Böttstein
Auch weisser Wein macht eine rote Nase

Weiterbilden, Degustieren und Geniessen waren Trumpf am 5. Weinfestival Zurzibiet. Dort konnten die Teilnehmer auch einen Abstecher nach Österreich machen.

Rosmarie Mehlin (Text und Fotos)
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Weindegustation in Böttstein
7 Bilder
Lust am Degustieren - Michael Kaben und seine Frau Seyma
Rooger Jutzeler von Besserstein-Wein schenkt ein
Master of Wine RRoman Horvath referiert pber die Domäne Wachau
Markus Utiger, Präsident der Zurzibieter Weinfreunde, schenkt 1997er Grün...
Superschlicht - die neuen Etiketten der Weinbaugenossenschaft Döttingen
Winzer Lukas Baumgartner aus Tegerfelden (links) am Fachsimpeln mit Apéro

Weindegustation in Böttstein

Rosmarie Mehlin

«Wenn der Wein nicht wäre, müsste aus der Menschenwelt jede Liebeslust und jede Freude schwinden.» Solches hatte der griechische Dramatiker Euripides vor fast 2500 Jahren festgestellt. Am Samstag gabs im Schloss Böttstein viel Wein. Wie’s um die Liebeslust als solche stand, konnte man nur erahnen. Die Liebe zum und die Lust auf Wein waren jedenfalls vorhanden und die Freude gross. Markus Utiger, Co-Präsident der Zurzibieter Weinfreunde, und Schloss-Pächter Thomas Bischofberger hatten zum 5. Weinfestival Zurzibiet geladen. 150 Geniesser aus nah und fern hatten sich am Abend zum Apéro im Rahmen eines Degustationsforums und zum anschliessenden 5-Gang-Galamenu eingefunden.

Steinfelder, Federspiel und Smaragd

Eine Anzahl von Weinliebhaberinnen und -liebhabern war zwecks Weiterbildung bereits am Nachmittag im Schloss. Zwei Workshops wurden angeboten, der eine zum Thema «Pinot Noir». Der andere – «Grüner Veltliner, Riesling & mehr» – entführte die Teilnehmer nach Österreich, in die grünen Hügel an der blauen Donau zwischen Krems und Melk. Der Master of Wine, Roman Horvath, referierte über die Domäne Wachau, eine Genossenschaft, der 250 Familienbetriebe angehören. Horvaths Ausführungen über die verschiedenen Lagen und Sortentypen mit den zauberhaften Bezeichnungen «Steinfeder», «Federspiel» und «Smaragd» verfolgten gut 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufmerksam, um sich dazwischen hoch konzentriert den flüssigen Müsterchen zu widmen.

Roter Traminer und Vertschi

Mit Interesse degustierte Winzer Lukas Baumgartner aus Tegerfelden die verschiedenen Rieslinge aus der Wachau: «Ich mag diesen Wein sehr und habe deshalb letztes Jahr erstmals Riesling-Reben gesetzt – und zwar in Endingen. Dort ist der Boden ähnlich wie der, den Roman Horvath schildert.» Berufskollege Andreas Meier aus Würenlingen, hat Horvaths Ausführungen besonders geschätzt: «Ich habe mir die Wortwahl in seinen Erläuterungen verinnerlicht, um meinen diesbezüglichen Wortschatz zu erweitern.» Für Michael Kaben, Geschäftsführer der Weinbaugenossenschaft Döttingen, war es «besonders spannend einen Riesling Naturwein zu degustieren. Er wird ein halbes Jahr in einer Amphore auf der Maische gelagert und dann ohne Schwefel abgefüllt.»

Bruno Gisi aus Dottikon schwärmte vom Grünen Veltliner mit Jahrgang 1997 und vom letztjährigen Roten Traminer. Zusammen mit Freunden widmete er sich beim Apéro nach den Weissen aus der Wachau den Aargauer Roten. Beim lustvollen Degustieren und Fachsimpeln kamen auch Fremde miteinander ins Gespräch. Am Tisch der Weinbaugenossenschaft Döttingen gab es die neuen, schlichten Etiketten zu entdecken und an einem Extratisch – ebenfalls ganz neu – «Vetschi». Dahinter steckt eine alkoholfreie Erfrischung auf der Basis von Verjus. Letzteren hatten schon die alten Griechen wegen seiner heilsamen Wirkung geschätzt – also vermutlich auch Weinliebhaber Euripides.