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Aargau
Wyna/Suhre
Ein dorfbekannter Mann wurde am Samstag blutüberströmt gefunden. Für seinen Nachbarn ist klar: Ein Fall von «massiver Gewalt». Die Polizei ist sich nicht sicher.
Eigentlich wollte Fabio Bernasconi am Samstag nur seine Eltern vom Zürcher Flughafen abholen. Doch was die Familie bei der Ankuft zuhause gegen 22:30 Uhr erwartete, erschüttert derzeit ganz Moosleerau.
Bernasconis Nachbar L. (Name der Redaktion bekannt) sass blutüberströmt auf der Bank vor seinem Haus – mit einem Schädel-Hirn-Trauma, Riss- und Quetschwunden sowie zahlreichen Prellungen und Schürfungen.
Die Kantonspolizei startete am Mittwoch einen Zeugenaufruf. Sie will herausfinden, ob L. wirklich verprügelt wurde. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig: Bis am Donnerstag hat sich noch kein Zeuge gemeldet, und die Verletzungen könnten auch von einem schweren Sturz stammen. Laut Polizeiangaben gab L. am Samstag selber an, gestürzt zu sein.
L. war stark betrunken, als die Ambulanz eintraf. Erst am Dienstag habe er sich auf dem Posten gemeldet und von der Prügelei berichtet. Am Samstag verhielt sich der Mann «renitent», so die Polizei.
Gegenüber der az präzisiert Mediensprecher Bernhard Graser: «Als die Ambulanz den Mann untersuchen wollte, riss dieser sich los, ging in sein Haus und sperrte sich ein. Kantons- und Regionalpolizei konnten ihn schliesslich durch die Türe dazu überreden, herauszukommen.» Daraufhin verbrachte L. zwei Tage im Spital. In Moosleerau ist L. bekannt und derzeit das Dorfgespräch.
Für Fabio Bernasconi ist klar, dass L. nicht gestürzt, sondern brutal verprügelt worden ist: «Man sah deutlich, dass jemand massive Gewalt angewendet hat. Schliesslich wies er gleich drei Platzwunden auf. Dass er sich zudem der Ambulanz nicht zeigen wollte und seine Verletzung marginalisierte, entspricht einem typischen Opferverhalten.»
Der Angriff habe auf dem Moosleerauer Waldfestplatz stattgefunden. Dafür würde auch der Dreck an der Hose des Opfers sprechen sowie dessen Mütze, die auf besagtem Waldstück gelegen habe. Gegenüber der Polizei sagte der 67-Jährige L., dass ein junger Mann ihm um zirka 20:30 Uhr vor der Sternen-Bar anbot, ihn nachhause zu fahren. Dann sei er mit ihm am Haus vorbei in den Wald gefahren und habe ihn dort verprügelt.
Sein Nachbar habe keine Feinde und sei liebenswürdig, so Fabio Bernasconi. Bernasconi unterstützt die Polizei, indem er auf Facebook einen eigenen Zeugenaufruf startete.
Dieser wurde 1300-mal geteilt – und das bei einer Einwohnerzahl von 900 in Moosleerau. «Diese Mithilfe ist auch in unserem Sinne», so Polizeisprecher Graser. Eine Spurensicherung wurde im Wald nicht vorgenommen.
Laut Bernasconis Facebook-Eintrag, der auf Aussagen von L. basiert, war der Täter zirka 175 Zentimeter gross, schlank und zwischen 20 bis 30 Jahre alt. Sein Auto hatte eine «eher helle» Farbe.
Die Polizei ermittelt weiter. «Dieser Fall birgt einige Fragezeichen. Das ist oft so, wenn Alkohol im Spiel und die Erinnerung getrübt ist», so Graser.
Ein Mann aus der Region, der L. seit Jahren kennt und namentlich nicht genannt werden will, hat angeblich erfahren, dass L. noch am Morgen darauf um 9 Uhr 2,5 Promille im Blut hatte. Er glaubt nicht an eine Prügelei, sondern an einen Sturz: «L. ist gegenüber Fremden misstrauisch und würde nicht einfach in ein Auto steigen.»