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Markus Birchmeier, Inhaber der gleichnamigen Baufirma, wehrt sich gegen den Vorwurf, auf Baustellen würden Corona-Vorschriften vernachlässigt. Forderungen nach einem Shutdown seien nicht zielführend.
Die gute Nachricht erreichte Markus Birchmeier gestern Nachmittag. «Wenn man in diesen Tagen von guten Nachrichten sprechen kann», schränkt der Inhaber und CEO der gleichnamigen Gruppe mit Sitz in Döttingen ein. Soeben hatte der Bund bekannt gegeben, dass die im Kanton Tessin verordnete Schliessung von Baustellen und Industriefirmen gesetzeswidrig sei. «Hätte er dies zugelassen, wäre das ein verheerendes Signal gewesen», sagt Birchmeier.
Sein Unternehmen beschäftigt rund 550 Mitarbeiter und zählt zu den führenden Bauunternehmen in der Nordwestschweiz. Das Baugewerbe gehört zu den wirtschaftlichen Lebensadern im Aargau. Die Branche ist nach Maschinen/Elektro/Metall (MEM) der zweitgrösste Industriesektor im Kanton. «Wir müssen alles daran setzen, dass wir die Wirtschaft trotz der existenziell schwierigen Lage am Leben halten können», sagt Birchmeier am Montagnachmittag auf einem Baustellenrundgang in Döttingen, nur einen Steinwurf vom Hauptsitz entfernt.
Birchmeier wehrt sich gegen die Vorwürfe, auf Baustellen würden die Sicherheits- und Hygienevorschriften nicht eingehalten. «Wir unternehmen alles, um die Vorgaben zu erfüllen und unsere Mitarbeitende zu schützen.» Mit höchster Sorgfalt würden die Vorgaben erfüllt. Aktuell unterhält die Firma 80 Baustellen in der ganzen Schweiz. Zur Zufriedenheit der zuständigen Instanzen: Die vollzogenen Kontrollen, beispielsweise letzte Woche im Kanton Baselland hätten keine Beanstandungen ergeben. Eine Umfrage unter Angestellten hat laut Birchmeier zudem ergeben, dass alle weiterarbeiten wollen.
Als unverständlich bezeichnet der Firmenchef daher die Forderung von Vania Alleva. Die Präsidentin der Gewerkschaft Unia hatte kritisiert, dass die vom Bundesrat verhängten Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften nicht eingehalten werden könnten. Deshalb sei ein Shutdown nötig und die Schliessung vieler Betriebe wegen des Corona-Virus sei die richtige Folgerung sei, die im Übrigen auch von den Arbeitgebern mitgetragen würde. Markus Birchmeier kann dieser Kritik wenig abgewinnen. «Solche Aussagen sind vielleicht medienwirksam, aber nicht zielführend.»
"Mach mit gäge Corona" – das Video der Birchmeier Gruppe:
Im Bauhauptgewerbe wären von einer Schliessung über 100'000 Arbeitnehmer betroffen, dazu kommen angehängte Branchen, wie Elektriker oder Schreiner, die von einem flächendeckenden Stillstand betroffen wären. «Ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie die Schweiz das wegstecken würde. Diese Ansicht teilt auch Thierry Burkart. Der FDP-Ständerat sitzt im Verwaltungsrat der Birchmeier Gruppe. Oberste Priorität habe diskussionslos die Gesundheit der Bevölkerung. «Aber wir müssen schauen, dass unter Einhaltung aller Massnahmen die Wirtschaft einigermassen weiterfunktioniert. Ansonsten gehen Tausende von Arbeitsplätzen verloren», sagt er.
Um das weitere strategische Vorgehen zu planten, trafen sich die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat gestern Montag zu einer Sitzung, die fünf Stunden dauerte. «Uns ist der Ernst der Lage bewusst», sagt Markus Birchmeier. Eine neu gebildete Taskforce kümmere sich darum, die Sicherheit der Mitarbeiter weiter zu verstärken sowie auf der operativen Ebene die Liquidität des Unternehmens und die Arbeitsplätze zu sichern.