St. Gallen fordert, dass schnelle Züge nach Zürich für zehn Jahre den Flughafen auslassen, um Fahrzeit zu sparen. Das träfe auch den Aargau. Denn seine Ost-Westverbindung über den Jurasüdfuss verlöre so die Direktverbindung zum Flughafen, die man verteidigen will.
Der Kanton St. Gallen kämpft seit langem für eine schnellere Bahnverbindung nach Zürich. Die Fahrdauer konnte inzwischen auf knapp unter eine Stunde (59 Minuten) gedrückt werden. Und wenn mit dem Ausbauschritt 2035 der milliardenschwere Brüttener Tunnel bereit steht, wird die Anbindung nach Zürich spürbar besser. Er bewirkt eine Fahrzeitreduktion und eine Kapazitätssteigerung.
Doch solange mag man in St. Gallen nicht mehr zuwarten. Man beantragt beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Zwischenkonzept für 2025 bis 2035. Die schnellen Züge St.Gallen–Zürich sollen solange mit Halt in Wil, aber ohne den Umweg über den Flughafenbahnhof verkehren.
Das hätte allerdings Auswirkungen weit über die Ostschweiz hinaus. So hat der Aargau seit dem letzten Fahrplanwechsel nach Jahren des Unterbruchs mit dem IC5 aus der Westschweiz (alternierend aus Genf-Cointrin beziehungsweise Lausanne) via Biel, Solothurn, Zürich und Kloten endlich seine Direktverbindung in die Ostschweiz zurück.
Sollte das BAV dem Wunsch aus der Ostschweiz stattgeben, müsste, wer in Aarau den IC5-Neigezug besteigt, zehn Jahre lang wieder in Zürich umsteigen, um an den Flughafen zu gelangen. Das wäre mehr als ärgerlich. Denn die Direktverbindung mit dem IC5 via Zürich Flughafen bis nach St. Gallen gibt es nach Jahren eines rollmaterialbedingten Unterbruchs erst wieder seit dem letzten Fahrplanwechsel. Ersatzweise hielt in Aarau in jenen Jahren immerhin ein IC aus Basel, mit dem man zum Flughafen gelangen konnte. Doch die Direktverbindung in die Ostschweiz fehlte solange.
Im Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) in Aarau begegnet man dem Wunsch aus der Ostschweiz mit grosser Überraschung: «Es erstaunt uns, wenn eine Region eine ihr zugesagte Verbesserung ihrer Bahnverbindungen durch ein aufwendiges Bauwerk schon zehn Jahre vorher zulasten anderer Regionen realisieren will.» Dies sagt Hans Ruedi Rihs, Leiter der Sektion öffentlicher Verkehr im BVU. Dies natürlich auch, weil die Direktanbindung an den Flughafen für den Standort Aargau ausserordentlich wichtig ist. Rihs kann sich nicht vorstellen, dass das BAV einem solchen Wunsch aus der Ostschweiz stattgibt. Und natürlich würde der Aargau seine Direktverbindungen zum Flughafen «vehement verteidigen».