist, dass wir zu wenige Schüler haben – und zwar auf allen Stufen. Dadurch sind fast im ganzen Zurzibiet Schulstandorte gefährdet, mit Ausnahme des Surbtals. Das ist sicher das dringendste Thema, das in den nächsten Jahren auf uns zukommt.»