Klingnau
Boxer Stefan Rumpold macht im ersten Profikampf kurzen Prozess mit einem Ungarn – Corona zwingt ihn zur Pause

Der Klingnauer ist erfolgreich bei den Profiboxern gestartet. Wegen der Pandemie sind die nächsten Kämpfe erst einmal aufgeschoben.

Daniel Weissenbrunner
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Stefan Rumpold gewann seinen ersten Profikampf überlegen.

Stefan Rumpold gewann seinen ersten Profikampf überlegen.

zvg

Stefan Rumpold beklagt sich nicht. Der 30-Jährige ist in seinem sportlichen Tatendrang momentan zwar limitiert. Wobei die Einschränkung bei ihm relativ ist. Der Klingnauer trainiert jeden Tag zwei Einheiten. 75 Minuten zu Hause im eigenen Boxraum, bevor er zur Arbeit geht, und eineinhalb Stunden nach Dienstschluss in Brugg bei seinem Klub.

Die Pandemie hat aber auch Rumpold in die Knie gezwungen. Geplant war im November ein Kampf in Frankreich, der inzwischen abgesagt wurde. Der nächste Termin wäre ein Meeting Anfang Dezember in Wien. «Aufgrund der aktuellen Situation ist das sehr unwahrscheinlich», befürchtet Rumpold.

Im Unterschied zu vielen anderen Profisportlern belasten die Absagen nicht seine wirtschaftliche Existenz. Weil der Status «Profiboxer» in der Schweiz mehr Etikett denn Lebensrealität ist. Rumpold arbeitet zu hundert Prozent im Strassenverkehrsamt in Schafisheim. Er beurteilt dort Widerhand­lungen gegen das Strassenverkehrsgesetz und leitet die entsprechenden Massnahmen ein. Daneben absolviert der ehemalige Kantonspolizist einen Diplomlehrgang in Paralegal – einer juristischen Ausbildung für Nichtjuristen.

Nochmals eine neue Herausforderung gesucht

Dennoch: Stefan Rumpold hat sich dieses Jahr sportlich verständlicherweise anders vorgestellt. Natürlich wegen Corona, aber auch deshalb, weil er einen Neuanfang wagte. Nach den letzten Schweizer Meisterschaften erhielt er die Anfrage seines heutigen Managers. «Ich spürte, dass ich nochmals eine neue Herausforderung brauchte.» Er sagte sich: alles oder nichts. Der mehrfache Schweizer Meister im Schwergewicht entschied sich für alles und wechselte von den Amateuren zu den Professionals.

Der Grund lag nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, im Geld. In der Schweiz lebt mutmasslich nur ein Boxer von seinem Sport. Davide Faraci, der andere Zurzibieter und jahrelang Rumpolds Nachbar in Kleindöttingen.

Rumpolds Überlegungen waren viel pragmatischer. «Profiboxen ist sicher mehr Business.» Eigenmarketing ist allerdings weniger seine Welt. Er will lieber mit Leistung im Ring auf sich aufmerksam machen. Den Vorteil für ihn sieht er darin, dass sich die Kämpfe besser planen lassen. «Man hat vielleicht vier Kämpfe im Jahr, auf die man ganz gezielt hinarbeiten kann.» Eine klare Planung entspricht seinem Naturell. Rumpold ist durch und durch ein strukturierter Mensch.

Mit seinem ersten Gegner machte er kurzen Prozess

Das Timing für seinen ersten Kampf ging jedenfalls voll auf. Anfang September in Binningen forderte ihn ein Ungare heraus, der über sechzig Kämpfe in den Fäusten hat. Bei Rumpolds Premiere fand der Osteuropäer keine Gegenmittel. In der zweiten Runde beendete der Ringrichter den Fight zu Gunsten Rumpolds durch technischen K.o. «Es ist mir sehr gut gelaufen», sagt er. Was leicht untertrieben sein dürfte. Rumpold entgegnet, dass man in einem neuen Umfeld sich erst einmal zurechtfinden müsse.

Wie es nun weitergeht, weiss er ebenso wenig wie der Rest der Welt. Er hält sich weiterhin fit, absolviert seine Programme und hofft, dass irgendwann wieder Normalität einkehrt. Einer organisierten Person wie ihm käme das zweifellos entgegen.