Zurzibiet
«Der Kanton schwächt die Bildungschancen»: Grosse Enttäuschung in Klingnau über Bez-Entscheid

Heute hat der Regierungsrat über seine Wahl der Bezirksschulstandorte informiert. Die Standorte in Endingen und Bad Zurzach bleiben erhalten, die Bezirksschule in Klingnau wird wiederum aufgehoben. Während den Verantwortlichen in Bad Zurzach nun ein Stein vom Herzen fällt, herrscht in Klingnau grosse Enttäuschung.

Stefanie Garcia Lainez, Philipp Zimmermann
Drucken

Die Diskussionen um die Bezirksschulstandorte gehen in die nächste Runde, nachdem der Regierungsrat darüber informiert hat, dass die Bezirksschule in Klingnau aufgehoben werden soll. Dabei ist schon seit Jahren klar: Eine der vier Bezirksschulen im Zurzibiet muss Anfang August 2022 schliessen – die vom Kanton geforderten Schülerzahlen können nicht mehr gleichzeitig an allen Standorten erreicht werden. Ob es Bad Zurzach, Endingen, Klingnau oder Leuggern trifft, darauf konnten sich die Zurzibieter Gemeinden allerdings nicht einigen. Nun hat der Regierungsrat entschieden: Die Standorte in Bad Zurzach und Endingen, der als einziger die Schülerzahlen erreicht, bleiben bestehen. Jener in Klingnau wird aufgehoben.

Den Entscheid für den dritten Bez-Standort im Bezirk überlässt die Regierung den betroffenen Gemeinden aus dem Gemeindeverband Oberstufe Kirchspiel. Böttstein, Döttingen, Full-Reuenthal, Leibstadt, Leuggern, Mandach und Schwaderloch haben bis Ende Jahr Zeit, sich zu einigen, wie es in einer Mitteilung heisst. Ansonsten spricht der Kanton wieder ein Machtwort.

Der Regierungsrat ist bei seinem Entscheid einem der drei Vorschläge gefolgt, die der Gemeindeverband Zurzibiet Regio im vergangenen Herbst einreichte. Präsident Felix Binder: «Es freut uns, dass auch in Zukunft alle drei Täler eine komplette Oberstufe anbieten können. Das war uns bei den erarbeiteten Vorschlägen sehr wichtig.» In einem Punkt weicht der Regierungsrat jedoch ab: Er bringt den Böttsteiner Ortsteil Kleindöttingen als Bez-Standort wieder ins Spiel – als Alternative zu Leuggern. Beide seien «geeignet», so der Kanton.

«Bildungschancen der Sek- und Realschüler geschwächt»

Die Gründe, die zum Entscheid geführt haben, werden in der Mitteilung nicht genannt. Dieser sei komplex, sagt Bildungsredaktor Alex Hürzeler auf Anfrage. «Es gab die kriteriengestützte Analyse mit zehn Punkten wie Raumangebot, Schulwege oder Zentrumsfunktion.» Zudem seien sämtliche Standorte besucht und alle Gemeinde angehört worden. Dass der Standort im Bezirkshauptort von Anfang an gesichert gewesen sei, verneint Hürzeler. Dasselbe gelte auch für Endingen.

Beim Klingnauer Stadtrat und der Kreisschule Oberstufe Unteres Aaretal ist die Enttäuschung gross. «Die OSUA mit allen drei Schultypen unter einem Dach verliert nun die Bez», sagt Ammann Reinhard Scherrer. «Mit dieser Massnahme schwächt der Kanton die Bildungschancen der Real- und Sekundarschülerinnen und -schüler.» Wie es mit der Sek und Real weitergeht, werde in den kommenden Monaten geklärt.

Zufrieden mit dem Entscheid zeigt sich der Leuggemer Ammann Stefan Widmer. Auch wenn die Weiterführung der Bez in seiner Gemeinde noch offen ist. «Kleindöttingen als Standort wurde schon öfters als Variante diskutiert», sagt er und spricht dabei auch das Projekt «Oberstufe Aaretal» (OSA) an, das 2017 Schiffbruch erlitt. «Offenbar war das Projekt nicht ganz verkehrt.» Für Leuggern spreche, dass eine den heutigen Anforderungen entsprechende Infrastruktur an guter Lage mit gutem ÖV-Anschluss bereits bestehe. Die Kirchspielgemeinden würden nun den Entscheid analysieren und gemeinsam eine gute Lösung für alle finden.

«Kanton stärkt Fusion der Rheintaler Gemeinden»

Grosse Freude herrscht in Bad Zurzach: «Uns ist damit ein Stein vom Herzen gefallen», sagt Ammann Bernhard Scheuber. Insbesondere im Hinblick auf die Fusion von acht Rheintaler Gemeinden zur Grossgemeinde Zurzach sei dieser Entscheid extrem wichtig. «Wir haben so auch in Zukunft einen Schulkreis für das Rheintal.» Hätte der Bezirkshauptort seine Bez schliessen müssen, wäre das kontraproduktiv und mit einschneidenden Veränderungen verbunden gewesen, ist er überzeugt.

«Wir sind froh, unterstützt der Kanton mit seinem Entscheid die Fusion.» Die Variante, mit Koblenz und Klingnau zusammen einen Schulverband zu bilden, habe die Gemeinde klar favorisiert und sei jetzt erfüllt. Dass jetzt der Klingnauer Standort über die Klinge springen muss, sei ein Wermutstropfen, so Scheuber.

So werden die Zurzibieter Schüler ab August 2022 verteilt

Zum Bezirksschulkreis Kirchspiel gehören Böttstein, Full-Reuenthal, Leibstadt, Leuggern, Mandach, Schwaderloch und ab August 2022 auch Döttingen. Zum Bezirksschulkreis Rheintal-Studenland zählen Bad Zurzach, Baldingen, Böbikon, Rekingen, Rietheim, Rümikon, Kaiserstuhl und Wislikofen, die per 1. Januar 2022 zur Gemeinde Zurzach fusionieren, sowie Fisibach, Mellikon und Siglistorf. Neu hinzukommen Klingnau und Koblenz. Fisibach und Kaiserstuhl senden ihre Oberstufenschüler weiterhin nach Stadel (ZH). Bei einem allfälligen Wegfall der Verträge mit dem Kanton Zürich gehen auch sie nach Zurzach. Der Bezirksschulkreis Surbtal bleibt mit Endingen, Freienwil, Lengnau, Schneisingen, Tegerfelden und Würenlingen unverändert. (sga)