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Aargau
Wyna/Suhre
Was sie bereits befürchtet hatten, ist nun eingetroffen. Die Bauernfamilie Strub aus Attelwil musste über Nacht umdisponieren.
Christa Strub hat es geahnt. Sie hat sich schon vor zehn Tagen bei der Stadtpolizei Aarau erkundigt, ob es auch den Wochenmarkt treffen könnte. Nun hat es ihn getroffen. Wegen der Notlage, die der Bundesrat ausgerufen hat, findet der Markt bis am 19. April nicht statt. Das trifft die Familie hart. Der Wochenmarkt ist ihre Haupteinnahmequelle. «Wir verkaufen restlos alles über den Markt», sagt Christa Strub.
Auf dem Hof in Attelwil leben Wollschweine, Bresse-Hühner, Charolais- Rinder, Spiegelschafe und Ziegen. Das Fleisch verkauft die Familie auf dem Markt. «Wir haben uns schon früh überlegt, welche Auswirkungen das Corona-Virus für uns haben könnte und welche Alternativen wir haben», sagt Christa Strub. Als am Freitag vor einer Woche kommuniziert wurde, dass die Schulen geschlossen werden, haben die Strubs eine Nachtschicht eingelegt. Sie ahnten, dass der Markt am Samstag der letzte für längere Zeit sein könnte. «Wir haben zusammen mit einem Kollegen einen Flyer für einen Lieferdienst entworfen, diesen selber gedruckt und zugeschnitten.» Den Flyer haben sie den Kundinnen und Kunden letzten Samstag am Markt mitgegeben. «Immerhin konnten wir sie so über den Lieferservice informieren.»
Seit dieser Woche ist die Familie daran, auf Lieferbetrieb umzustellen und den Hofladen auf Vordermann zu bringen. Christa Strub kann sich gut vorstellen, dass es Leute aus der Region gibt, die lieber in einem Hofladen anstatt beim Grossverteiler einkaufen. Zumal die Familie nicht nur Fleisch im Angebot hat. Auch frische Eier kann man kaufen, Teigwaren, Mehl und Milchprodukte.
Die Auslieferungen finden jeweils am Samstag statt. Bestellen muss man bis Freitagmittag. Auf der Liste ist auch frisches Brot. «Eine Bäuerin aus dem Dorf hat spontan angeboten, für uns Brot zu backen», erzählt sie. Sie seien im Moment wahnsinnig unter Druck. «Die Situation geht an die Substanz.» Aber der Betrieb müsse weitergehen.
Erschwerend kommt dazu, dass seit Montag auch die drei Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren zu Hause sind, weil die Schule ausfällt. «Immerhin haben wir einen grossen Hof», sagt Christa Strub und schmunzelt. «Da können sie sich draussen austoben.» Für Homeschooling blieb diese Woche wenig Zeit. «Wir müssen zuerst den Betrieb umkrempeln.»
Die Kundinnen und Kunden kommen jetzt nicht mehr einfach am Marktstand vorbei und kaufen spontan ein. Sie geben telefonisch und per E-Mail Bestellungen auf. «Ich führe Listen und beantworte Anfragen», sagt Christa Strub. Die Administration brauche viel Zeit. Es gebe Leute, die anfragen, ob auch nach Aarburg geliefert werde. «Ich sage dann jeweils, sie sollen noch im Kollegenkreis nachfragen, ob sonst noch jemand interessiert ist, dann lohnt sich eine längere Anfahrt.» Sie muss die zur Verfügung stehenden Ressourcen einteilen. Die Auslieferungen machen Christa und ihr Mann Michel Strub alleine. «Die Mitarbeitenden, die uns am Wochenmarkt helfen, können alle nicht Auto fahren.» Aber sie helfen beim Abpacken, Einrichten und Flyerdrucken.
Persönlich wünscht sie sich, dass die Menschen sich in der schwierigen Situation an die Regeln halten und zu Hause bleiben. «Dann dauert der Ausnahmezustand hoffentlich nicht länger.» Christa Strub ruft auch dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und kleine Betriebe zu unterstützen.