Mehr Leistung
AKW Leibstadt: Wegen der Coronakrise steht ein Ausbauplan nun auf dem Prüfstand

Ein neuer Turbinenkondensator im AKW Leibstadt sollte die Leistung leicht erhöhen. Doch jetzt steht das Vorhaben wegen des Coronavirus' in Frage.

Philipp Zimmermann
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Die Umbauarbeiten am AKW Leibstadt hätten am 8. Mai beginnen sollen. Ob das möglich ist, wird noch geprüft.

Die Umbauarbeiten am AKW Leibstadt hätten am 8. Mai beginnen sollen. Ob das möglich ist, wird noch geprüft.

Benjamin Manser

Seit vergangenem Juli produziert das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) wieder Strom im Volllastbetrieb bei einer Bruttoleistung von 1275 Megawatt (MW). Drei Jahre lang war dies nicht möglich: Damals wurden bei Brennstäben Ablagerungen festgestellt. Es folgten Analysen und Korrekturmassnahmen.

Nun plant das jüngste und leistungsstärkste Atomkraftwerk der Schweiz, die Leistung weiter zu erhöhen. Ein neuer Turbinenkondensator soll rund 10 MW zusätzlich bringen. Während der Jahresrevision steht das Kraftwerk in der Regel einen Monat lang still – dieses Jahr sind wegen der Umbauarbeiten drei Monate vorgesehen. Startschuss ist der 8. Mai.

Doch wegen des Corona­virus' steht die Leistungserhöhung auf dem Prüfstand, wie die AZ erfahren hat. Thomas Gerlach, Leiter Information, bestätigt das. «Das KKL wird in den nächsten Wochen aufgrund der Lageentwicklung prüfen und entscheiden, wie die Jahreshauptrevision konkret durchgeführt werden soll.» Das heisst, es steht im Raum, den Einbau des Turbinenkondensators zu verschieben, zumal die Coronakrise einen Einfluss auf die rechtzeitige Lieferung der Komponenten haben könnte. Bis zum Entscheid werden die Vorbereitungen weitergeführt, so Gerlach.

Für die Revision kommt Personal aus dem Ausland

Mit diversen Massnahmen will das KKL zudem verhindern, dass zu viele der rund 500 Mitarbeitenden gleichzeitig an Covid-19 erkranken. «Alle Massnahmen zielen darauf, den sicheren und zuverlässigen Betrieb des Werkes, auch bei einer verringerten Anzahl von Mitarbeitenden, möglichst lange aufrechtzuerhalten», sagt Gerlach. Die Massnahmen zielen gleichermassen darauf ab, eine Ansteckung von Mitarbeitenden ausserhalb des Werks zu vermeiden, wie auch einer potenziellen Weiterverbreitung unter den KKL-Mitarbeitenden wirksam entgegenzuwirken.

Noch früher steht die nächste Revision im AKW Beznau in Döttingen an, nämlich am 17. April für Block 1. «Die Revision wird ordentlich durchgeführt, trotz der zusätzlichen Anforderungen, welche die Coronakrise an das Unterfangen stellt», sagt Axpo-Mediensprecher Antonio Sommavilla. «Beginn, Strategie und Anfahrtermin der Revisionsabstellung bleiben unverändert.» Dazu gehört wie üblich auch der Austausch von Brennelementen.

Für die Revision wird das Personal in den AKW massiv aufgestockt. In der Beznau kommen zu den 460 Mitarbeitenden weitere 400 dazu. «Das Fremdpersonal stammt aus den um­liegenden Ländern Europas, aus Österreich, Deutschland und Italien», führt Sommavilla aus. «Ein Teil des Fremdpersonals wurde bereits verpflichtet und ist vor Ort, weiteres wird bedarfsgerecht folgen.»

Das bringt wegen des Co­ronavirus eine zusätzliche Her­ausforderung mit sich. Um das ­gesamte Personal vor einer Ansteckung zu schützen, ist bei­spielsweise die Eingangskon­trolle verschärft worden. Sommavilla: «Die Mitarbeitenden müssen ausserordentlich umsichtig vorgehen. Noch mehr, als sie es ohnehin täten.»