Bad Zurzach
Nach erschwerten Proben: Wie sich der frühere Messehof in eine venezianische Kulisse verwandelt

Das Laientheater Bad Zurzach begeistert derzeit mit der Komödie «Campiello» im Innenhof des Hotels zur Waag. Warum man bekannte Schauspieler nicht auf Anhieb erkennt.

Lovey Wymann
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Laientheater Zurzach "Campiello" Hotel zur Waag

Laientheater Zurzach "Campiello" Hotel zur Waag

Lovey Wymann / Aargauer Zeitung

Der Campiello – das ist ein kleiner Platz in Venedig, mit einem Brunnen in der Mitte, gesäumt von einem Wirtshaus und ein paar Wohneinheiten. Und, wie der Zufall so spielt, genau das bietet auch der Messehof des Hotels zur Waag in Bad Zurzach, das seit wenigen Wochen unter neuem Besitzer weder offen ist. Zum Glück, wie der Präsident des Laientheaters Zurzach, Erich Haller, anlässlich der Premiere sagte: «Nach den wegen der Coronapandemie ohnehin erschwerten Proben wäre es schwierig gewesen, einen neuen Aufführungsort zu finden …»

Die 60 Besucherinnen der Premiere teilten seine Freude – erlebten sie doch einen unbeschwerten Theaterabend in stimmungsvoller Kulisse, bei dem – Hurra! – Corona nur eine kleine Nebenrolle spielt: Die Platzzahl ist beschränkt und die Kontaktdaten werden erhoben. Ansonsten: Bühne frei für ein Prachtstück von Carlo Goldoni!

Temporeich und musikalisch stimmungsvoll

Der Mikrokosmos des Campiello, gespielt von 18 Theaterenthusiasten aus der Region, entwickelt sich in lebhaften Bildern: Die keifenden Alten, die verträumte Jungfrau, der theatersüchtige Jugendliche, die versnobte Adelige, der jähzornige Möchtegernliebhaber, dessen mehr oder weniger willige Braut, der asthmatische Wirt und ein geheimnisvoller Cavaliere werden lustvoll herausgespielt. Schnell zeigt sich: Was es den Bewohnenden an Geld mangelt, machen sie durch Wortwitz, Schnauze oder zur Not auch schnelles Wegrennen wett.

Die temporeiche Komödie, in einer Mundartbearbeitung des Regisseurs Heinz Schmid (gestützt auf eine österreichische Fassung) wird – auch das ein Kennzeichen des LATZ – von stimmungsvoller Musik untermalt, komponiert von Fredi Spreng, vorgetragen von ihm und einem kleinen Chor.

Kein Gewinn, aber Sympathien der Zuschauer garantiert

Treue Fans des LATZ werden unter den Schauspielern alte Hasen erkennen, die im aktuellen Stück allerdings mehrheitlich Frauenrollen spielen. Daneben überzeugen aber auch einige sehr jugendliche Darstellerinnen und Darsteller – unter anderem mit der wohl wundervollsten ersten Liebesbegegnung, die man sich vorstellen kann …

Das Premierepublikum genoss den Abend sichtlich und wünschte dem Latz für die weiteren Vorführungen Wetterglück und volle Ränge. Finanziellen Gewinn wird das engagierte Team unter den aktuellen Bedingungen sicher keinen einspielen. Die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnt es aber garantiert.

Aufführungen finden noch bis zum 28. August 2021 statt – Daten und Detailinformationen finden Sie auf www.latz-theater.ch