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Die 1. Etappe des diesjährigen Leserwanderns führte durchs abendliche Surbtal – und tief hinein in die jüdische Vergangenheit der Region.
Sie ist für viele ein weisser Fleck auf der Aargauer Landkarte: die Gegend rund um die beiden Dörfer Endingen und Lengnau im äussersten Nordosten des Kantons. Dabei hat die Region im ländlichen Surbtal nicht nur idyllische Landschaften zu bieten, sondern auch eine einzigartige Vergangenheit. Lengnau und Endingen waren lange Zeit die einzigen Gemeinden der Eidgenossenschaft, in denen sich Juden niederlassen durften.
Wanderleiter Toni Niedermann, der die 207 Teilnehmer der ersten Leserwander-Etappe im Jubiläumsjahr von Endingen über Vogelsang ins zürcherische Niederweningen leitete, erzählt den Besuchern der Gegend gerne über die besondere Geschichte.
Im 17. Jahrhundert sei das Niederlassungsrecht für Juden im Gebiet der heutigen Schweiz auf die Gegend rund um Baden beschränkt worden. Die Wahl der jüdischen Bevölkerung fiel auf Lengnau und Endingen. «Es entstanden jüdische Synagogen, Schulen und Gaststätten – und ein bis heute bestehender jüdischer Friedhof», erzählt er.
Zeitweise lebten gut 1500 Juden im Surbtal. Erst 1866 erhielten sie in einer Volksabstimmung die Niederlassungsfreiheit in der gesamten Schweiz. Die Abstimmung fiel äusserst knapp aus. Nur 53 Prozent der Bevölkerung waren für die Gleichstellung der Juden.
Wanderleiter Toni Niedermann führte die Leserwanderer vorbei an einige der bis heute bestehenden jüdischen Wohnhäuser in Endingen. «Weil Juden lange nicht selber bauen durften, liehen sie ihr Geld christlichen Bauherren, die Häuser mit zwei Wohnungen und zwei Eingangstüren errichteten: eine für die Christen, eine separate für die Juden», erzählte Niedermann. Diese architektonische Eigenheit ist bis heute nicht aus dem Dorfbild verschwunden.
Doch von Geschichte alleine werden Wanderherzen nicht glücklich. Das weiss auch das Marketingteam, das die Leserwandern-Aktion organisiert hat. Zum Wanderglück gehört immer auch eine süsse Stärkung. Genau richtig kam da der Geburtstagskuchen, mit dem sich die 207 Wandernden und die 21 mitlaufenden Promis (darunter die Regierungsräte Alex Hürzeler und Markus Dieth und die Nationalräte Ruth Humbel und Hansjörg Knecht) in Vogelsang stärkten.
Kuchen, Geschichte und kühles Sommerabendwetter: Der Auftakt in die 10. Leserwandern-Saison ist rundum geglückt.