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Aargau
Wyna/Suhre
Grosse Überraschung: Das Asana Spital in Menziken schliesst seine Geburtenabteilung. Die Hebammen haben bereits die Kündigung erhalten. Schwangere müssen schon ab Montag ausweichen.
«Wo soll ich nun hin zum Gebären?», fragt sich eine schwangere Oberwynentalerin (34, Name der Redaktion bekannt) entsetzt. Noch am Mittwoch wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann und zwei anderen Paaren in Menziken im Spital herumgeführt. Ihnen wurden der Gebärsaal und die Zimmer gezeigt. Am Donnerstag folgt die Hiobsbotschaft für die sieben angestellten Hebammen im Spital Menziken: Kündigung per Ende Juli. Und am Freitag kommuniziert das Spital Menziken gegenüber der Öffentlichkeit: «Das Asana Spital Menziken gibt seinen Leistungsauftrag Geburtshilfe zurück.» Der Regierungsrat habe den Antrag des Spitals am 25. April gutgeheissen. Will heissen, im Spital Menziken werden ab nächsten Dienstag keine Babys mehr zur Welt kommen.
«Es war ein sehr emotionaler Entscheid», sagte Thomas Staub, Verwaltungsrats-Vizepräsident der Asana Gruppe, an einer Medieninformation. Er selber sei in Menziken geboren und eine Geburtenabteilung gehöre im Gedankenbild einfach zu einem Spital. «Aber Gedankenbilder muss man anpassen», sagt Staub. Leichtfertig habe man diesen Leistungsauftrag nicht über Bord geworfen, sagt Spitaldirektor Daniel Schibler. «Einen Rettungsring gibt es nicht.» Sei der Auftrag einmal weg, bekomme man ihn nicht einfach so wieder zurück.
Die Zahlen sprechen für sich: Die Geburten im Spital Menziken sind rückläufig. Nur noch ein Drittel der Schwangeren aus der Region wählen Menziken als Geburtsort für ihr Kind. 2017 waren es lediglich 168 Babys, die im Spital Menziken zur Welt kamen. Zum Vergleich: Im Asana-Spital in Leuggern waren es 754 (wobei darunter viele deutsche Mütter in Leuggern gebaren). «Betriebswirtschaftlich nicht zukunftsfähig», heisst das Fazit in der Medienmitteilung.
Warum kommen die werdenden Mütter aus der Region nicht nach Menziken? «Die Position im Markumfeld ist sicherlich ein grosses Thema», sagt Schibler. In 15 Minuten sei man im Spital in Sursee, in 30 Minuten in Aarau. Dazu komme die herausfordernde Marktsituation – viele Spitäler investieren in das Marketing ihrer Geburtenabteilung. Geld, welches das Spital Menziken nicht aufwenden will.
Für die werdende Mutter, die geplant hat, im Sommer in Menziken ihr Kind zu gebären, ein schwacher Trost: «Der Spital Menziken ist für mich ‹heimelig›, ich bin in der Nähe von meinem Zuhause und meiner Familie. Hier kenne ich es.»
Aber nicht nur die Geburtszahlen sind der Grund für die Schliessung. In Menziken waren bis anhin drei Fachärzte Gynäkologie/Geburtshilfe tätig. Per Ende April tritt die Fachärztin Sanda Galjer aus. Sie arbeitete seit Januar 2014 als eine von drei Fachärzten in Menziken. «Trotz intensiver Bemühungen konnte keine Nachfolgelösung gefunden werden, die den qualitativen Standards des Asana Spitals Menziken genügt», heisst es in der Medienmitteilung weiter.
«Mit zwei Fachärzten ist die Abdeckung der Dienste sieben Tage die Woche rund um die Uhr einfach nicht möglich», sagt Daniel Schibler. 2013 war man in einer ähnlichen Situation, als der Reinacher Gynäkologe Walter Peterhans seine Praxis aufgab. Damals konnte man noch eine Lösung finden. Für den Direktor des Spital Menziken sind es schwierige Tage. «Wir mussten sieben Hebammen kündigen, die sich mit Leib und Seele für ihren Beruf eingesetzt haben.» Das Spital Menziken setze mit seinem guten Netzwerk alles daran, die Hebammen in der Jobsuche zu unterstützen.