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Aargau
Zurzibiet
Die Bezirksschule in Klingnau wird aufgehoben, obwohl die Oberstufe dort mit Sek und Real alle drei Typen unter einem Dach vereint. Im Interview äussert sich Bildungsdirektor Alex Hürzeler dazu – und sagt auch, wieso der Kanton den Standort im Kirchspiel nicht selbst festgesetzt hat.
Ich bin jetzt im zwölften Jahr Regierungsrat. Bisher waren es erst zwei Entscheide. Der erste betraf das Seetal, wo die Bezirksschule in Fahrwangen nicht weitergeführt wurde. Der zweite nun das Zurzibiet. Dieser Entscheid war komplex, weil der ganze Bezirk mit vier bisherigen Standorten betroffen war und weil die Schülerzahlen maximal drei Standorte zulassen. Wir haben es uns nicht einfach gemacht.
Es sind sehr viele Kriterien, die wir berücksichtigt haben. Es gab erstens die kriteriengestützte Analyse mit zehn Punkten, beispielsweise Raumangebot, Erweiterungsmöglichkeiten, Schulwege oder Zentrumsfunktion. Zweitens haben wir sämtliche Standorte besucht. Dabei haben wir uns ein Bild von den Liegenschaften, der Schulkultur, Tagesstrukturen, Schulsozialarbeit oder der Möglichkeit einer Schule mit allen drei Typen unter einem Dach angeschaut.
Drittens haben wir alle Gemeinden angehört. Diese nicht öffentlichen Vernehmlassungen waren mitentscheidend. Diese drei Punkte führten zu einer Gesamtbetrachtung, aufgrund der wir die Schulkreise für die drei Bezirksschulen festgelegt haben.
Nein, das ist nicht so. Es gab keinen solchen Vorentscheid. Es waren ursprünglich elf theoretische Varianten. Darunter waren auch solche, bei denen beispielsweise die Bez-Standorte in Bad Zurzach oder Endingen gestrichen worden wären. Nach der kriteriengestützten Analyse blieben drei Varianten übrig, alle mit drei Standorten im Zurzibiet. Damit gingen wir in die Anhörungen mit den Gemeinden.
Gerade das war eine der Hauptherausforderungen, nämlich zukunftsträchtige Bezirksschulkreise zu definieren, welche alle die gesetzlichen Vorgaben erfüllen. Durch den Wegfall einer der heutigen vier Bezirksschulkreise erhöhen sich die Schülerzahlen der verbleibenden Schulkreise. So wird der Bezirksschulkreis Rheintal-Studenland künftig auch die Gemeinden Koblenz und Klingnau umfassen und somit über ausreichend Schülerinnen und Schüler verfügen. Dasselbe gilt für den Bezirksschulkreis Kirchspiel, welcher mit der Gemeinde Döttingen ergänzt wird.
Wie gesagt, eine solche Variante war nicht unter den letzten drei. Es ist aber ein Trugschluss, dass der Kanton hätte Kosten sparen können. Wir zahlen ab dem nächsten Schuljahr im August eine Pauschale pro Schüler. Von dem her ist das für uns absolut nicht entscheidend. Seitens Kanton haben deshalb finanzielle Überlegungen keine Rolle gespielt. Die Kostenfolgen für die Gemeinden hingegen schon, indem die vorhandenen oder je nach Variante neu zu schaffenden Schulbauten in die Analyse einbezogen wurden.
Die Standorte Leuggern und Kleindöttingen sind gemäss unserer Analyse gleichwertig. Aufgrund der Gemeindeautonomie wollen wir ihnen nochmals Zeit geben. Denn wir erwarten, dass sie dabei auch die Frage zu den Sekundar- und Realschulstandorten abschliessend regeln. Zurzeit führen ja Kleindöttingen und Leibstadt einen solchen Standort. Falls sie sich nicht einig werden, würde die Regierung im ersten Quartal 2021 entscheiden.
Ein Kriterium allein wie die Schule unter einem Dach kann nicht den Ausschlag geben. Es ist nur eines jener zehn Kriterien. Hier hat Klingnau übrigens das Maximum an Punkten geholt.
Nein, das hat bei unserem Entscheid keine Rolle gespielt. Das sind erst Diskussionen. Wir werden im Herbst im Grossen Rat aufzeigen, wie wir hier weitergehen wollen. Ich persönlich gehe davon aus, dass die Struktur mit den drei Typen Bez, Sek und Real im Kanton Aargau erhalten bleibt. Ich werde mich dafür einsetzen.