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Das Restaurant Rosengarten im Klingnauer Städtli steht seit bald einem Jahr leer. Besitzer Josef Senn erklärt, was die Gründe sind.
«Klingnau ist überall», schrieb die «NZZ am Sonntag» in einem Artikel zum Beizensterben in der Schweiz letzten Frühling. Dass ausgerechnet die Zurzibieter Gemeinde als Beispiel herhalten musste, war nicht zufällig.
Die prekäre Gastrosituation ist im Städtli an der Aare besonders ausgeprägt. Die einst gut besuchten Lokale «Sommerau», der «Ecke» schlossen und letzten Frühling auch der «Rosengarten» und «Rebstock». Wobei der «Rebstock» kürzlich mit neuem Pächter wiedereröffnete.
Klingnau bildet das landesweite Problem anschaulich ab. Gasthäuser haben 2018, laut dem Marktforschungsinstitut AmPuls Market Research, annähernd 1 Milliarde Franken an Einnahmen verloren. Ihr Umsatz sank auf 12,3 Milliarden, auf ein Minus von 7 Prozent zum Vorjahr.
Einige Interessenten waren nicht einmal in der Lage, eine Kaution zu hinterlegen.
(Quelle: Josef Senn)
Josef Senn, der Besitzer des «Rosengartens», hat hierfür eine simple Erklärung. «Die Menschen gehen nicht weniger aus, sie verpflegen sich nur anders.» Statt im gemütlichen Rahmen ein Bier zu trinken oder ein Menü zu bestellen, bedient man sich immer häufiger am Take-away-Stand.
Diesen Trend bekam auch die letzte Wirtin im «Rosengarten», Erika Eggspühler, zu spüren. Ihre Einnahmen waren nicht mehr hoch genug, um einigermassen wirtschaften zu können und über die Runden zu kommen.
Das gutbürgerliche Lokal am Eingang zur Altstadt entspricht offensichtlich nicht mehr einem grösseren Bedürfnis. Doch die Vermutung, dass seit der Schliessung im Mai keine Interessenten bei Senn angeklopft hätten, um die Nachfolge von Erika Eggspühler zu übernehmen, trifft nicht zu. Mehrere Bewerber haben sich seither bei ihm gemeldet.
Zu einem Vertragsabschluss ist es bisher trotzdem nicht gekommen, obwohl sich das Restaurant in einem guten Zustand befinde. Senn zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz: «Die Personen hätten die Grundvoraussetzungen, um eine Beiz zu führen, nicht mitgebracht», stellte er fest.
«Einige waren nicht einmal in der Lage, eine Kaution zu hinterlegen.» Darüber hinaus will Senn eine langfristige Lösung für sein Lokal und nicht eine, in der er nach einem halben Jahr wieder von vorne beginnen muss. Kurzum: Bei den meisten Bewerbern vermisste er einen soliden Hintergrund.
Dass er Ansprüche stellt, liegt auch an der familiären Geschichte des «Rosengartens». Die Liegenschaft befindet sich seit über hundert Jahren im Besitz der Senns. «Ich bin in dem Haus aufgewachsen», sagt er.
Der Besitzer befindet sich zudem, wie er sagt, nicht unter Zeitdruck. Der Inhaber einer Firma in Döttingen, die auf Autopannen- und Unfalldienst spezialisiert ist, hat dennoch reagiert: Nachdem der Suche auf den bisherigen Kanälen kein Erfolg beschieden war, hat er auf einer weiteren Immobilienplattform ein Inserat geschaltet. Das Lokal mit seinen 95 Plätzen ist für 3000 Franken monatlich ausgeschrieben.
Ob Senn mit dem Angebot den passenden Pächter finden wird, muss sich weisen. Bis es so weit ist, wird man sich in Klingnau mit den verbliebenen Angeboten begnügen müssen, dazu zählt auch ein Take-away.