Gemeindeschreiber Raphael Huber (46) verlässt Ende Monat die Verwaltung.
Raphael Huber: Sehr schön. Genau deshalb bin ich nach Leimbach gekommen: Weil ich das Kleine sehr schätze. Zuvor war ich beinahe sechs Jahre Gemeindeschreiber der Gemeinde Burg – den Wechsel habe ich nie bereut.
Leimbach hat natürlich eine ganz andere Bevölkerungsstruktur als die Gemeinde Burg. Burg ist nicht nur grösser, sondern hat auch einen viel höheren Ausländeranteil. Natürlich habe ich nach sechs Jahren auch dort viele Leute gekannt. Aber hier in Leimbach ist das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Dorfgemeinschaft viel ausgeprägter, als ich das in der Gemeinde Burg erlebt habe. Aber wie gesagt, es war generell eine andere Situation und auch eine andere Zeit.
Ja, so ziemlich (lacht). Vielleicht abgesehen von ein paar Neuzuzügern, die erst grad gekommen sind, kenne ich eigentlich alle beim Namen und weiss, wo sie wohnen.
Ja, manche natürlich schon. Zum Teil habe ich Menschen über längere Zeit begleiten dürfen, aus welchen Gründen auch immer. Dadurch hat sich mit der Zeit ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufgebaut. Ich habe es geschätzt, dass die Leute mir ihr Vertrauen entgegengebracht haben. Das ist eine sehr schöne Erfahrung, die ich hier machen konnte.
Das Polster ist durchgesessen, der Überzug an einigen Stellen eingerissen. 17 Jahre lang hat der blaue Bürostuhl seinen Dienst getan, am Sonntagmorgen stand er auf dem Schulhausplatz auf einem roten Teppich in der Sonne, bereit für seinen letzten Einsatz. Leimbach hatte für Raphael Huber ein Überraschungs- Abschiedsfest organisiert und der Drehstuhl war Symbol für die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem nun scheidenden Gemeindeschreiber.
Im Geheimen hatte die Gemeinde das Fest vorbereitet, auf den verteilten Flugblättern alle zur Verschwiegenheit aufgefordert. Doch ganz liess es sich vor Raphael Huber nicht verbergen. «Ich habe gemerkt, dass etwas im Busch ist», verriet er. «Als Gemeindeschreiber bekommt man es mit, wenn hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird.» Trotzdem machte er grosse Augen, als er am Sonntagmorgen nach der Auszählung der Stimmzettel aus dem Gemeindehaus trat. «Etwas so Grosses habe ich nicht erwartet», meinte er angesichts der vielen Leimbacher, die zu seinem Abschied gekommen waren.
«Wir alle wissen, wie sehr Raphael Huber Überraschungen liebt», meinte Gemeindeammann Janine Murer mit einem Augenzwinkern. «Aber da muss er nun durch. Wir müssen es auch aushalten, dass er geht.» Neben Fachwissen und Kollegialität lobte Murer Hubers Einsatz für die Gemeinde. «Er war die Drehscheibe des Dorfes. Doch immerhin bleibt er uns als Mitglied der Kulturkommission erhalten.»
Als bleibendes Andenken erhielt der Reptilienfan eine Schildkröte namens «Madame Leimbach», die so alt ist wie sein Einsatz in Leimbach. (sih)
Nein. Ich habe die Distanz nie gespürt. Ich bin hier auch daheim gewesen – nicht nur beruflich, ich habe mich von den Leuten auch akzeptiert gefühlt. Da ich in der Kulturkommission bin und mich auch sonst im Dorf engagiert habe, gingen meine Kontakte zu den Einwohnern über meine eigentliche Gemeindeschreiberarbeit hinaus.
Sie sind sehr herzlich und viele sind bereit, für das Dorf einzustehen und sich zu engagieren. Auch ihre Eigenständigkeit ist den Leimbachern noch immer sehr wichtig.
Nein, ich denke nicht. Als kleines Dorf muss man natürlich immer ein bisschen ellböglen, damit man auch wahrgenommen wird. In den letzten Jahren hat sich die Zusammensetzung der Dorfbevölkerung verändert. Aber auch die ausländischen Einwohner, die sich integrieren wollen, werden gut aufgenommen, sei es in der Schule oder im Dorf allgemein. Wer neu hierher kommt und dazugehören will, hat kein Problem, Anschluss zu finden.
Der Kontakt zu den Einwohnern.
Nein. Ich werde künftig als Leiter Finanzen bei der Gemeinde Auw im Freiamt tätig sein. Nur als Finanzverwalter werde ich sicher weniger Kontakte zur Bevölkerung haben, als hier als Gemeindeschreiber, Finanzverwalter und Leiter Sozialdienst in Personalunion.
Generell waren es für mich interessante und glückliche Jahre in Leimbach. Besonders in Erinnerung wird mir bleiben, dass wir bis anhin – in den letzten zwei Jahren hat sich das leider ein bisschen geändert – nie Probleme hatten, unsere Ämter rasch wieder zu besetzen. Ich erinnere mich an die Gesamterneuerungswahlen 2001, bei denen wir so viele Kandidaten hatten, dass wir zwei Gemeinderats-Gremien hätten besetzen können. Das war bezeichnend für Leimbach: Es fanden sich immer Leute, die sich engagieren wollten.
Ja, in letzter Zeit wars leider nicht mehr so. Das macht mir ein bisschen Angst. Denn wenn die Ämter nicht mehr besetzt werden können, könnte das natürlich zu einem Problem für die Eigenständigkeit der Gemeinde werden. Ich hoffe, dass es wieder besser wird.
Tipps braucht er keine. In seine Aufgaben wird er hineinwachsen; die Erfahrung, die er jetzt noch nicht haben kann, wird er im Verlaufe der Zeit sammeln. Ich wünsche ihm, dass er in Leimbach genau so herzlich aufgenommen wird wie ich seinerzeit.