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Aargau
Wyna/Suhre
Wegen einer grossen Streckenerneuerung verkehren zwischen Oberkulm und Zetzwil in den Ferien Busse statt Züge. Das neu verbaute Material soll 50 Jahre lang halten.
Es ist eine Premiere in der Geschichte der Wynental- und Suhrentalbahn: Zum ersten Mal wird eine Totalerneuerung während 17 Tagen am Stück durchgeführt. Die 1,1 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Oberkulm und Gontenschwil wird seit der Nacht auf Samstag umgebaut. Die Strasse entlang des Gleisabschnitts ist momentan gesperrt und geht erst zwei Wochen nach Bauende wieder auf.
Bisher wurden Arbeiten an der Bahnstrecke an Wochenenden oder in Nächten erledigt. Aus verschiedenen Gründen habe man diesmal das neue Konzept gewählt, wie Urs Grütter, Projektleiter Aargau Verkehr, AVA (ehemals WSB), sagt. Erstens erreiche man so eine bessere Bauqualität, denn bei tagelangen Unterbrechungen gäbe es durch das Verschweissen nach Arbeitsende viele Nahtstellen. Zweitens sei man so wesentlich schneller. Bei nur tageweiser Sperrung würden die Arbeiten etwa acht Wochen dauern. Drittens sei die gewählte Variante kostengünstiger. Grütter schätzt die Kosten auf zwischen 3,5 und 3,8 Millionen Franken. Sie werden zu 100 Prozent von Aargau Verkehr aufgewendet.
Wer in der Bahn das Wynental rauf- oder runterfährt, muss also seit Samstag zwischendurch auf Busse umsteigen. Diese fahren zwischen den Haltestellen Zetzwil und Oberkulm die Bahnstationen via Hauptstrasse – Gontenschwiler-/Zetzwilerstrasse – Hauptstrasse an. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum 14. Oktober. Dabei werden 2200 Meter neue Schienen, 1800 Betonschwellen (für unter die Schienen) und 10'000 Kubikmeter Gesteinsmaterial verbaut.
Die Bauzeit wurde von Aargau Verkehr bewusst in die Herbstferien gelegt. So treffen die Behinderungen weniger Pendler (vor allem weniger Schüler). Die Fahrpläne bleiben gleich, nur für Gontenschwil existiert ein Spezialfahrplan. Das Ziel sei, den Fahrplan während der Bauzeit einzuhalten, sagt AVA-Kommunikationsleiter Erwin Rosenast. Noch erreiche man das nicht ganz.
Nach 40 Jahren ist der Gleisabschnitt reif für eine Erneuerung. «Wir machen die Ferrari-Variante der Gleiserneuerung», sagt Grütter anlässlich einer Medienorientierung vor Ort. Nicht nur würde ein Totalumbau gemacht, inklusive neuer Sickerleitungen und eines neuen Kabelkanals. Es würde auch das beste Material verwendet, wie etwa die neuen SBB-I-Schienen und der beste Schotter. «Der neue Streckenabschnitt hält nun für die nächsten 50 Jahre», so Grütter.
Schon bevor in der Nacht auf Samstag die alten Schienen entfernt und mit dem Aushub begonnen wurde, hat man die Gontenschwilerstrasse auf der Höhe Glas Trösch verschoben, um die Gleiskurve anzupassen. Dies soll den Fahrkomfort verbessern. Bis gestern Abend wurde sämtliches Aushubmaterial abgeführt und mit dem Einfüllen des Schotters begonnen.
Der Abtransport des Aushubs und die Lieferung des neuen Schotters (dauert bis heute Abend) stellt eine logistische Herausforderung dar, wie Daniel De Morsier, Bauführer der Zofinger Vanoli AG, sagt: «Wir haben 35 Lastwagen im Einsatz und brauchen dafür im Zweischichtbetrieb 70 Chauffeure. Während der Herbstferien gibt es mehr Baustellen als sonst, die Unternehmen sind ausgelastet, deshalb kamen wir logistisch an unsere Grenzen.» Für die Fahrten wurden zum Grossteil Firmen aus der Region verpflichtet.
Eine weitere Herausforderung: die Gleisentwässerung. Der Bereich rund um das Pumpwerk Oberkulm (steht neben den Gleisen) ist Grundwasserschutzzone. Dort muss unbedingt vermieden werden, dass Schmutz über die Gleise ins Grundwasser geleitet wird. Um die Sickerleitungen, die innerhalb der Schutzzone verlegt werden, liegt Folie, damit kein Schmutzwasser ins Erdreich gelangt.
Der Streckenabschnitt, der als Nächstes erneuert wird, steht schon fest. Wenn möglich nächstes Jahr oder 2020 ist die Strecke zwischen Leimbach und Reinach dran. Sie hat ihr 40. Altersjahr auch schon überschritten.