In der Unteren Mühle Böttstein haben die Arbeiten für den Ersatz des Wasserrades und die neue Besucherplattform begonnen. Mit rund zehn Metern Durchmesser ist es das grösste hölzerne Wasserrad seiner Art.
«Das ist ein ganz spezieller Moment», freute sich Peter Ming, der Präsident des Vereins Kultur am Mühlebach, als am Dienstagabend Mike Rose den Bohrhammer ansetzte. Die Bohrung bildete den Auftakt – sozusagen den Spatenstich – für die Arbeiten, nach deren Abschluss sich das imposante Wasserrad in der einstigen Getreidemühle wieder drehen wird.
Es gilt mit einem Durchmesser von zehn Metern europaweit als das grösste seiner Art: aus Holz, eingebaut in einem Gebäude und oberschlächtig, also angetrieben durch Wasser, das von oben auf das Rad herabfällt
Ideen, das aus dem Jahre 1932 stammende denkmalgeschützte hölzerne Wasserrad zu erneuern, reichen länger zurück. Fahrt aufgenommen haben die Bestrebungen mit der Gründung des Vereins Kultur am Mühlebach im September 2017. Seit letztem Jahr ist der Verein Besitzer der Parzelle mit den Liegenschaften der Unteren Mühle. Ende Dezember 2022 erfolgte die Baueingabe für den Ersatz des Wasserrades. Anfang April wurde die Baubewilligung erteilt.
Vereinsmitglieder legen Hand an
In einem ersten Schritt wird jetzt die Mauer geöffnet. Der Durchbruch wird den Zugang zur Plattform bilden, von der aus Besucherinnen und Besucher freie Sicht auf das mächtige Wasserrad haben werden. Weil nicht feststand, was sich hinter dem Putz der einen halben Meter dicken Mauer verbirgt, ging man vorsichtig zu Werke. «Wir müssen uns herantasten», so Walter Hess, der Vizepräsident des Vereins Kultur am Mühlebach.
Entwarnung konnte nach der Bohrung umgehend gegeben werden. Als nächster Schritt wird ein Gerüst für die Demontage des alten Wasserrades erstellt. «Nach dem Ausbau des Rades wird der Verein in Aktion treten», so Walter Hess. «In der Grube müssen Kalkablagerungen und Dreck entfernt werden.» Auch der anschliessende rund 50 Meter lange Kanal, der gebückt begangen werden kann, muss wieder freigelegt werden. Im Herbst wird mit dem Bau des neuen Wasserrades begonnen. «Ziel ist es, das Rad vor Weihnachten zu montieren», sagt Walter Hess. Am Mühlentag 2024 soll sich das Rad jedenfalls wieder drehen.
Nach den Vorstellungen des Vereins soll es sich allerdings nicht einfach sozusagen im Leerlauf drehen. Das Rad soll einen Generator antreiben. Das setzt voraus, dass der Raum, in dem sich einst die Mühlenanlage befand, wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt wird. Dazu muss die Aufschüttung des Bodens entfernt werden.
Zudem muss die Achse des Wasserrades, die bei der Umfunktionierung des Raumes kurzerhand abgesägt worden war, ersetzt werden. Der Generator soll im Rahmen eines Studienprojektes von angehenden Ingenieuren der Hochschule für Technik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Brugg-Windisch konzipiert werden.
Breite Unterstützung durch Kanton und vielen Gönnern
Das alles kostet Geld. Für die laufende Etappe sind Kosten von rund 280’000 Franken veranschlagt. Dabei kann der Verein auf die Unterstützung des Swisslos-Fonds des Kantons Aargau, der kantonalen Denkmalpflege, der Gemeinde Böttstein, der Stiftung Barzmühle Bad Zurzach, zahlreicher Gönnerinnen und Gönner sowie des lokalen Gewerbes zählen. Weitere Mittel werden durch eine Spendenaktion aufgetrieben. Dabei kann von der simplen Schraube (acht Franken), den hölzernen Zahn fürs Zahnrad (50 Franken) bis zur neuen Antriebsachse (3500 Franken) praktisch jedes Einzelteil des neuen Wasserrades gesponsert werden.