An der Stubete entführten Geschichtenerzähler Jürg Steigmeier und Sängerin Corin Curschellas zusammen mit dem Trio Pflanzplätz in die Welt der Bündner Sagen und Volkslieder. Die Musiker verzauberten das Publikum mit ihren traditionellen Liedern.
Der Gasthof zur Waag war zum Bersten voll. Jürg Steigmeier, Hauptorganisator der Stubete, raste herum, um zusätzliche Sitzplätze zu organisieren. Das kalte Wetter war denn auch genau richtig, um eng zusammengekuschelt Capuns (traditionelles Bündnergericht) zu essen und sich bei einem guten Glas Wein volkstümlichen Weisen und Steigmeiers Erzählkunst hinzugeben.
Für die neue Ausgabe der Stubete hatte er das rätoromanische Märchen «Die Prinzessin aus der verlorenen Zeit» und die Sage vom Morteratschgletscher ausgewählt. Im Mittelpunkt standen Vollblutfrauen – ihre Fruchtbarkeit, Weisheit und Spiritualität. Steigmeier: «Die Bündner haben in ihrer Mythologie sehr viele Berggöttinnen, deren Kraft Männern nicht selten bedrohlich erschien.»
Zugpferd des Abends war sicher Corin Curschellas, die Bündner Liedermacherin, Sängerin und Schauspielerin, die seit bald 40 Jahren auf der Bühne steht. Das Publikum kam in den Genuss einer exklusiven Vorpremiere des neuen Programms der Grand Dame des rätoromanischen Liedes. Sie hat vergessene, verschwundene und verstummte Melodien aus den Tiefen der Lieder-Archive geborgen und eine Auswahl davon im Liederbuch «La Grischa» veröffentlicht.
Für die dazu erschienene CD «Origins» tat sie sich mit dem Trio Pflanzplätz und Violinist Andy Gabriel (Helvetic Fiddlers) zusammen. Mit ihrem neuen Programm «Suisse Miniature» – wovon sie im Gasthof zur Waag einige Kostproben gab – will sie künftig durch die Schweiz touren und die wunderschönen Walserlieder, Canzoni dei Grigioni und Canzuns Rumantschas aus den steilen steinigen Bergtälern Graubündens wieder ans Licht bringen.
Es «fägte» gewaltig, als die fünf Künstler die traditionelle Musik in ihrer ureigenen Weise, teilweise mit jazzigen Nuancen, interpretierten. Corin Curschellas sang voller Leidenschaft Schlaf- und Nachtwächterlieder, erzählte in Rätoromanisch über Hoffnung, Liebe, Abschied und Sehnsucht. Während sie an ihren künftigen Konzerten Erklärungen zu den für die meisten unverständlichen Texten abgibt, hielt sie sich in Bad Zurzach zurück und überliess das Reden ganz Jürg Steigmeier. Trotzdem zog sie die Zuhörerschaft in ihren Bann. «Die Sprache der Musik ist universell», meinte Curschellas dazu, «sie springt von Herz zu Herz».
Vor kurzem bezog Jürg Steigmeier sein Geschichtenatelier im hinteren Bereich des Gasthofs zur Waag – mit Blick auf einen der schönsten noch bestehenden Bad Zurzacher Messehöfe. Dort probt er und macht Illustrationen für Bücher. «Meine Türen sind offen, der Raum soll ein Ort der Begegnung werden», erklärt der Geschichtenerzähler, «ich werde noch eine kleine Bibliothek über Bad Zurzach einrichten und es sollen weitere kulturelle Events in diesen Räumen stattfinden, für die der Verein Mundart die künstlerischen Impulse geben wird.»